Süddeutsche Zeitung

Im Landkreis:Holpriger Start für die Lollitests

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Grundschulen kämpfen mit überlasteten Servern. Und mehr

Von Regina Bluhme, Erding

Es gibt wieder ein neues Filmchen der Augsburger Puppenkiste auf der Homepage des Bayerischen Kultusministeriums. Darin macht Doktor Kasperl Werbung für die Lollitests, die er sehr lustig findet. Am gestrigen Montag war an den Grundschulen Stichtag für die Einführung dieser PCR-Pooltests zum Lutschen. An den Schulen verliefen die letzten Tage weniger lustig. Überlastete Server, jede Menge Papierkram und das eine und andere Fragezeichen: So lautet die bisherige Bilanz von Michael Oberhofer, Schulleiter der Grund- und Mittelschule Isen und Kreisvorsitzender des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV).

Er könne sich nicht vorstellen, dass eine Schule am Montag planmäßig mit den Lollitests begonnen hat, sagt Michael Oberhofer am Montag gegenüber der SZ. Robert Leiter, Direktor des Staatlichen Schulamts und somit zuständig für 31 Grundschulen im Landkreis, schreibt auf Nachfrage, dass dieses Woche noch als "Übergangswoche" gelte. "Zehn Grundschulen konnten die Testungen heute vollständig durchführen, vier wenigstens teilweise". Der Rest sollte noch in dieser Woche nachziehen. Eine Schule hat der SZ gegenüber jedoch geäußert, den Start auf kommende Woche verlegt zu haben. Aus "organisatorischen Gründen".

Die Einführung der Pooltests sei "ein ziemlicher Aufreger", weiß Michael Oberhofer. Dabei finde er die Lollitests grundsätzlich eine gute Idee. Vom Schulamt sei man ausreichend mit Sets versorgt worden. Auf Input aus dem Kultusministerium hätten die Schulen in der letzten Woche der Sommerferien "vergebens gewartet", dann am Freitag vor der Einführung sollte es plötzlich schnell gehen. Alle versuchten, so schnell wie möglich, die Daten der Kinder auf das neue Testmodul zu übertragen. Ergebnis: Der Server stürzte ständig ab. Somit waren am Montag noch lange nicht alle Schüler und Schülerinnen für das System der Lolli-Testung erfasst. Viel Stress, viel Druck sei so entstanden, sagt Oberhofer. "Die Nerven liegen blank." Es wäre seiner Ansicht nach besser gewesen, den Stichtag weiter nach hinten zu legen. "Genauigkeit vor Schnelligkeit, das ist immer besser."

Ziemlich genau nimmt es das Ministeriums bei den Einverständniserklärungen der Eltern. Mehrere Seiten, "ein ganzes Geheft", so Oberhofer, gilt es mit Unterschrift zu versehen. Immer wieder gebe es Nachfragen und müsse hinterhertelefoniert werden, weil auf der Rückseite ein Kreuzchen fehlt. In Isen waren am Montag nur die zwei dritten Klassen vollständig erfasst, diese wurden "Lolli" getestet. Das habe gut geklappt, sagt Oberhofer. Bis spätestens 6 Uhr morgens sollen laut Ministerium die Befunde vorliegen. Wie es dann mit der Betreuung eines Schülers aussieht, dessen berufstätige Eltern um 6 Uhr morgens erfahren, dass ihr positiv getestetes Kind die Schule nicht betreten darf, könne er auch nicht sagen.

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Quelle:
SZ vom 21.09.2021
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