Süddeutsche Zeitung

Immer weniger Einbrüche:CSI Bayern

Die Zahl der Wohnungseinbrüche hat sich innerhalb von fünf Jahren sowohl im Landkreis als auch bayernweit halbiert. DNA-Tests und Funkzellenauswertung sind mit für den Erfolg verantwortlich

Von Thomas Daller, Erding

Es ist nicht überraschend, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche im vergangenen Jahr zurückgegangen ist, sowohl im Landkreis, als auch bayernweit. Aber es wäre ein vorschneller Schluss, diese Entwicklung allein auf Corona zu schieben. Sicher spielt die Pandemie eine Rolle, weil die Leute im Lockdown zuhause sind statt im Kino oder im Theater, weil Einbrecher wegen der Ausgangsbeschränkungen spätabends weniger unterwegs sein können, weil die Kontrollen häufiger sind. Und schließlich gab es auch verstärkte Grenzkontrollen, die organisierte Einbrecherbanden aus dem Ausland abschreckten. Aber es ist wohl eher ein Verdienst erfolgreicher Polizeiarbeit, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche zurückgegangen ist.

Die Zahlen sind verblüffend: Wenn man sich die Kriminalitätsstatistik des bayerischen Innenministeriums der vergangenen Jahre ansieht, sind die Wohnungseinbrüche im Freistaat bis 2014 auf einen Höchststand von 8210 geklettert. Seither gehen sie kontinuierlich nach unten: von 7480 in 2015 auf 4181 in 2020. Das ist eine Halbierung innerhalb von fünf Jahren. Corona kann also keine maßgebliche Rolle bei der Gesamtentwicklung spielen, weil man 2015 Corona allenfalls als Biermarke kannte. Als monokausale Ursache scheidet Corona damit aus. Im Landkreis Erding verlief die Entwicklung nahezu analog: 2015 lag die Zahl der Wohnungseinbrüche noch bei 80, dann ging die Zahl runter bis auf 40 im vergangenen Jahr. Auch hier eine Halbierung innerhalb von nur fünf Jahren.

Einen Hinweis auf die naheliegende Ursache gibt die Aufklärungsquote, die im gleichen Zeitraum von 15,1 auf 21,3 Prozent gestiegen ist. Harald Pataschitsch, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Erding, kann sich darauf einen Reim machen; auch wenn seine Erklärung "aus dem Bauch heraus" kommt und nicht "hochwissenschaftlich" unterfüttert sei: Seit etwa fünf, sechs Jahren gehöre der Abgleich von DNA-Spuren auch bei Polizeiinspektionen auf dem Land nun zum Alltag. Und das habe sich insbesondere auch bei Wohnungseinbrüchen als sehr erfolgreich erwiesen. Man finde damit vielleicht nicht gleich auf Anhieb den Täter, aber weil Einbrecher häufig immer wieder neue Taten begingen, könne man ihnen, sobald sie einmal gefasst sind, eine ganze Reihe von Fällen zur Last legen. Dann sei auch das Strafmaß höher und sie würden für eine Zeitlang von den Bildfläche verschwinden. Gerade bei Mehrfachtätern mache sich das in der Statistik über die Jahre hinweg auch bemerkbar.

Das Polizeipräsidium Ingolstadt, dem die Inspektion Erding zugeordnet ist, erklärte den bayernweiten Rückgang auf Anfrage der SZ mit mehreren Maßnahmen: 2014 habe man eine Expertenkommission für die Bereiche Lageerhebung, Tatortarbeit, Ermittlungen, Fahndung und Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt, um neue Standards zu erarbeiten. Zudem habe man die länderübergreifende und internationale Zusammenarbeit intensiviert sowie die Fahndungs- und Kontrollaktionen. Außerdem setze man seither stärker auf kriminaltechnische Maßnahmen wie die Funkzellenauswertung oder den Abgleich von Schuhspuren.

Doch auch wenn ein Rückgang um 50 Prozent ein schöner Erfolg ist, will sich die Polizeiinspektion Erding nicht auf diesen Lorbeeren ausruhen: Walter Schollerer ist in der Inspektion der Fachmann, was die Prävention betrifft. Auf Anfrage referiert er bei Eigenheimerversammlungen, bei Parteiveranstaltungen oder bei Seniorentreffen, wie man seine Wohnung oder das Eigenheim vor Einbrechern schützen kann. Außerdem kann man mit ihm einen Termin vereinbaren, einen Bauplan des Hauses oder Wohnung mitbringen, und dann gibt Schollerer Tipps, wie man die Immobilie absichern kann. Das betrifft sowohl Neubauten als auch Bestandsimmobilien. Schollerer betont, dass man eine Immobilie nicht hundertprozentig gegen Einbruch schützen könne. "Wenn einer mit einer Akkuflex kommt, helfen selbst vergitterte Fenster nicht." Was man jedoch tun könne, sei das Entdeckungsrisiko für den Täter zu erhöhen. Wenn beispielsweise ein Fenster mindestens drei Minuten standhalte, würden viele Täter aufgeben und sich ein leichteres Ziel aussuchen. Auch Bewegungsmelder können gegen "lichtscheues Gesindel" helfen, sagte Schollerer. Oftmals seien sie aber zu tief angebracht, so dass die Täter sie wegdrehen oder herunterschlagen könnten. Schollerer empfiehlt auch, Hecken nicht zu hoch wachsen zu lassen, damit aufmerksame Nachbarn die Polizei rufen könnten, wenn jemand im Garten herumschleiche. "Setzen Sie sich mit ihrer Kripo-Beratungsstelle in Verbindung", sagt Schollerer. Der Service sei kostenlos.

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SZ vom 16.04.2021
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