Innovationen:113 Einwohner, 150 Arbeitsplätze

Innovationen: Das Arbeitsklima bei der Firma Hagl beschreibt Christoph Vogler als familiär. Er schätzt es, dass er im ländlichen Raum arbeiten kann.

Das Arbeitsklima bei der Firma Hagl beschreibt Christoph Vogler als familiär. Er schätzt es, dass er im ländlichen Raum arbeiten kann.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Autozulieferer Hagl in der kleinen Ortschaft Gütlsdorf ist seit seiner Gründung 1990 enorm gewachsen. Gefertigt werden dort Prototypen und Kleinserien für neue, hochwertige Fahrzeugmodelle

Von Katharina Aurich, Attenkirchen

Im Landkreis gibt es viele besondere Firmen und Geschäftsideen. Die Unternehmensgründer haben Nischen für sich entdeckt, die sie von anderen abheben - das macht sie weit über die Region hinaus bekannt. Wie zum Beispiel der Autozulieferer Hagl in der kleinen Ortschaft Gütlsdorf.

Es begann mit einer kleinen Werkstatt auf einem Bauernhof in Gütlsdorf bei Attenkirchen, in der sich Helmuth Hagl 1990 selbständig machte und Karosserieteile sowie Prototypen für BMW und Oldtimer herstellte. Inzwischen ist aus dem kleinen Betrieb, der damals zwei Mitarbeiter beschäftigte, ein international gefragtes Blech- und Metallverarbeitendes Unternehmen mit 150 Arbeitsplätzen geworden, das so klangvolle Firmen wie Bentley, Rolls Royce oder Porsche mit Autoteilen in kleiner Stückzahl beliefert. Der Standort Gütlsdorf mit seinen 113 Einwohnern sei ein Glücksfall für das Unternehmen, sagt Christoph Vogler. Er absolvierte bei Hagl seine Ausbildung, studierte anschließend Maschinenbau, kehrte zurück und leitet jetzt die Abteilung Werkzeugbau.

Das Familienunternehmen Hagl wird inzwischen von Jürgen Hagl, dem Sohn des Gründers, geführt. Kontinuierlich kommen jedes Jahr neue Mitarbeiter dazu. Der Betrieb bildet inzwischen in vier Berufen aus, es entstanden neue Werkshallen und ein modernes Verwaltungsgebäude. Strategisch sei die Lage Attenkirchens sehr gut, man sei schnell auf der Autobahn und erreiche rasch die Autobauerstädte Ingolstadt und Stuttgart. Auch vom Flughafen hätten es die Kunden nicht weit, schildert Vogler. "Wir liegen zwar abseits, können aber alles Wichtige schnell erreichen". Der junge Mann wohnt selbst in Schweitenkirchen, "wenn man auf dem Land arbeitet, steht man selten im Stau und fährt meist gegen den Strom", erzählt er. Die Mitarbeiter Hagls fänden in der Gemeinde Attenkirchen noch bezahlbare Grundstücke, wenn sie bauen möchten, und die Lage auf dem Wohnungsmarkt sei nicht so angespannt wie im direkten Flughafenumland. Vogler ist überzeugt, dass man die großen gesellschaftlichen Probleme, wie den wachsenden Verkehr oder die Wohnungsknappheit, lösen könnte, wenn es mehr Unternehmen und Arbeitsplätze in ländlichen Regionen gäbe. Aber er ist optimistisch, offensichtlich werde ein Ausbildungsplatz auf dem Land für junge Menschen aus den Städten immer attraktiver, denn die Firma Hagl erhalte zunehmend auch aus den Ballungsräumen Bewerbungen für eine Lehre als Bürokauffrau, Feinwerkmechaniker, technischer Produktdesigner und Karosseriebauer. Allerdings spüre man den Fachkräftemangel, häufig könnten Stelle erst nach längerer Suche besetzt werden, schildert Vogler. Er findet, dass sein Arbeitgeber viel zu bieten habe: Für die Fertigung von Prototypen und Kleinserien für hochwertige, neue Automodelle würden immer die aktuellsten Technologien eingesetzt, die Bezahlung der Mitarbeiter und das Arbeitsklima seien gut und familiär. Es gebe zwar keine Kantine, aber Attenkirchen verfüge über einige gute Gastwirtschaften, die die Mitarbeiter mittags versorgten und von dem Unternehmen profitierten.

Besonders stolz sind die Mitarbeiter zurzeit auf die neue "Roboter-Fügezelle". Hinter einem Gitterkasten, der für den Arbeitsschutz nötig ist, steht der riesige Schweißroboterarm, der Blech - und Metallteile zusammenfügt. Das Unternehmen ist auch in Sachen Elektromobilität engagiert, entwickelt und baut zum Beispiel Stromschienen aus Kupfer als Prototypen oder in Serie für Elektromotoren.

Vogler, der selbst studiert hat, stellt fest, dass immer mehr seiner Kollegen Akademiker sind, die beispielsweise für Kundenkontakte und Korrespondenz mit Auftraggebern in England, Portugal oder Spanien zuständig seien. Durch diese Verbindungen der Firma Hagl würden auch die Namen der Orte Gütlsdorf und Attenkirchen und der Hallertau in Europa bekannt, freut sich der Werkzeugbauer.

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