Immobilienbericht Erding:Nachfrage treibt Preise weiter hoch

Die steigenden Baukosten und Bauzinsen dämpfen für die kommenden Jahre die Erwartungen.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Das Marktforschungsinstitut des Immobilienverbands Deutschland (IVD) Süd sieht Indizien dafür, dass der Markt "durchaus vor einer Trendwende" stehen könnte. Die hohe Nachfrage in der Region München habe das Preisniveau im Frühjahr 2022 zwar weiter nach oben getrieben, aber der Wunsch nach einem Eigenheim sei aufgrund hoher Kaufpreise und Baukosten sowie aktuell stark steigender Bauzinsen immer schwerer zu realisieren. Gegenüber Herbst 2021 liegt laut IVD-Bericht der Preisanstiege bei 2,3 Prozent in Erding. Für Einfamilienhäuser im Bestand müssen im Durchschnitt 1,023 Millionen Euro bezahlt werden. Bei Eigentumswohnungen sind es 5680 Euro je Quadratmeter. Vor zehn Jahren sind es noch 530.000, beziehungsweise 2100 Euro gewesen. In Starnberg, der mit Abstand teuersten Kreisstadt, müssen Käufer für ein freistehendes Einfamilienhaus in "guter Wohnlage" (reine Einfamilienhausgegend) im Schnitt zwei Millionen Euro bezahlen.

Käufer fragen verstärkt nach Balkon oder Terrasse, beziehungsweise eigenem Gartenanteil

Der Wohnimmobilienmarkt in der Region München hat sich laut Bericht, im Gegensatz zum Gewerbeimmobilienmarkt, nur unwesentlich von der Corona-Krise beeindrucken lassen. Ein vielfach erhoffter preisdämpfender Effekt sei ausgeblieben. Potenzielle Käufer würden verstärkt nach Objekten mit eigenem Balkon oder Terrasse beziehungsweise eigenem Gartenanteil suchen. Gefragt seien auch räumliche Kapazitäten für die Arbeit im Homeoffice und das Thema Photovoltaik werde bei den steigenden Energiepreisen wichtiger. Immer unter unter der Prämisse der finanziellen Machbarkeit. "In Anbetracht der in den vergangenen Jahren enorm gestiegenen Immobilienpreise und Baukosten sowie aktuell rapide steigender Bauzinsen, könnte die Nachfrage nach Wohnimmobilien zumindest mittelfristig spürbar gedämpft werden, da immer weniger Käufer die enormen Kosten stemmen können", glaubt Stephan Kippes, Leiter des IVD-Marktforschungsinstituts. "Für kaufkräftige Investoren bleibt die Geldanlage im sicheren Immobilienhafen hinsichtlich der hohen Inflation hingegen weiterhin äußerst attraktiv."

Im Landkreis wurden im vergangenen Jahr 960 Wohnungen genehmigt

Um mehr Wohnraum zu schaffen, ist laut IVD in Erding zuletzt viel geschehen. Im Landkreis wurden 2021 mit 960 Wohnungen 11,8 Prozent mehr genehmigt als im Vorjahr. Während in München großflächiges Bauland kaum vorhanden sei, schlummere in der Region zumindest noch Potential. Der Bericht erwähnt als Beispiel das Fliegerhorstgelände in Erding, auf dem ein neues Stadtquartier für rund 3500 Menschen nach 2024 entstehen soll. Aufgrund der Nähe zum Flughafen mit seinen zahlreichen Arbeitsplätzen sowie der wirtschaftlichen Attraktivität des Standortes werde sich die Einwohnerzahl im Landkreis Erding weiter erhöhen, wie es im Bericht heißt. Die regen Bautätigkeiten in Erding werde den lokalen Wohnungsmarkt mittelfristig zumindest etwas entspannen.

Deutlich angestiegen sind in Dorfen die Preise nach dem vollzogenen Ausbau der A94. Und das Bevölkerungswachstum werde weiter gehen, prognostiziert das IVD. Die Ausweisung neuer Wohnbaugebiete sei eine der großen Herausforderungen in Dorfen. Ähnlich ist die Situation in Taufkirchen. Die Nachfrage am lokalen Wohnimmobilienmarkt sei "durchaus rege" und das Preisniveau zeige im Frühjahr 2022 spürbar nach oben.

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