Im Adlberger:Liebe zum Dialekt

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Edeltraud Rey erhält an diesem Samstag in Erding den Mundwerkpreis für die Förderung der baierischen Sprache

Interview von Rita Baedeker, Erding

Der Landschaftsverband zwischen Isar und Inn im Förderverein Bairische Sprache und Dialekte vergibt jährlich den "Mundwerkpreis". Dies ist eine undotierte Auszeichnung, die an Personen verliehen wird, die in ihrem künstlerischen Werk die bairische Sprache pflegen und damit zum Erhalt und der Förderung des jeweiligen Dialektes beitragen. In diesem Jahr bekommt die Liedermacherin Edeltraud Rey aus Jakobneuharting im Landkreis Ebersberg diese Auszeichnung. Verliehen wird der Mundwerkpreis an diesem Samstag, 15. Oktober, von 19.30 Uhr an im Altenerdinger Wirtshaus Adlberger. Zusammen mit der Freisinger Autorin Sieglinde Ostermeier wird Rey den Abend bestreiten. Anmelden für die Veranstaltung kann man sich unter Telefon (08122) 483 61 oder -144 81, manfredtrautmann@t-online.de oder zed.ed@t-online.de.

SZ: Sie sind seit vielen Jahren als Liedermacherin unterwegs, sind eine der beiden "Primatonnen" und singen ausschließlich in bairischem Dialekt. Wie kam das?

Edeltraud Rey: Ich habe schon mit 18 bairische Lieder geschrieben. Damals habe ich mich an den Österreichern orientiert, an Wolfgang Ambros, Ludwig Hirsch, denn auch ich wollte keinen Pop singen, sondern etwas Bodenständiges, Eigenes. Damals war bei uns die Nicki groß; Sie wissen schon, die mit dem Schlager "I bin a bayerisches Cowgirl". Wenn ich einen Plattenvertrag angeboten bekam, dann war die Auflage, dass auch ich solche Schlager schreibe. Aber das wollte ich nicht, ich schreibe Lieder mit Hirn und ohne Tralala. Bei mir gehört auch die Gitarre dazu, Musik und Text bilden eine Einheit, immer schon.

Wo finden Sie Ihre Themen? Im Alltag, in der Politik?

Das geht querbeet. Ich lebe seit 24 Jahren in Jakobneuharting, aufgewachsen bin ich in Kirchseeon. Da bekomme ich hautnah mit, was die Leute denken und reden, wie sie reden.

Was und wie reden Sie denn?

Also früher, da war es zum Beispiel Thema, dass keine einzige Frau im Gemeinderat saß. Ich habe auch festgestellt, dass der bairische Dialekt in Kirchseeon anders klingt als in Jakobneuharting. Generell kann man sagen, dass im S-Bahnbereich weniger Dialekt gesprochen wird als außerhalb.

Aber gerade da, wo der Dialekt im Alltag seltener geworden ist, mögen ihn die Leute besonders, oder?

Das stimmt. Meine Tochter zum Beispiel sprach in der Schule Hochdeutsch. Als sie mich dann mal aus dem Klassenzimmer angerufen und mit mir reines Bairisch gesprochen hat, waren ihre Mitschülerinnen total begeistert. Das Bairische wird längst nicht mehr als hinterwäldlerisch angesehen. Daran hat der Förderverein auch seinen Anteil. In Studien hat man festgestellt, dass Menschen, die Dialekt sprechen, sprachgewandter sind als andere.

Wie viele (bairische) Dialekte sprechen Sie denn? Jakobneuharterisch? Kirchseeonerisch?

Ich bin zumindest dreisprachig (lacht). Meine Mutter stammt aus dem Erzgebirge, das ist auch ein bayerischer Stamm, auch wenn die Sprache anders klingt. Ich variiere natürlich die Dialektebenen. Es ist ein Unterschied, ob ich in München auftrete oder hier heraußen. Mal verwende ich eine abgeschliffene Version, mal rede ich eben wie mir der Schnabel gewachsen ist.

Der Grund, warum Dialekte im Alltag oft nicht mehr gepflegt werden, ist ja vor allem, dass es keine verbindliche Schreibweise gibt.

Ich schreibe so wie ich fühle. Das gibt meinen Liedtexten ihren Charakter. Im offiziellen Schriftverkehr ist es natürlich mit dem Schreiben schon schwieriger. Mit meinen Kindern kommuniziere ich grundsätzlich in Bairisch, auch per SMS.

Was werden Sie bei der Preisverleihung in Erding vortragen?

Ich spiele da mein Soloprogramm "Re(y)lax". Ja, und ich freue mich riesig über den Preis. Aber eigentlich finde ich es furchtbar, dass es zum Erhalt der eigenen Sprache einen Förderverein geben muss.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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