Süddeutsche Zeitung

Hospiz für Erding:Errichtet in Teamarbeit

Eine private Stiftung baut am Sternweg in Erding ein stationäres Hospiz für die Landkreise Erding und Freising. Nichts soll an ein Krankenhaus erinnern, dafür sorgt auch die außergewöhnliche halbrunde Gebäudeform

Von Regina Bluhme, Erding

Der Sternweg in Erding liegt in einem ruhigen Wohnviertel mit Einfamilienhäusern. An der Hausnummer 11 wird ein außergewöhnliches Gebäude entstehen: Die MWS-Hospizstiftung des Freisinger Ehepaars Marianne und Werner Folger errichtet an der Stichstraße ein Hospiz für die Landkreise Erding und Freising. Die Baugenehmigung liegt seit kurzem vor. Am Mittwoch präsentierten Marianne Folger und Architekt Edwin Effinger bei einer Pressekonferenz die Pläne. Einen Termin für den Start der Bauarbeiten gibt es noch nicht. Die Suche nach einem Generalunternehmer läuft.

Ein Hospiz ist ein besonderes Haus, und das zeigt sich in Erding auch gleich bei den Bauplänen. Das Erd- und das Untergeschoss sind in einem Halbkreis angelegt. "Ich glaube, es ist uns gelungen, das Gebäude in die Umgebung einzufügen, sagte Edwin Effinger von WEP Effinger Architektern aus München. Es wirke "wie ein großzügiges Einfamilienhaus" und entspreche der "Maßstäblichkeit vor Ort".

Im Erdgeschoss befindet sich der Haupteingang, es gibt ein Foyer mit Empfang, einen Raum der Stille, Aufenthaltsräume für Gäste und Besucher, einen Verwaltungs- und Personalbereich, mehrere Behandlungs- und Versorgungsräume, eine Küche und schließlich die zwölf sogenannten Gästezimmer, die alle ein eigenes Bad haben und die alle über eine Terrasse ebenerdig zu einem begrünten Innenhof führen. Im Untergeschoss sind Personalumkleiden, Wäscherei, Lagerräume für Medikamente und Haustechnik untergebracht.

"Alles, was nach Krankenhaus aussieht, haben wir vermieden", so Effinger. Es gibt zum Beispiel keine langen Flure, dafür die halbrunden Gänge, über denen ein Oberlicht für "eine ganz andere Stimmung" sorgte, so Effinger. "Wir wollten den Charakter eines Zuhauses schaffen." Die Bewohner und auch die Mitarbeiter sollten sich wohlfühlen, fügte Thomas Heim hinzu, der als Geschäftsführer der gemeinnützigen Hospiz-Betreibergesellschaft fungieren wird. Er rechnet mit 25 Vollzeitkräften, mit Teilzeitarbeit könnten es auch mehr werden. Pro Schicht werden circa acht Mitarbeiter im Haus sein, ausgebildete Palliativcare-Fachkräfte, ergänzte Rita Gabler, Leiterin des Palliativteams Erding.

In der Tiefgarage stehen für die Mitarbeiter eigene Stellplätze zur Verfügung, während die neun oberirdischen Parkmöglichkeiten allein für Besucher gedacht sind - um Suchverkehr zu vermeiden, wie Edwin Effinger erklärte. In einer eigenen Versammlung sind kürzlich die Pläne den Anrainern vorgestellt worden. "Das war uns sehr wichtig", sagt Marianne Folger, schließlich ist ein Hospiz ein besonderer Nachbar.

Das Stationäre Hospiz vervollständige nun die Arbeit der Hospizbewegung in beiden Landkreisen, betonte Marianne Folger, die selber seit Jahren als ehrenamtliche Begleiterin in der Hospizgruppe Freising arbeitet. Die MWS-Hospizstiftung wird das Gebäude errichten und dann an eine gemeinnützige Betreibergesellschaft verpachten. Über die Belegung entscheide der medizinische Dienst, die Kassen übernahmen 95 Prozent der notwendigen Kosten, war zu erfahren. Allerdings sei "notwendig" ein dehnbarer Begriff, "wir wollen da schon noch etwas on top bieten", so Folger. Zum Beispiel auch Aromatherapien oder Pflegebäder.

Einen Termin für den Spatenstich konnte Marianne Folger nicht nennen. Die Suche nach einem Generalunternehmer laufe auf Hochtouren. Bauunternehmen seien jedoch ausgebucht und einige hätten erst im vierten Quartal 2020 Kapazitäten frei. "Wir sind dran, und hoffen, dass wir auf jeden Fall früher starten können", so Folger. Das Personal werde auf jeden Fall schon vor der Eröffnung eingestellt, "wir brauchen ein gut eingespieltes Team".

Die Freude über die Einrichtung ist groß. Rita Gabler erklärte: "Für mich geht ein Traum in Erfüllung." Burkhard Köppen, Vorstand im Hospizverein Erding, sprach von "einem absoluten Gewinn". Auch im Namen der Hospizgruppe Freising dankte Marianne Folger Erdings Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) für die gute Zusammenarbeit. In Freising seien einige schon traurig, dass das Hospiz in Erding errichtet werde, so Folger. Aber das Grundstück am Sternweg sei einfach optimal und die Zusammenarbeit zwischen den beiden Hospizvereinen klappe bestens. Sie sei überzeugt, dass sich durch die gemeinsame Einrichtung auch die Verbindung von Freising und Erding "sehr verbessern wird". Im Augenblick werde nach einem Namen für das gemeinsame Haus gesucht.

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Quelle:
SZ vom 19.07.2019
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