Im Frühjahr 2019 geht es los:Moosburgs Vorzeige-Siedlungen

Im Frühjahr 2019 geht es los: Michael Stanglmaier (Grüne) ist Dritter Bürgermeister, Umwelt- und Energiereferent.

Michael Stanglmaier (Grüne) ist Dritter Bürgermeister, Umwelt- und Energiereferent.

(Foto: Marco Einfeldt)

Im neuen Wohngebiet Amperauen und dem Sonnenhaus-Projekt sind fossile Energieträger verboten

Von Alexander Kappen, Moosburg

Mit den Erschließungsarbeiten für das Wohngebiet "Amperauen" und der Sonnenhaussiedlung der Firma Citrin Solar geht es gut voran. Im kommenden Frühjahr soll jeweils mit dem Bau der ersten Häuser begonnen werden. In der Stadt bricht dann so etwas wie eine neue Zeitrechnung an, denn energetisch sind es die "zwei Moosburger Vorzeige-Baugebiete", wie Michael Stanglmaier (Grüne) sagte. Der Dritte Bürgermeister, Umwelt- und Energiereferent leitete die Energiekonferenz, die sich diesmal hauptsächlich um die beiden neuen Siedlungen drehte.

Das Besondere an den Amperauen ist, dass dort fossile Energieträger per Stadtratsbeschluss komplett ausgeschlossen sind. Beim Erwerb der Bauparzellen verpflichtet sich der Käufer, innerhalb von fünf Jahren auch wirklich zu bauen, dort selbst einzuziehen und eine bestimmte Zeit zu wohnen. Im Raum stehen laut Christoph Wimmer, Leiter des Moosburger Liegenschaftsamts, zehn Jahre. Vor allem aber müssen die Käufer eine Unterlassungsverpflichtung unterschreiben. Demnach dürfen auf ihren Grundstücken keine Anlagen für Heizung oder Warmwassererzeugung gebaut werden, "in denen Kohle, Erdöl, Erd- oder Flüssiggas oder sonstige fossile Brennstoffe verwendet werden können". Wenn dabei Strom zum Einsatz kommt, muss es zertifizierter Ökostrom sein. "Das ist dann im Grundbuch verankert, man kann das, auch bei einem Verkauf, gar nicht aus den Augen verlieren", so Wimmer. Bei Verstößen gegen die Vorgaben wird eine Vertragsstrafe in Höhe von 60 000 Euro fällig. Und es besteht weiterhin die Pflicht, nichtfossile Energieträger zu verwenden. "Man kann sich also nicht freikaufen", betonte der Leiter des Liegenschaftsamts.

In der Realität werde es darauf hinauslaufen, dass 80 bis 90 Prozent der Leute aus Kostengründen strombetriebene Luftwärmepumpen einbauen, prophezeite ein Konferenzteilnehmer. Die Befürchtung habe er auch, so Stanglmaier. Man habe die Sache mit den Wärmepumpen intensiv diskutiert, sagte Wimmer, "aber wenn man die auch noch ausschließt, bleibt ja nicht mehr viel übrig". Eine bessere Lösung wäre wohl ein Nahwärmenetz gewesen, meinte Hanns Koller, Geschäftsführer von Citrin Solar und Mitglied des Moosburger Energiebeirats, "aber das hat der Stadtrat leider abgelehnt".

In den Amperauen gibt es immerhin als Teil eines städtischen Förderprogramms einen Zuschuss für Mikrowärmenetze für zwei bis vier Häuser, wie Klimaschutzmanagerin Melanie Falkenstein berichtete. Auch hier gab es in der Konferenz skeptische Einschätzungen. Da die Grundstückskäufer wohl selten zur selben Zeit bauen, lasse sich so ein Mikrowärmenetz in der Realität wohl nur schwer umsetzen. Mikrowärmenetze seien durchaus sinnvoll, weil man sich eigene Heizzentralen für jedes Haus spare, sagte Stanglmaier. Und das Förderprogramm sei in jedem Fall dafür gut, "das Thema mal in die Öffentlichkeit zu bringen".

In der Sonnensiedlung von Citrin Solar, in der 34 Wohneinheiten in sechs Doppel-, 16 Reihen- und zwei Mehrfamilienhäusern entstehen, werden Heizung und Warmwasserversorgung über ein Mikro-Nahwärmenetz gewährleistet. Gespeist wird es vom angrenzenden Citrin-Gelände, wo die bestehende Solarthermieanlage auf 500 Quadratmeter ausgebaut und ein Hackschnitzelheizwerk errichtet wird. Letzteres liefere 60 Prozent der Wärme, die Solarthermieanlage 40, so Hanns Koller.

Zur Stromerzeugung hat jedes Haus eine Fotovoltaikanlage am Dach und einen Akkuspeicher mit einer Kapazität von fünf Kilowattstunden. Jede Wohneinheit hat auch eine Ladestation für E-Autos. Von Mai 2019 an soll in der Sonnensiedlung gebaut werden, im Mai 2021 soll alles fertig sein.

Man habe, so Koller "was ganz Bodenständiges gemacht und nichts Neues erfunden, aber gezeigt, dass so was machbar ist, wenn man sich auf den Hosenboden setzt". Die Sonnensiedlung sei "ein Zukunftsprojekt", das nachgeahmt werden könne, "das muss nichts Einzigartiges bleiben".

Auch die Amperauen sollen beispielgebend sein. Dort ist zwar nicht alles perfekt, aber wir können daraus lernen und in kommenden Baugebieten der Stadt umsetzen", so Stanglmaier. Die Entscheidung obliege dem Stadtrat, aber er könne sich nicht vorstellen, in Sachen ökologischer Energie wieder hinter das Level der Amperauen zurückzufallen.

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