Im Landkreis:Kooperativ gegen Corona

Zwei Infizierte in der Asylunterkunft in Hörlkofen. Das Landratsamt greift Vorschläge der Helferkreise auf

Von Florian Tempel, Erding

Deutschlandweit werden Corona-Infektionen in Asylunterkünften beobachtet. Im sogenannten Ankerzentrum in Geldersheim bei Schweinfurt hatte sich etwa ein Viertel der 580 Bewohner infiziert. In Regensburg sind unlängst in einer großen Unterkunft 15 Prozent der etwa 350 Menschen dort positiv auf das Coronavirus getestet worden. Nach der glimpflich verlaufenen Corona-Infektion in der Asylunterkunft in Forstern gibt es im Landkreis Erding aktuell zwei Covid-19-Fälle in der Asylunterkunft in Hörlkofen. Anders aber als vor einigen Wochen in Forstern ist nicht mehr die komplette Containerwohnanlage pauschal unter Quarantäne gestellt worden. Nur die zwei Infizierten und ein Mann, der sich mit einem der beiden ein Zimmer teilte, sind unter persönliche Quarantäne gestellt worden.

Ulla Dieckmann (SPD), Zweite Bürgermeisterin der Gemeinde Wörth und in der lokalen Flüchtlingshilfe aktiv, lobt die kooperativen Art und Weise, wie in Hörlkofen auf das Auftreten von Corona reagiert wurde. "Das hat sehr positiv geklappt", sagt Dieckmann. Die Behörden, insbesondere das Gesundheitsamt und das Asylmanagement am Landratsamt, hätten aufgeschlossen mit der Kommune und dem örtlichen Helferkreis die Lage kommuniziert und das Vorgehen gut abgestimmt, das in vielen Punkten Forderungen der ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer entspricht. In einem Positionspapier hatten Vertreter der Flüchtlingshilfe aus verschiedenen Orten im Landkreis Erding noch vor dem Bekanntwerden der Covid-19-Infektionen in Hörlkofen zusammengefasst, was ihrer Ansicht nach zur Vorbeugung und im Infektionsfall passieren müsste. Der zentrale Satz lautet: "Im Kampf gegen die Ausbreitung des Corona-Virus darf es keine doppelten Standards geben. Auch Geflüchtete müssen vor Corona geschützt werden."

Dass räumliche Enge beim täglichen Zusammenleben die Ausbreitung einer Corona-Infektion besonders leicht mache, habe sich zuletzt in der Fleischindustrie gezeigt, sagt Franz Leutner vom Verein Flüchtlingshilfe Dorfen. Auch in den Arbeiterwohnheimen von Schlachtbetrieben, wo viele Covid-19-Fällen auftraten, wohnten zahlreiche Menschen dicht auf dicht und benutzten gemeinsame Sanitär- und Kücheneinrichtungen - "das ist eine Parallele". Im Positionspapier der Flüchtlingshilfe heißt es, "eine Entzerrung innerhalb der Gemeinschaftsunterkünfte ist geboten". Denn "die dichte Belegung wie auch die gemeinsame Benutzung von Waschräumen, Toiletten und Küchen verstößt gegen die bayerische Verordnung über Infektionsschutzmaßnahmen", da es für die Bewohner oft nicht möglich sei, einen Mindestabstand von eineinhalb Metern einzuhalten.

Wenn es zu Corona-Infektionen komme, müssten "Infizierte und Personen, welche bereits Symptome zeigen, wirkungsvoll von den Mitbewohner*innen separiert werden", fordern die Flüchtlingshelfer in ihrem Positionspapier, gegebenenfalls müssten sie "umverteilt werden". Auch wer in einer Asylunterkunft zu einer Risikogruppe oder besonders schutzbedürftigen Personen gehöre, sollte dann umziehen. Dafür könnten "leer stehende Jugendherbergen, Pensionen oder Hotels angemietet werden", schreiben die Flüchtlingshelfer. Die Kosten müsste die Regierung von Oberbayern übernehmen.

Aus einer Presseerklärung des Landratsamt geht hervor, dass dies in der Kreisbehörde ebenfalls als sinnvolle Maßnahme angesehen werde. Man stehe "diesbezüglich in regelmäßigem Kontakt mit der zuständigen Regierung von Oberbayern, die jedoch bisher eine entsprechende Kostenübernahme oder die Übernahme der Erkrankten in ihre eigenen Unterkünfte abgelehnt" habe, heißt es in der Presseerklärung. "Dennoch läuft derzeit in allen Unterkünften die Feststellung der Personen, die den Risikogruppen zuzuordnen sind, um im Notfall schnell diese Einzelfälle der Regierung von Oberbayern zur weiteren Entscheidung vorlegen zu können."

Eine Forderung der Helferkreise hat das Landratsamt schon erfüllt. Nach dem ersten bestätigten Covid-19-Fall in Hörlkofen wurden alle anderen 21 Bewohner ebenfalls getestet. Dabei wurde der zweite Infizierte festgestellt. Nach 14 Tagen sollen die Bewohner noch einmal getestet werden. Die Testung aller Bewohner in der Unterkunft in Forstern war im April zuerst von der Gemeinde- und Kreisrätin Maria Feckl (Grüne) gefordert worden. Nach anfänglicher Skepsis teilen nun auch die Verantwortlichen im Landratsamt die Ansicht, dass Corona-Tests aller Bewohner einer betroffenen Unterkunft Standard sein sollte, - "damit Erkrankungsfälle rechtzeitig innerhalb der Unterkunft separiert und somit eine weitere Ausbreitung des Virus innerhalb der Unterkunft verhindert werden kann", steht in der Presseerklärung.

Auch das von den Flüchtlingshelfern angeregten Infomaterial, das in Piktogrammen zeigt, wie sich die Bewohner gegen eine Corona-Infektion schützen sollten und können, gibt es nun in den Unterkünften. Die Bilder weisen zum Beispiel daraufhin, dass regelmäßiges Lüften nach der Benutzung der sanitären Einrichtungen wichtig ist.

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