Impfen:Erst Stress, dann Ärger

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Der Pflegestern hat im Landkreis Erding je eine Einrichtung in Finsing und in Oberding (hier im Bild). In Oberding steht für Anfang Februar auf der Liste zur Erstimpfung. Pflegestern-Geschäftsführer Peter Haile hatte einen früheren Termin erwartet. (Foto: Renate Schmidt)

Der Pflegestern-Geschäftsführer kann nicht verstehen, warum die Häuser in Oberding und Finsing trotz einer ministeriellen Vereinbarung nicht zuerst geimpft wurden. Zudem bemängelt er die Kommunikation von Seiten des Impfteams. Das BRK weist die Kritik zurück

Von Regina Bluhme, Erding

Peter Haile, Geschäftsführer der Pflegestern Seniorenservice gGmbH mit Sitz in Poing, hat vor kurzem seinem Ärger über das BRK-Impfteam öffentlich Luft gemacht: Während die Pflegestern-Bewohner im Landkreis Ebersberg längst geimpft seien, sogar zweifach, seien die Häuser in Finsing und Oberding bislang leer ausgegangen - obwohl laut einer Kooperation mit dem bayerischen Gesundheitsministerium die Pflegestern-Einrichtungen als erstes vom Impfteam angesteuert werden sollten. Von einer derartigen Anordnung wisse man nichts, heißt es beim Erdinger BRK-Kreisverband. Am Donnerstag war nun die Einrichtung in Finsing an der Reihe. Oberding ist am 8. Februar dran - sofern dann genügend Impfstoff da ist.

Peter Haile wurmt besonders die "Nullkommunikation" mit dem Erdinger Impfteam, namentlich mit dem Organisationsleiter im Erdinger Impfzentrum. Dieser habe weder auf Telefonanrufe noch auf E-Mails reagiert, sagt er gegenüber der SZ. Der Impfzentrums-Leiter wiederum verwehrt sich auf Facebook gegen jede Kritik und verweist mit zum Teil recht drastischen Worten auf den Stress, dem er und Kollegen ausgesetzt seien. Dass die Arbeit des Impfteams Kraft kostet, das sieht Haile durchaus. "Aber Stress haben wir doch gerade alle."

Und "Riesen-Stress" hätten auch die Mitarbeiter in den Pflegestern-Häusern gehabt, die bereits vor Weihnachten begonnen hätten und dann sogar über die Feiertage hinweg durchgearbeitet hätten, um entsprechende Listen und Unterlagen parat zu haben für den Impfstart Ende Dezember. Zudem seien in internen Arbeitsgruppen Infos gesammelt und Vorschläge erarbeitet worden, wie die Impfprozesse in den Seniorenzentren möglichst reibungslos ablaufen können. Es gebe sogar eine Anordnung des Ministeriums, dass die kooperierenden Einrichtungen als erstes drankommen sollen, um ein Feedback zu geben, so Haile.

Die Vorwürfe könne sie nicht nachvollziehen, sagt Danuta Pfanzelt, Pressesprecherin des BRK-Kreisverbands. Von einer Anordnung des Ministeriums sei im BRK-Kreisverband nichts bekannt gewesen. "Über eine entsprechende Anordnung hätten wir uns doch nicht hinweggesetzt. Aber wir wussten nichts davon." Prinzipiell würden selbstverständlich E-Mails beantwortet, "sofern sie vorhanden sind".

Insgesamt stehen im Landkreis Erding 14 Seniorenheime (ohne Behinderteneinrichtungen) auf der Liste des Mobilen Impfteams. Sie alle wurden im Dezember vom BRK angeschrieben. Die erste Einrichtung, in der gegen Covid-19 geimpft wurde, war das Marienstift in Dorfen. Im Weiteren wurde versucht, die Heime nach "Reihenfolge der Meldungen" abzufahren, so Pfanzelt. Lieferschwankungen brächten die Planungen allerdings immer wieder durcheinander. Es sei schon passiert, dass der Biontech-Impfstoff in geringeren Dosen als zugesagt im Landkreis ankomme. Wenn die Menge für ein größeres Heim nicht reiche, dann könne es schon sein, dass eine kleinere Einrichtung vorgezogen werde. "Sonst müsste wir die größere Einrichtung doppelt anfahren", so Pfanzelt.

Für vergangenen Donnerstag war die Pflegestern-Einrichtung Finsing fest vom Impfteam eingeplant. Am 8. Februar soll es in Oberding so weit sein. Immer unter der Voraussetzung, dass es mit der Impfstofflieferung klappt. Anfang Januar musste wegen Lieferschwierigkeiten ein paar Tage pausiert werden. Und dennoch: Prinzipiell komme das Impfteam gut voran, sagt die BRK-Pressesprecherin.

Aktuell seien im Landkreis Erding 50 Prozent der Heimbewohner, die unter die Priorisierung fallen, geimpft, einige auch schon zum zweiten Mal, wie sie erklärt. Ziel sei, dass bis Ende Februar, Mitte März, alle gemeldeten Heimbewohner und -bewohnerinnen eine Impfung erhalten haben, zumindest die erste.

© SZ vom 01.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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