Stadtentwicklung:Weniger Autos und mehr Sitzbänke

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Was wünschen sich die Erdinger für ihre Innenstadt? Diesmal war die Meinung von Eltern und Kindern gefragt. (Foto: Renate Schmidt)

Die Bürgerschaft darf mitreden bei der Neugestaltung der Erdinger Innenstadt. Diesmal geht es um die Vorschläge von Familien und Jugendlichen. Sie eint ein gemeinsamer Wunsch.

Von Philipp Schmitt, Erding

Wie kann die Erdinger Innenstadt für Familien, Kinder und Jugendliche noch attraktiver werden? Dazu war vergangenen Mittwoch bei Workshops die Meinung von Familien und Jugendlichen gefragt. Die beiden Gruppen liegen mit ihren Anliegen gar nicht so weit auseinander: Sie wünschen sich mehr Treffpunkte.

„Es wurden gute Vorschläge gemacht“, lautet das Fazit von Gabriele Ostertag von der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA). Die GMA wurde von der Stadt mit der Erstellung eines Zukunftskonzepts (Masterplan Innenstadt) beauftragt. Am Arbeitstreffen „Jetzt sprechen die Familien – wir gestalten die Innenstadt von morgen“ nahmen 15 Bürger und Bürgerinnen teil. Sie wünschen sich in der Altstadt breitere Gehwege, mehr Sitzbänke, Spielflächen, Veranstaltungen für Kinder (zum Beispiel Kindertheater) und schöne, ruhige Plätze – wo Kinder vor Unfällen relativ sicher und Eltern deshalb entspannter wären.

Darüber hinaus wünschten sich Teilnehmer des Workshops „Familie“ eine temporär autofreie Innenstadt und die Lange Zeile als Fußgängerzone oder zumindest Einbahnstraße. Als Ziele wurden von den Eltern Fußgängerzonen im Bereich Lange Zeile/Grüner Markt genannt. Die Aufenthaltsqualität könnte durch sichtbare Wasserläufe und mehr Bäume verbessert werden. Gewünscht wurde auch ein auf Familien ausgerichtetes Angebot in Innenstadt-Geschäften. 

Eine Mutter erklärte, dass es keinen Spaß mache, mit Kindern durch die Stadtmitte zu flanieren. In einigen Bereichen und Geschäften sei mit dem Kinderwagen kein Durchkommen. Stefanie Schmidt aus Erding wünscht sich im Stadtkern einen kleinen Spielplatz, Sandkasten, Rutschen für Kinder. Wie in anderen Städten, zum Beispiel in Garching oder Ingolstadt, könnten Angebote wie Kicker, Tischtennis, Schach oder Trampolin zum Verweilen anregen. Es sollte auch Plätze geben, wo Familien ein Picknick machen könnten.

Den Familienworkshop leitete Gabriele Ostertag. (Foto: Renate Schmidt)
Das Arbeitstreffen fand im Haus der Begegnung am Rätschenbach statt. (Foto: Renate Schmidt)

Bei einer verstärkten Verkehrsberuhigung würde eine Mutter mit ihrem vierjährigen Sohn viel lieber in die Stadt gehen: „Autos bedeuten Lärm und Stress, deshalb kann ich mich derzeit in der Innenstadt nicht entspannen und das Kind nicht frei laufen lassen, weil ich wegen des Straßenverkehrs und der Unfallgefahren immer voll aufpassen muss“, war zu hören.

Kräuterpädagogin Monika Steiger aus Altenerding wünscht sich im Stadtkern eine bessere Aufenthalts- und Verweilqualität und mehr Grünflächen mit geringerem Versiegelungsgrad. Kavalci Büsra könnte sich eine Art Fußgängerzone rund um den Grünen Markt vorstellen. Zudem fehle in Erding für Eltern ein Treffpunkt zum Erfahrungsaustausch. Sie wolle deshalb im Frühjahr 2025 in der Nähe der Stadthalle auf private Initiative ein Eltern-Kind-Café eröffnen. 

Trinkwasserbrunnen für heiße Tage stehen oben auf der Wunschliste

Eine weitere Workshop-Teilnehmerin könnte sich am Schrannenplatz öffentliche Musikinstrumente für Kinder, die dort musizieren wollen, vorstellen. Ralf Rossa sagte, dass sich Familien in Erding wohlfühlen können und viel für Familien getan werde. Der Familienvater fände aber breitere Gehwege und mehr Sitzbänke gut. Weitere Teilnehmer wünschten sich Trinkwasserbrunnen für heiße Sommertage und Ermäßigungen beim Einkauf (Familienpass) in der Innenstadt.

Petra Bauernfeind (FW) nahm am Workshop teil und stand Rede und Antwort: „Wir wollen, dass sich Familien in einem familienfreundlichen Erding wohlfühlen“, sagte die Zweite Bürgermeisterin. Die Stadt biete neben speziellen Familien-Angeboten mit Schwimmbad, Kronthaler Weiher, Sportanlagen ein breit gefächertes Angebot für Familien. Eine Fußgängerzone beziehungsweise eine Einbahnstraße an der Langen Zeile oder am Grünen Markt sah sie kritisch. Denkbar wäre eine Art Fußgängerbereich zwischen Schrannenplatz und Schönem Turm. 

Die Jugendlichen hätten gerne einen „chilligen Treffpunkt“

Auch im Korbinian-Aigner-Gymnasium fand ein Workshop mit Schülern und Schülerinnen statt, an dem sich 15 junge Leute beteiligten. Die Jugendlichen hätten in der Innenstadt gerne einen „chilligen Treffpunkt“ mit coolen Sitzgelegenheiten unabhängig von einer Gastronomie. Ansonsten sei die Innenstadt mit Eisdielen und Einkaufsmöglichkeiten aber gut bewertet worden, sagte Gabriele Ostertag dazu.

Ihr Fazit: Erding habe schon jetzt viel zu bieten und befinde sich „auf einem guten Niveau“, wie die Workshops und eine Umfrage mit etwa 1000 Befragten gezeigt hätten. Es gebe aber Verbesserungspotenzial, „deshalb erstellen wir eine Art Hausaufgabenliste mit Maßnahmen für die Zukunft, um die Altstadt künftig noch schöner zu machen.“ Das Maßnahmen-Konzept „Masterplan Innenstadt“ der GMA soll demnächst fertiggestellt und dem Stadtrat vorgelegt werden.

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Wolfgang Haberger ist seit 1992 Geschäftsführer des Zweckverbands zur Wasserversorgung Moosrain im Landkreis Erding. Der Verband beliefert insgesamt 20 000 Einwohner und den Flughafen München mit Trink-, Brauch- und Feuerlöschwasser. Einen langen heißen Sommer fürchtet er - noch - nicht, einen Stromausfall schon.

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