Im Jakobmayer:Minimalistisch auf den Putz hauen

Im Jakobmayer: In ihrer Musik und ihren Texten, in ihren Videos oder live: Attwenger beglückt mit Abseitigem, Apartem und Subversivem.

In ihrer Musik und ihren Texten, in ihren Videos oder live: Attwenger beglückt mit Abseitigem, Apartem und Subversivem.

(Foto: Gerald von Foris/OH)

Die oberösterreichische Zwei-Mann-Band "Attwenger" gastiert in Dorfen. 29 Jahre nach ihrem ersten Konzert klingen Markus Binder und Hans-Peter Falkner immer noch sensationell speziell

Von Florian Tempel, Dorfen

Markus Binder und Hans-Peter Falkner sind, wie viele von ihren Fans, schon ein bisschen in die Jahre gekommen. Seit fast 30 Jahren machen die zwei bereits gemeinsam Musik. Anfang der 1990er Jahren haben sie sich in einem autonomen Kulturzentrum in Linz getroffen, autonom und eigenständig ist die Musik, die sie seitdem als Duo spielen. Am Samstag, 13. April, kommt Attwenger zum zweiten Mal nach Dorfen in den Jakobmayersaal. Und auch wenn die Zwei-Mann-Band schon gut 800 Konzerte auf vielen Bühnen in den verschiedensten Ländern der Welt gespielt hat, darf man sich bei einem sicher sein: So viel Energie, wie die beiden in ihren Konzerten verbreiten, hätte man selber gerne. Und noch eines: Attwenger ist nicht so oft in Bayern zu erleben. Das nächste Mal erst wieder beim Oktoberfest, wenn sie im Herzkasperl-Zelt auf der Oiden Wiesn auftreten werden.

"Wir sind diejenigen, auf die wir gewartet haben", das ist nach der Selbstauskunft der Zwei das Gründungsmotto von Attwenger. 29 Jahre nach ihrem ersten Konzert klingen ihre Musiker zwar durchaus etwas nach den achtziger Jahren, aber immer noch sensationell speziell. Sie waren radikal neu, als sie erstmals auf die Bühne gingen, ein Mann am Schlagzeug, der in seiner eigenen Sprache singt, und ein zweiter Mann mit steirischer Ziehharmonika, deren Heimat-Sound nach der elektronischen Verzerrung alles andere als heimelig klingt. So sind sie noch immer.

Attwenger hat seit 1990 elf Alben veröffentlicht. Das letzte kam 2015 raus und trägt den Titel "Attwenger Spot". In Dorfen werden Binder und Falkner, so ist es der Ankündigung zu entnehmen, einen guten Teil des Konzerts mit Stücken daraus bestreiten. Im Album Spot hat Attwenger den Fokus auf die kurze Form gerichtet. Es sind zwölf Stücke, die in der Studioversion je etwa nur zwei Minuten kurz sind. "Lang lebe die Kurzlebigkeit!", kann man dazu auf der Attwenger-Seite im Internet lesen. Wunderbar übersichtlich ist sie ein guter Wegweiser durch den Attwenger-Kosmos. Texter Markus Binder schreibt hier, wie er ihre Musik sieht: "Der minimalistische Mix aus traditionellem Material und afroamerikanischen Einflüssen wird weiterentwickelt, diesmal wieder unter verstärktem Einsatz elektronischer Sounds."

Die Songs vom Album "Spot" sind wirklich sehr gelungen - was gleichermaßen für die Musik und den Text gilt, den Binder völlig treffend "Singsang im oberösterreichischem Dialekt" nennt. Wer die Sprache nicht versteht, kann die Lieder trotzdem mit Genuss hören. Wer es genauer wissen will, kann die Texte auf der Attwenger-Homepage nachlesen. Das macht auch deshalb Spaß, weil sie auch hingeschrieben gut aussehen. Alles ist konsequent klein geschrieben, aber großartig gedichtet. Ein Beispiel: "oida hoach her, es is goa ned schwer, du brauchst nur muh song und scho bist du ka pferd".

Richtig gut zu Einstimmung ist auch eine kleine Tour durch Youtube. In "shakin my brain" stehen die Zwei in glitzernden Goldanzügen und mit sehr dunklen Sonnenbrillen auf der Bühnen, und Binder singt, "du hast a freid wann i kumm, hast a freid wann i geh". In "Kana daham" wandert ein alter Mann durch sonderbar bemalte Stollengänge, in "Oida" tanzt ein bärtiger Mittevierziger solo ein Art Ausdruckstanz am Ende eines trostlosen Gangs vor einer Stahltür.

Ob in Musik, Text oder Video, Attwenger beglückt mit "Abseitigem, Apartem und Subversivem", wie Markus Binder es selbst formuliert hat. Ein nachhaltiges Erlebnis fürs eigene Leben ist es freilich, die beiden Künstler live zu erleben.

Attwenger, Samstag, 13. April, 20 Uhr, Jakobmayer, Unterer Markt 34.

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