Süddeutsche Zeitung

Im Gewerbegebiet:Ein Willkommen

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Das zweite Tor von Harry S., der selbst dem Erdinger Stadtrat angehört, steht in Erding und löst wieder eine Debatte aus. Die Stadtspitze jedoch zeigt sich freudig

Von Antonia Steiger, Erding

Schon seit einigen Tagen ragt das Gebilde aus rostigem Stahl am Kreisel, an dem sich die Sigwolfstraße und die Josef-Schwankl-Straße begegnen, in den Himmel. Und es hat wie das erste Stück der Reihe bereits engagierte Debatten ausgelöst. Die Stadtspitze bekennt sich jedoch freudig zum "Tor 3" des Künstlers Harry S., der mit bürgerlichem Namen Harry Seeholzer heißt und als Vertreter der Gruppierung Erding Jetzt selbst dem Erdinger Stadtrat angehört. Es scheint fast so, als hätten er und OB Max Gotz (CSU) auch Vergnügen daran, dass nun das Gemecker wieder losgegangen ist - auch wenn Gotz einforderte, dass der Respekt nicht verloren gehen dürfe. Er zitierte den ehemaligen CSU-Stadtrat Josef Erhardt, der als früherer Amtschef im Kultusministerium hohe Anerkennung genießt. Das sei "zeitgenössische Kunst", habe Erhard befunden.

Die Formsprache und die Materialien, die Harry S. verwendet hat, stünden für die Gegenwart, sie werden über die jetzige Zeit hinauswirken, sagte Gotz. Damit wirkt nicht nur der Künstler in die Zukunft hinein, sondern auch die Sponsoren, das Ehepaar Karin Wilhelm-Scharl und Georg Scharl, die Geschäftsführer der Wilhelm und Scharl Wohnungsbau GmbH, die von Anfang an in die Entwicklung des Gewerbegebietes Erding West eingebunden war. Die beiden haben die Kosten übernommen, Steuergeld wurde keines verwendet, wie Gotz ausdrücklich betonte. Und er fügte an, dass das Ehepaar Scharl das ganze Jahr auch für soziale Zwecke Geld spende. Georg Scharl fügte an, dass man sich mit diesem Kunstwerk auch bei der Stadt Erding bedanken wolle. Dort freut man sich sicher auch darüber, dass Scharl die Sitze zweier Firmen nach Erding verlegt hat. Damit fließen weitere Steuereinnahmen.

Harry S. erläuterte, welche Bedeutung das Kunstwerk für ihn hat. Ein Tor sei ein Ort, an dem man einen Bereich verlasse und einen anderen betrete. Es gehe aber nicht um Abschottung, wie dies eine Mauer symbolisieren würde, sondern um ein Willkommen. Es sei ein besonderer Moment, vor einem fertigen Kunstwerk zu stehen. "Jetzt soll es auch so bleiben." Er habe eine Formensprache finden wollen, die der jetzigen Zeit entspreche. Jetzt freue er sich schon auf das nächste Tor, das im nächsten Kreisverkehr errichtet wird. Weil der Auftrag für dieses Werk vor dem Auftrag für das Tor 3 eingegangen ist, kommt nun erst das Tor 2. "Ich bin schon bei der Arbeit."

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Quelle:
SZ vom 30.05.2017
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