Süddeutsche Zeitung

Im Gewerbegebiet Erding West:Erfolgreiche Täuschung

Drogenfahnder der Kripo Erding nehmen am Samstag zwei Rauschgifthändler aus Tschechien fest

Florian Tempel

Erding - Drogenfahndern der Kripo Erding ist ein Schlag gegen Rauschgifthändler aus Tschechien gelungen. Zwei 37 und 39 Jahre alte Männer sind nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord am Samstagvormittag im Gewerbegebiet Erding West festgenommen worden, als sie 30 Gramm der chemischen Droge Methamphetamin, im Szenejargon Crystal Speed genannt, für 1600 Euro verkaufen wollten.

Der Festnahme seien langwierige Ermittlungen der Kripo Erding vorausgegangen. Die in Untersuchungshaft genommenen Männer hätten bereits ein weitaus größeres Geschäft geplant gehabt und Methamphetamin im Wert von 35000 Euro verkaufen wollen. Nähere Einzelheiten zum Gang der Ermittlungen wollte das Polizeipräsidium nicht preisgeben. "Die Sache ist zu heiß", sagte ein Polizeisprecher.

Offenbar haben die Rauschgiftermittler der Kripo Erding die beiden nun Verhafteten bereits über längere Zeit im Visier gehabt. Das wenige, was die Polizei mitteilte, lässt darauf schließen, dass die Erdinger Drogenfahnder wieder einmal eine bereits mehrfach erfolgreiche Taktik angewandt haben.

Höchstwahrscheinlich ist eine sogenannte Vertrauensperson der Polizei oder ein verdeckter Ermittler als Interessent mit den beiden Drogenlieferanten in Kontakt getreten und hat eine erste Probelieferung von 30Gramm mit ihnen vereinbart. Zugleich wurde wohl ein weiterer Deal über eine Menge von etwa einem Kilogramm des Rauschgifts verabredet. Allein die feste Zusage, eine bestimmte Menge Rauschgift zu liefern, wird vor Gericht regelmäßig als tatsächlicher Drogenhandel gewertet. Den beiden Tschechen droht, da sie das Rauschgift aus dem Ausland einschmuggelten, bei einer Verurteilung eine Mindeststrafe von zwei Jahren Gefängnis.

Methamphetamin wird nach Auskunft der Polizei seit etwa einem Jahr im Raum Erding vermehrt angeboten. "Es ist nicht weit verbreitet, aber im Kommen", sagte ein Polizeisprecher. Die chemische Droge stamme meistens aus Osteuropa, wo sie in illegalen Laboren hergestellt wird.

Das Rauschgift ist keine Neuerfindung. Im zweiten Weltkrieg wurde das Rauschgift unter dem Handelsnamen Pervitin millionenfach an deutsche Soldaten ausgegeben, weil es Angst, Müdigkeit, Hungergefühl sowie Schmerz unterdrückt und für kurze Zeit ein Gefühl der Stärke verleiht. Das Rauschgift wird als extrem gefährlich eingestuft, weil es schnell abhängig machen, schwere Nebenwirkungen verursachen und Psychosen auslösen kann. flo

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Quelle:
SZ vom 13.07.2011
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