Süddeutsche Zeitung

Infrastruktur:Die Zukunft liegt im Süden

Verkehrsberater Vieregg wird im Stadtrat eine neue Trassenvariante für den Bahnausbau vorstellen. Die Idee war auch dem Petitionsausschuss vorgelegt worden. Die Planungen gehen vorerst ohne Alternative weiter

Von Florian Tempel, Dorfen

Es gibt etwas Neues zum Bahnausbau in Dorfen. Martin Vieregg vom Münchner Verkehrsberatungsbüro Vieregg-Rössler wird am kommenden Dienstag im Stadtrat - im Sparkassensaal, Beginn ist 19 Uhr - eine neue Trassenvariante vorstellen, die einen Tieferlegung der Gleise in einen Trog zu relativ günstigen Konditionen möglich machen soll. Die Kernidee ist, die Gleise ein gutes Stück weiter nach Süden zu verlegen, als bisher geplant. Diese Idee hatte als erster Georg Brandhuber von der Bürgerinitiative. Beim Besuch des Petitionsausschusses des Bundestags im Juni, präsentierte dann auch Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) den Vorschlag, den die Parlamentarier aus Berlin als mögliche und sinnvolle Konsenslösung verstanden. Vieregg ist im Mai von der Stadt als Berater zum Thema Bahnausbau engagiert worden. Er soll die Dorfener Forderung nach einer Tieferlegung der Bahngleise im Stadtbereich argumentativ unterstützen. Sein Büro beschäftigt sich seit 1991 mit Studien und Analysen zu Bahnprojekten wie der zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München oder Stuttgart 21. BI-Gründer Brandhuber hatte ihn im Frühjahr kontaktiert, nachdem der Petitionsausschuss des Bundestags bekannt gegeben hatte, er werde nach Dorfen kommen. Brandhuber regte daraufhin an, dass die Stadt sich Vieregg als Experten an die Seite hole. Der Besuch des Ausschuss war ebenfalls Brandhuber zu verdanken, der im Namen der Bürgerinitiative schon viele Monate vorher eine Petition beim Bundestag eingereicht hatte. Diese war offenbar sehr eindringlich und überzeugend.

Der Besuch von drei Mitgliedern des Petitionsausschusses fand am 6. Juni statt. Bei einer Ortsbegehung präsentierte Bürgermeister Grundner den Vorschlag, den Vieregg nunmehr detaillierte ausgearbeitet hat: Wenn die Gleise weiter nach Süden verlegt werden, können die Züge auf Höhe der Bundesstraße B 15 im Hausmehringer Hang in einem Tunnel verschwinden. Dann wäre eine B 15-Brücke über die Gleise nicht mehr in der massiven Bauweise erforderlich, wie es Planungsstand der Bahn ist. Eine Verlegung der Bahngleise weiter nach Süden, ist erst dadurch überhaupt denkbar geworden, weil die Ziegelei Meindl 2016 überraschend geschlossen wurde. Auf dem ehemaligen Firmengelände, das 23 Hektar umfasst, will die Stadt einen neuen Stadtteil entwickeln. Die Mitglieder des Petitionsausschusses zeigten sich interessiert an dem neuen Vorschlag. Gero Storjohann (CDU), stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses, sagte, mit dieser Variante könnte man das geplante Stadtquartier wohl eleganter anschließen. Auch Anette Sawade (SPD) und Harald Weinberg (Linke) fanden die Lösung als bemerkenswert.

Für die Stadt Dorfen hatte der Ausschussbesuch den Vorteil, dass man Zeit gewonnen hat. Wegen der Bundestagswahl wird sich der neue Petitionsausschuss wohl erst in einem halben Jahr wieder des Themas annehmen. Der Bundestag kann zwar nicht der Bahn AG direkte Anweisungen geben, aber daraufhin wirken, dass eine konsensfähige Lösung für Dorfen gefunden wird.

Die Bahn AG stoppt deswegen aber nicht ihr weiteres Vorgehen. Bahnsprecher Michael-Ernst Schmidt sagte noch einmal, "unsere Vorplanung ist abgeschlossen". Die Pläne der Bahn sehen lediglich ein kurzes Stück tiefer gelegter Gleise im Stadtbereich von Dorfen vor. Schmidt sagte weiter, derzeit laufe die Ausschreibung für die detaillierte Entwurfsplanung der etwa 45 Kilometer langen Ausbaustrecke von Markt Schwaben bis Ampfing, die Ende des Jahres an Ingenieurbüros vergeben werde. Der Chefplaner der Bahn, Klaus-Peter Zellmer, räumte aber auch ein, dass man die 3,8 Kilometer in Dorfen, der aus mehr als einem Grund schwierig sei, auch als letzten Abschnitt detailliert durchplanen könne. Damit machte Zellmer klar, dass die Bahn zwar erst mal weiter mache wie geplant, man sich auf der anderen Seite jedoch auch darauf einrichte, dass sich noch mal was ändern kann.

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Quelle:
SZ vom 07.10.2017
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