Imker in Erding:Zwei Vereine - ein Ziel

Imker in Erding: Der traditionsreiche Bienenzuchtverein Erding und Umgebung hat eine Belegstation in der Sauschütt im Ebersberger Forst. Von dort stammt das Bild von einem kleinen Begattungsvolk mit etwa 1000 Arbeiterinnen und einer jungen unbegatteten Bienenkönigin.

Der traditionsreiche Bienenzuchtverein Erding und Umgebung hat eine Belegstation in der Sauschütt im Ebersberger Forst. Von dort stammt das Bild von einem kleinen Begattungsvolk mit etwa 1000 Arbeiterinnen und einer jungen unbegatteten Bienenkönigin.

(Foto: Renate Schmidt)

Der Bienenzuchtverein und die Bienenfreunde sind sich einig: Sie wollen Tiere schützen. Beim Volksbegehren zum Artenschutz bleiben sie aber neutral

Von Regina Bluhme, Erding

Eine paar turbulente Wochen liegen hinter dem Bienenzuchtverein Erding und Umgebung. Anfang Januar hatte der Vorsitzende, Berglerns Bürgermeister Simon Oberhofer, hingeschmissen und sein Amt zur Verfügung gestellt. Am Montag haben die Mitglieder dann Maik Ortscheid, Oberhofers bisherigen Stellvertreter, zu dessen Nachfolger gewählt. Der 36-Jährige will die Öffentlichkeitsarbeit verstärken und mehr Vorträge anbieten. Mit letzteren konnten vor allem die im April 2018 gegründeten Bienenfreunde Erding punkten. Zwei Imkervereine auf so engem Raum? Das geht, erklären beide. Schließlich verbinde sie ein gemeinsames Ziel: Natur und Bienen schützen. Auch beim Thema Volksbegehren "Rettet die Bienen", das von vielen Landwirten kritisiert wird, sind sie sich einig: Sie wollen neutral bleiben.

Sein Ärger war Simon Oberhofer deutlich anzusehen, als er sein Amt zur Verfügung stellte. Gründe nannte er allerdings nicht. Maik Ortscheid spricht von "persönlichen Differenzen", die innerhalb des Vereins geherrscht hätten. Seit Montag ist der Vorstand wieder komplett. 95 Mitglieder hat der Verein, sein offizieller Name lautet: "Bienenzuchtverein Erding und Umgebung, gegründet 1873". Durch die Gründung des zweiten Vereins, der Bienenfreunde, seien nur zwei bis drei Mitglieder "abhanden gekommen", sagt Maik Ortscheid. "Der Rest ist uns treu geblieben". Es seien sogar noch neue dazubekommen. Und es gebe auch Imker, die beiden Vereinen angehörten. Allerdings: "Wir sind der ältere Verein, auch was den Altersdurchschnitt der Mitglieder angeht".

Michael Streng, der Vorsitzende der Bienenfreunde Erding, ist noch immer "total erstaunt", wie gut sein Verein eingeschlagen habe. 60 Mitglieder haben die Bienenfreunde mittlerweile, die meisten "deutlich jünger als 30 Jahre", so Streng. Er betont die gute Zusammenarbeit zwischen den beiden Erdinger Imkervereinen. Und ein Gutes habe sich bereits gezeigt: Es sind mehr Imker in einem Verein organisiert.

Auch Maik Ortscheid ist optimistisch. Gerade sei ein Imkerkurs des Bienenzuchtvereins an der Volkshochschule gestartet: 30 Plätze gibt es, zwölf Interessenten stehen auf der Warteliste. Der Verein will künftig mehr Fortbildungen und Vorträge anbieten, das hat sich der neue Vorsitzende vorgenommen. Demnächst werde ein Königinnenzuchtkurs beginnen, Vorträge sind geplant. Zudem gibt es Patenprogramme, bei denen Interessenten bei einem erfahrenen Imker in die Arbeit reinschnuppern können. Der Bienenzuchtverein ist Mitglied im Deutschen Imkerbund und im Imkerkreisverband. Der Jahresbeitrag von 32,50 Euro fließe zum größten Teil in die Verbandsarbeit, sagt Ortscheid, dafür seien die Mitglieder dann auch versichert.

Bei den Bienenfreunden kostet der Jahresbeitrag 24 Euro. Sie wollten unabhängig bleiben und haben sich keinem Verband angeschlossen. Am kommenden Montag treffen sich Bienenfreunde zu ihrer ersten Jahreshauptversammlung. Strengs Resümee ist positiv. Bislang habe der Verein acht Vorträge organisiert, es gebe Kurse und aktive Patengruppen. Und im Frühjahr wird der Verein seinen ersten Lehrbienenstand in Altenerding auf dem Grundstück der Stadtwerke eröffnen. "Mit einer Schautafel, damit auch Spaziergänger was davon haben."

Einigkeit herrscht zwischen den Vereinsvertretern, was das Volksbegehren "Artenvielfalt - Rettet die Bienen" betrifft. Der Landesverband begrüße die Aktion, sagt Maik Ortscheid, er habe "jegliches Informationsmaterial an die Mitglieder weitergeleitet" - ebenso wie die Flyer des Bayerischen Bauernverbands, der das Begehren ablehnt. Er wolle ausgewogen informieren, so Ortscheid. Auch Michael Streng verweist auf seine "neutrale Einstellung". Bei den Bienenfreunden sind auch einige Landwirte engagiert, "wir sehen in dem Volksbegehren durchaus positive Ansätze, aber die Landwirte dürfen nicht als Gegner dargestellt werden."

Nach den Wahlen setzt sich der Vorstand des Bienenzuchtvereins Erding so zusammen: Vorsitzender ist Maik Ortscheid, zu seinem Stellvertreter wurde Dirk Wegner gewählt. Schriftführerin ist Stefanie Korn, Kassierin Andrea Schunk. Die Beisitzer heißen Barbara Heilmaier und Bernhard Seifert, Gerätewart ist Michael Walter und als Kassenprüfer fungieren Astrid Schröder und Ulrike Liepelt. Bei den Bienenfreunden Erding stehen erst im kommenden Jahr wieder Wahlen an, erklärt Michael Streng. Das Gründungsteam sei im Amt und hoch motiviert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: