Zum Schutz von Wild und WiesenbrüternHunde sollen in Dorfen an die Leine

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Beim traditionellen Hunderennen in Großköchlham können sich die Vierbeiner noch austoben, aber im Gemeindegebiet Dorfen soll eine strengere Anleinpflicht herrschen, um Wiesenbrüter und Wild zu schützen.
Beim traditionellen Hunderennen in Großköchlham können sich die Vierbeiner noch austoben, aber im Gemeindegebiet Dorfen soll eine strengere Anleinpflicht herrschen, um Wiesenbrüter und Wild zu schützen. (Foto: Renate Schmidt)

Dorfen erwägt den Leinenzwang zum Schutz von Wild und Wiesenbrütern. Nun werden die rechtlichen Möglichkeiten ausgelotet. Die große Frage bleibt: Wer kontrolliert die Vorschriften? Das Ordnungsamt hat bereits abgewinkt und die Naturschützer sind auch nicht erpicht darauf.

Von Thomas Daller, Dorfen

Viele Hundehalter in Dorfen waren in den vergangenen Tagen alarmiert: Auf der Tagesordnung der Hauptausschusssitzung stand ein Antrag auf Leinenzwang. Im gesamten Gebiet der Kommune, die mit 100 Quadratkilometern zu den größten Flächengemeinden im Freistaat zählt. Der Ausschuss hat am Mittwoch getagt und den Antrag als rechtlich nicht umsetzbar verworfen. Dennoch wurde einstimmig beschlossen, die Verwaltung solle sich etwas einfallen lassen, wie man Wild und Wiesenbrüter besser vor jagenden Hunden schützen könne. Über eine solche Satzung soll dann zu einem späteren Zeitpunkt der Stadtrat entscheiden.

Für eine Sitzung des Hauptausschusses sei erstaunlich viel Besuch, kommentierte Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) das Interesse im Sitzungssaal. Die Hundehalter zeigten Präsenz. Die Verwaltung erklärte zu Beginn der Diskussion den rechtlichen Rahmen: Ein so großes Areal komplett unter Leinenzwang zu stellen, geht nicht. Das wäre nicht artgerecht, die Tiere hätten ein Anrecht auf Auslauf. Die Stadt könne zwar einen Leinenzwang anordnen, aber nur für öffentliche Bereiche wie beispielsweise Stadtpark, Spielplätze oder öffentliche Straßen und Wege.

Für das gesamte Gemeindegebiet könne man lediglich einen Leinenzwang für Kampfhunde und für große Hunde mit einer Schulterhöhe ab 50 Zentimetern anordnen. Das sei jedoch nicht zielführend, weil auch kleinere Hunde Wiesenbrüter von ihren Gelegen aufscheuchen würden oder trächtigen Rehen hinterherhetzen.

Außerdem gibt es an den beliebtesten Spazierwegen, die entlang der Isen verlaufen, bereits Vorschriften zum Schutz von Wild und Wiesenbrütern. Ein breiter Uferbereich zwischen Lengdorf und Dorfen ist als Landschaftsschutzgebiet Isental und Nebenbäche ausgewiesen. Dort gilt zwar nicht explizit eine Leinenpflicht, aber zum Schutz seltener Tiere dürfen die Wege während der Setz- und Brutzeit nicht verlassen werden. Auch flussabwärts von Dorfen, zwischen Mehlmühle und Wasentegernbach, ist ein Schutzgebiet ausgewiesen, für Wiesenbrüter. Dort gilt ebenfalls ein Betretungsverbot abseits der Wege, damit kein Hund in dieser Zeit durch die Kinderstube der Tiere hetzt.

Aber wer kontrolliert diese Vorschriften? Keiner. Und das war ebenfalls Thema im Ausschuss: Eine Satzung, die niemand kontrolliere, sei das Papier nicht wert, auf dem sie verfasst werde. Das Ordnungsamt habe bereits abgewinkt, keine Zeit. Zuständig wären die ehrenamtlichen Naturschutzwächter des Landratsamtes, aber die sind auch nicht erpicht darauf, sich tagtäglich mit uneinsichtigen Hundehaltern zu streiten.

Eine Satzung, die niemand kontrolliere, sei nichts wert

Kein Ausschussmitglied wollte dabei die Hundehalter unter Generalverdacht stellen. Die allermeisten Hundehalter verhielten sich korrekt, betonten alle, das Problem seien auch nicht die Hunde, sondern die schwarzen Schafe unter den Haltern. Aus allen Fraktionen kamen konstruktive Vorschläge: Simone Jell-Huber (SPD) plädierte für eine eingezäunte Hundewiese, die die Stadt zur Verfügung stellen sollte. Josef Jung (ÜWG) betonte, es gebe bereits Schutzgebiete mit Verbotszonen, man müsse sie lediglich besser beschildern. Josef Wagenlechner (TEG) empfahl, alle Hundehalter anzuschreiben und sie auf diese Probleme und ihre Pflichten hinzuweisen. Die Stadt verfüge ohnehin über die Adressen derer, die Hundesteuer zahlen.

Der stellvertretende Bürgermeister Ludwig Rudolf (CSU) war skeptisch hinsichtlich der Beschilderung: „Viele Schilder bringen nicht mehr, das erleben wir im Straßenverkehr.“ Und Bürgermeister Grundner glaubte nicht daran, dass man die Verbote nur besser kommunizieren müsse: Jedes Jahr werde im Gemeindeblatt darauf hingewiesen, dass man in den Schutzgebieten Rücksicht nehmen müsse, zuletzt in der März-Ausgabe.

Grundner schlug vor, die Verwaltung solle die rechtlich möglichen Mittel bei einem Satzungsentwurf ausschöpfen: Zum einen die Leinenpflicht für große und Kampfhunde, zum anderen eine Benutzungsverordnung für öffentliche Plätze und Wege. Darüber solle dann der Stadtrat entscheiden. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen.

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