Krankenhaus Erding:Heißer Dampf gegen Bakterien und Sporen

Der Hygiene-Skandal in Münchner Kliniken ist auch in der Region Gesprächsthema. Wie die Reinigung der OP-Geräte in Erding und Dorfen funktioniert.

Florian Tempel

Der Hygieneskandal um schmutziges Operationsbesteck in städtischen Münchner Krankenhäusern ist natürlich auch im Kreiskrankenhaus Erding ein Gesprächsthema. Ebenso natürlich fällt die offizielle Antwort auf Nachfragen zum Hygienemanagement in den Kliniken in Erding und Dorfen aus: Es sei hier alles bestens organisiert, zudem werden alle sensiblen Bereiche laufend intern und extern strengstens kontrolliert. "Hygiene ist im Krankenhaus äußerst wichtig", lässt sich der Ärztliche Direktor Professor Hans Peter Emslander in einer Pressemitteilung zitieren.

Krankenhaus Erding: Damit bei einer Operation alles nicht nur sauber, sondern rein ist, hat das Kreiskrankenhaus Erding erst vor vier Jahren in seine hauseigene Zentrale Sterilgutversorgung investiert und sich die Abteilung vom TÜV zertifizieren lassen.

Damit bei einer Operation alles nicht nur sauber, sondern rein ist, hat das Kreiskrankenhaus Erding erst vor vier Jahren in seine hauseigene Zentrale Sterilgutversorgung investiert und sich die Abteilung vom TÜV zertifizieren lassen.

(Foto: Peter Bauersachs)

Um die Klinik-Hygiene kümmern sich im Kreiskrankenhaus vier beauftragte Ärzte und zwei Hygiene-Fachkräfte. Zweimal im Jahr tagt eine Hygienekommisson, der zudem der Ärztliche Direktor, die Pflegedirektorin Getrud Friess-Ott, Klinikmanager Joachim Ramming und ein Mikrobiologe als externer Berater angehören.

Im Kreiskrankenhaus Erding wird die Reinigung und Sterilisation von Operationsbestecken in einer hauseigenen Abteilung, der Zentralen Sterilgutversorgung (ZSVA) vorgenommen. Damit haben sich die Klinikverantwortlichen bewusst dagegen entschieden, diese Abteilung womöglich auszulagern.

Fremdfirmen oder andere Krankenhäuser mit der Reinigung von Skalpellen, Bohrern und Knochensägen zu beauftragen, wäre angesichts der ständigen Suche nach Kostensenkungsmöglichkeiten durchaus ein Gedanke gewesen, auf den man auch in Erding hätten kommen können. Die Vorkommnisse in München bestärken jedoch die Klinikleitung, dass es richtig und vernünftig sei, einen so sensiblen Bereich nicht aus der Hand zu geben.

An einer peniblen Sauberkeit des ärztlichen Handwerkzeugs ist in Erding in den vergangenen Jahren nicht gespart, sondern es ist dafür Geld investiert worden. Die Zentrale Sterilgutversorgung am Kreiskrankenhaus ist erst vor vier Jahren umgebaut und auf den modernsten Stand der Technik gebracht worden. Die Optimierungsmaßnahmen hat sich das Kreiskrankenhaus amtlich bestätigen lassen. Gleich nach dem Umbau der ZSVA wurde die Abteilung 2006 vom TÜV Süd erstmals zertifiziert. "Wir sind besonders stolz darauf, dass wir jedes Jahr vom TÜV erneut die sehr gute Qualität bescheinigt bekommt", sagt Klinikmanager Joachim Ramming.

Sterilisation bei 134 Grad

Der Erdinger Reinigungs- und Sterilisationsabteilung wird als so professionell und zuverlässig erachtet, dass sie für Dritte als Dienstleister die Reinigung und Sterilisation von OP-Bestecken anbieten dürfte. Was sie aber nicht tut, sondern sich darauf beschränkt, sich ausschließlich um all das zu kümmern, was in den Häusern in Erding und Dorfen steril zu sein hat.

Einmal im Jahr schickt der TÜV Süd auf Krankenhaushygiene spezialisierte Mikrobiologen zur Überprüfung nach Erding. Die Kontrolleure schauen sich nicht nur die Geräte der Abteilung und die Arbeitsprozesse an, sondern lassen sich auch die interne Dokumentation seit ihrem letzten Besuch zeigen. Auch die Lagerhaltung muss einzeln überprüfbar sein. Denn nach bestimmten Fristen muss auch nicht benutztes OP-Besteck erneut gereinigt und sterilisiert werden. Das bei der Reinigung verwendete Wasser wird regelmäßig vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit analysiert.

Die Reinigung der Operationsinstrumenten erfolgt nach in dicken Handbüchern der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene und des Robert-Koch-Instituts festgelegten Methoden. Auf eine manuelle Reinigung folgt ein Waschgang mit Desinfektionsmitteln in einer Art Spülmaschine bei 70 Grad, der Temperatur, bei der Bakterien abgetötet werden. Die Sterilisation unter Dampf bei 134 Grad tötet auch Sporen ab. Die einzelnen OP-Instrumente werden in so genannten Sieben zusammengestellt und vakuumverpackt.

Für jede Art von Operation gibt es einen in ganz bestimmter Weise zusammengestellten Werkzeugsatz. Die Luft in der Zentralen Sterilgutversorgung wird permanent durch eine Reinluftanlage wie in einem Operationssaal keimfrei gehalten. Eine Zugangsschleuse und Unterdruck-Atmosphäre sind weitere Sicherheitsmaßnahmen, die ein Eindringen von Keimen verhindern sollen.

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