Impfungen:Mehr Beratung, weniger Infizierte

Schwangere sollten sich gegen Grippe impfen lassen

Seit Einführung der Impfberatungspflicht nimmt die Zahl der Schutzimpfungen auch im Landkreis wieder zu.

(Foto: Franziska Gabbert/dpa)

Seit 2015 müssen sich Eltern, die ihre Kinder in eine Kindertagesstätte schicken wollen, über Impfungen informieren. Die Maßnahme zeigt Wirkung. Heuer wurde bislang noch kein einziger Masernfall im Landkreis gemeldet

Von Korbinian Hartmann

Erding - Seit 2015 in Bayern die Impfberatungspflicht in Kindertagesstätten eingeführt wurde, nehmen laut Ärzten und Erziehern die Schutzimpfungen in Erding zu. Parallel sinken daher bei einigen Krankheiten die Infektionszahlen. Um aber Krankheiten wie beispielsweise die Masern auszurotten, gilt es laut Gesundheitsministerium, eine Durchimpfungsquote von 95 Prozent zu erreichen, die im Freistaat noch nicht in Sicht ist. Verantwortlich macht das Ministerium dafür eine weiterhin bestehende Impflücke in der Bevölkerung, weswegen auch Ärzte aus dem Landkreis zu Impfungen raten.

Impfgegner aus Erding zögern dagegen das Erreichen der Durchimpfungsquote hinaus. Zwar liegen beim Gesundheitsamt laut Pressesprecherin Daniela Fritzen keine Meldungen über bleibende Schäden in den vergangenen Jahren vor. Die Heilpraktikerin und Impfgegnerin Sabine Kohne warnt dennoch. Nach eine Grippeimpfung könnten zum Beispiel ältere Menschen an einem gestörten Schmerzempfinden leiden. Aber nicht nur wegen direkter Impfschäden hält Kohne Impfungen für riskant. "Viele Menschen werden unaufmerksam, weil sie sich sicherer fühlen." Beispielsweise vergessen Erwachsene einen Termin zur Nachimpfung und seien für Krankheiten dann noch anfälliger. Des Weiteren prüften Waldspaziergänger seltener, ob sie von einer Zecke gebissen worden sind. Der Impfstoff schützt nur vor einer speziellen Form der Hirnhautentzündung (FSME), nicht vor einer Borreliose.

Der Dorfener Allgemeinmediziner Emil Rudolf mahnt allerdings, dass die Zahl der Patienten mit Hirnhautentzündung durch FSME wieder zugenommen habe. "Das Risiko für einen bleibenden Schaden durch eine Zeckenimpfung ist deutlich geringer, als an FSME zu erkranken." Vor einigen Jahren habe er es gehäuft mit Mumps zu tun gehabt, wodurch viele nicht geimpfte Jungen unfruchtbar geworden seien. Patienten mit Impfschäden dagegen habe es in seiner Praxis bisher noch nicht gegeben. Daher spricht sich Rudolf bei den Eltern stets für eine Impfung aus. So sei die Zahl der Masernerkrankungen bei ihm eindeutig rückläufig, den letzten Patienten habe er vor mehr als zehn Jahren behandelt. Laut Gesundheitsamt habe es im Landkreis in diesem Jahr keinen Fall von Masern gegeben, bayernweit steigt laut Bayerischen Ministerium für Gesundheit und Pflege dagegen die Zahl der Fälle.

Auch im Awo-Kinderhaus Zum Sonnenschein in Erding merke man, dass sich die Eltern nun beraten lassen müssen, so Leiterin Sandra Liebold. "In den beiden vergangenen Jahren hatten wir ausschließlich geimpfte Kinder, seitdem gab es bei uns auch keine Windpocken mehr." Für die Eltern gebe es Aushänge bezüglich der Informationen der Ministerien sowie entsprechende Hinweise, wenn Infektionserkrankungen im Umlauf sind. "Liegt keine Impfung vor, verweisen wir die Eltern an einen Arzt", betont Liebold. Die Entscheidung liege aber bei den Eltern. "Sie wissen am besten, was gut für Ihre Kinder ist", so Liebold.

Gerade bei den Jüngsten bleibt Allgemeinmediziner Emil Rudolf aber hartnäckig, auch wenn die Eltern ihren Nachwuchs erst im späteren Alter impfen lassen wollen. "Viele Eltern denken, dass ihre Kinder den Impfstoff besser vertragen, wenn sie älter sind." Weil der Stoff allerdings nicht sofort wirke, ist die Impfung möglichst früh wichtig. Obwohl die Kinder direkt nach der Geburt gegen bestimmte Krankheiten immun sind, käme es zu einer Schutzlücke. Eine frühe Impfung helfe somit auch denen, die sich nicht haben impfen lassen. "Ab einer bestimmten Durchimpfungsquote können sich nicht geimpfte Menschen kaum noch anstecken", sagt er. Auch weil in den vergangenen Jahren viele Menschen ohne Impfschutz nach Deutschland gekommen seien und es weiterhin viele Impfgegner gebe, dauere es noch, bis Krankheiten wie die Masern ausgerottet seien.

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