Süddeutsche Zeitung

Immer mehr Autos in Erding zugelassen:Die Blechlawine wächst stetig

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In den vergangenen zehn Jahren ist die Autodichte im Landkreis Erding um 15,6 Prozent gestiegen. In der Region ist die Zahl der Fahrzeuge pro 1000 Einwohner nur im Landkreis München noch höher

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Das Auto steht immer stärker in der Kritik - vor allem, wenn es einen Verbrennungsmotor hat. Alternative Ideen gibt es viele, von E-Autos über den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) bis hin zum Verbot von klimaschädlichen Fahrzeugen. Doch die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: immer mehr Menschen wollen individuell mobil sein und besitzen deshalb ein Auto. Oder sind auf ein Auto angewiesen, weil sie keinen Anschluss an den ÖPNV haben, aber in die Arbeit müssen oder vielleicht einfach nur ihre Einkäufe erledigen. Nach einer Analyse des Spiegel s steigt die Zahl der Kraftfahrzeuge seit Jahren ununterbrochen an - auch im Landkreis Erding. Und dort ist die Steigerung um 15,6 Prozent seit 2008 sogar am stärksten in der gesamten Region München.

Laut der Analyse ist Erding im allgemeinen Trend: Vor allem in ländlichen Gebieten ist die Autodichte in den vergangenen Jahren gestiegen. Der stetig wachsende Fahrzeugbestand alarmiert Fachleute, wie die Verkehrsexpertin Wiebke Zimmer vom Öko-Institut in Berlin: "Eine gute Nachricht ist das nicht, das geht in die falsche Richtung". Die Ursache für immer mehr Autos liegt laut Spiegel auch in gesellschaftlichen Veränderungen. So würden heute mehr Frauen als früher ein eigenes Auto besitzen, seien häufiger erwerbstätig und der Familienalltag spiele sich in einem größeren Radius ab. Auch ältere Menschen seien häufiger motorisiert, weil sie sich ihr Leben lang ans Auto gewöhnt haben. Hinzu komme, dass das eigene Auto in vielen ländlichen Gebieten unverzichtbarer denn je sei. "Noch nie war das Nahverkehrsangebot im ländlichen Raum so schlecht wie heute", sagt Verkehrsforscher Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung im Spiegel.

Die Entwicklung des Fahrzeugbestands im Landkreis Erding spiegelt dies wider: Waren am 1. Januar 2008 insgesamt 99 939 Fahrzeuge im Landkreis zugelassen, sind es Stand 1. Juli 2019 bereits 134 124. Seit damals stieg die Zahl um jährlich 1,97 (2009) bis 2,95 (2017) Prozent an. Heute kommen auf 1000 Erdinger jeglichen Alters 636 Fahrzeuge. Nur im Landkreis München ist die Zahl mit 704 noch höher. In der Landeshauptstadt München hat nur jeder zweite (493) ein Fahrzeug. In der Region kommt nur noch Starnberg (633) und Bad Tölz/Wolfratshausen (621) dem Landkreis Erding nahe. In Freising haben von 1000 Einwohnern 598 ein Fahrzeug, in Dachau 592, in Ebersberg 584. Am wenigsten Fahrzeuge haben die Fürstenfeldbrucker mit 555.

Den Großteil der Fahrzeuge stellt der "Personenkraftwagen", das Auto. 68 073 waren 2008 zugelassen, zum 1. Juli waren es schon 88 757 Autos - das entspricht einem Zuwachs von 30 Prozent. Ähnlich stark angestiegen ist die Zahl der "Krafträder", wie Motorräder in der Zulassung heißen. 7383 waren es 2008, zuletzt waren 11 578 angemeldet. Ein weitaus überdurchschnittliche Steigerung gab es bei den Lastkraftwagen im Landkreis. Dort stiegen die Zahlen von 3771 auf 6369 - ein Anstieg um fast 69 Prozent.

Wie wichtig den Menschen ein Auto ist, zeigt eine repräsentative Umfrage des Spiegels. Drei von vier Befragten hielten ein Auto "auf jeden Fall" oder "eher" weiterhin für notwendig. Dies zeigen auch die hohen Besucherzahlen bei den Autoshows in Erding und Dorfen vor kurzem.

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Quelle:
SZ vom 23.09.2019
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