Innenminister Herrmann erlaubt Erding die Umsetzung:Covid 19-Hilfskrankenhaus

Lesezeit: 2 min

Die erste Leichtbauhalle wird bereits umgebaut und soll eine Kapazität von bis zu 160 Betten haben. Sieben weitere Hallen stehen bei Bedarf zur Verfügung

Von Florian Tempel und Gerhard Wilhelm, Erding

Die Arbeiten haben bereits begonnen, damit schon ab kommenden Mittwoch, 1. April, im stillgelegten Warteraum Asyl am Fliegerhorst Erding ein Covid 19-Hilfskrankenhaus den Betrieb aufnehmen kann. Vor fast einer Woche hatte Landrats Martin Bayerstorfer (CSU) von der Idee der Führungsgruppe Katastrophenschutz berichtet, acht Leichtbauhallen, die vor vier Jahren zur vorübergehenden Unterbringung von Flüchtlingen aufgebaut worden waren, für die Versorgung von Covid 19-Patienten umzurüsten. Nun gibt es grünes Licht von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann für zumindest eine Halle, wie Bayerstorfer am Donnerstag sagt. Für die restlichen sieben müsse noch das Placet der Regierung von Oberbayern erfolgen, mit der man im ständigen Gespräch sei, hieß es.

Derzeit wird nun deshalb eine der Leichtbauhallen für bis zu 160 Patienten eingerichtet. Das Hilfskrankenhaus soll mit eigenem Klinikpersonal betrieben werden. Den Personalbedarf hat Klinikleiter Dirk Last mit je einem Arzt und vier Pflegekräften pro 40 Betten beziffert. Der weitere Ausbau soll je nach Bedarf erfolgen. Die sieben weitere Leichtbauhallen, die alle nebeneinander stehen, könnten ebenfalls zu Covid 19-Lazaretten werden und so die Kapazität bis auf etwa 1000 Betten erhöht werden. So können man auch den umliegenden Landkreisen Unterstützung anbieten, betonte Bayerstorfer: "Wir müssen jetzt schnell und durchdacht die Vorbereitungen vorantreiben, damit wir bei weiter steigenden Patientenzahlen unser Klinikum entlasten können."

Der Erdinger Landrat hat seit Tagen auf die Zusagen von weiter oben gewartet und nach eigenen Angaben "jeden Tag Druck gemacht". Doch der Dienstweg über die Regierung von Oberbayer und bayerische Ministerien bis rauf nach Berlin dauerte seine Zeit. Bürokratisch gesehen ist der zum Jahresende stillgelegte Warteraum Asyl keine einfach Angelegenheit: Das Gelände steht unter der Verwaltung Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, das Areal liegt im Sicherheitsbereich der Bundeswehr und das letzte Wort hat hier doch das Bundesinnenministerium. Letzteres hatte Ende 2019 bekanntgeben, dass der Warteraum Asyl in einen Standby Modus versetzt wird. "Die Infrastruktur bleibt für einen möglichen Hochlauf zum größten Teil bestehen", hieß es damals, im Bedarfsfall sollte der Warteraum "innerhalb von 48 Stunden reaktiviert werden können".

Der Warteraum Asyl verfügt über mehr als 3000 Schlafplätze in alten Flugzeugunterständen und neuen Leichtbauhallen. Für so viele Menschen sind auch die Infrastruktur zur Versorgung und die sanitären Einrichtungen ausgerichtet. Alles ist aber nur für eine vorübergehende Unterbringung von Menschen eingerichtet. Nachdem das Camp im Herbst 2015 in großer Eile errichtet worden war, durchliefen es bis zum Frühjahr 2016 fast 100 000 Flüchtlinge. Alle blieben nur kurz im Warteraum.

Nun wird der Warteraum Asyl, zumindest teilweise, aber schneller als erwartet, für ein anderen dringenden Zweck reaktiviert. Landrat Bayerstorfer und Mitglieder de Führungsgruppe Katastrophenschutz waren schon vor einer Woche draußen am Fliegerhorst und haben sich die Gegebenheiten angeschaut. Die umgebauten Shelter - alte, halbrunden Betongaragen für Düsenflugzeuge - schienen für Kranken ungeeignet. Doch die modernen, weißen Leichtbauhallen wären für ein Hilfskrankenhaus gut verwendbar, befanden alle. In den Hallen stehen zwar Stockbetten. "Doch man muss nur das obere runter nehmen, dann blieben 160 Betten für Kranke", sagte Bayerstorfer. Gut sei auch, dass die Betten eh schon durch Stellwände getrennt sind. Bayerstorfer hat zudem eine Sauerstofferzeugungsanlage gekauft. Die 160 000 Euro teuere Anlage soll den für die Behandlung von Covid 19-Patienten wichtigen Sauerstoff liefern, der mit einem Schlauchsystem an jedem Krankenbett bereitgestellt werden soll. Es gehe dabei nicht um den Betreib von Beatmungsgeräten, sondern um Sauerstoffmasken, die Covid 19-Patienten das Atmen erleichtern können.

In der aktuellen Pressemitteilung aus dem Landratsamt heißt es: "Erste Arbeiten wurden bereits am gestrigen Mittwoch durchgeführt. So wurden bereits Sanitärcontainer angeliefert und auch die nötige Bettwäsche und Schutzkleidung befinden sich bereits in Anlieferung." Außerdem haben man auch schon ein "Betriebskonzept wurde bei der Regierung von Oberbayern eingereicht".

© SZ vom 27.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: