Süddeutsche Zeitung

Hohenlinden:Ein Bewerber für die Sauschütt

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Trotz Vertragsunterschrift ist die Zukunft der Waldgaststätte bei Hohenlinden ungewiss

Von Korbinian Eisenberger, Hohenlinden

Seit 1956 ist die Waldgaststätte Sauschütt bei Hohenlinden ununterbrochen bewirtschaftet gewesen, in mehr als sechs Jahrzehnten wurde aus dem einstigen Forsthaus mit der winzigen Stube einer der größten Waldbiergärten im Großraum München. Diese Ära ist am 31. Dezember 2019 mit einer letzten Silvesterparty zu Ende gegangen. Seit Donnerstag aber ist klar: Entgegen bisheriger Meldungen der Beteiligten könnte das Wirtshaus womöglich schon kurz nach dem Rückzug der bisherigen Wirtsleute wieder öffnen. Es gibt nämlich einen Bewerber, der die Sauschütt gerne übernehmen möchte. Und zwar, wie er telefonisch erklärt, "am liebsten schon an Heiligdreikönig".

Der Mann, der die Sauschütt übernehmen möchte, heißt Dieter Häuslmann und dürfte in Ebersberg vielen ein Begriff sein. Der 53-Jährige war 15 Jahre Betreiber der Kneipe Meddox im Oberwirt im Zentrum der Kreisstadt, ehe er Ebersberg verließ und eine Zeit lang im Ausland als Saisonarbeiter tätig war, wie er erzählt. Mittlerweile wohnt Häuslmann mit seiner Frau und den Kindern wieder in Ebersberg - und strebt nun ein Projekt an. An der Sauschütt habe er Großes vor: Etwa Musikveranstaltungen, kleinere Auftritte von Quetschenspielern oder Schnitzeljagden auf dem Waldlehrpfad mit Preisen für Kinder und Eltern. "Ich habe ein Konzept", sagt er.

Wie passt das zusammen? Die Bayerischen Staatsforsten, Eigentümer der Sauschütt, hatten auf SZ-Nachfrage noch wenige Tage vor dem Jahreswechsel mitgeteilt, dass es zur Zukunft des Lokals keine konkreten Anhaltspunkte oder Namen zu verkünden gebe. Und dass sich die Suche nach Bewerbern schwierig gestalte. Umso überraschender, dass Dieter Häuslmann am Donnerstag erklärt, dass er "bereits vor sechs Wochen den Vertrag unterschrieben" habe. Genauer: Einen Einjahresvertrag von März 2020 bis März 2021, unterzeichnet von der Brauerei Wildbräu aus Grafing, dem Zwischenpächter. Und von Dieter Häuslmann, dem neuen Hauptpächter. Hätte die Sache nicht einen Haken.

Gerettet ist der Betrieb an der Sauschütt längst nicht. Im Gegenteil: Eine Nachfrage bei den Eigentümern der Sauschütt ergibt, dass die Zukunft des Lokal mehr als unsicher ist. Heinz Utschig, Leiter des Forstbetriebs, erklärt am Donnerstag, dass die Vertragsunterzeichnung zwischen Brauerei und Pächter "nicht mit uns abgestimmt war". Und aus Sicht des Forstbetriebs "so nicht umsetzbar". So sei es, anders als in Häuslmanns Konzept vorgesehen, derzeit nicht möglich, den ersten Stock der Sauschütt als Wohnfläche zu nutzen. Zudem, so prognostiziert Utschig, stünden bei einem Pächterwechsel erhebliche Sanierungen im ganzen Haus an, ehe das Gesundheitsamt die Freigabe erteilt. Die Konsequenz, so Utschig: Die Staatsforsten verweigern der Brauerei die Vertragsverlängerung zur Zwischenpacht über das Jahr 2020 hinaus - wonach Häuslmann seinen Vertrag bis Ende März 2021 gar nicht mehr erfüllen könnte.

Utschig erklärt, dass die Staatsforsten als Eigentümer ohnehin ein Mitspracherecht bei der Auswahl des Betreibers hätten. Wie sieht das alles die Brauerei Wildbräu? Die Geschäftsführung der Brauerei befindet sich seit mehr als einem Jahr in Gesprächen zur Zukunft der Sauschütt, möchte sich aber am Donnerstag auf telefonische Nachfrage nicht zur Sache äußern, verweist stattdessen auf ein Gespräch mit dem Forstbetrieb, das für Mitte Januar angesetzt ist. Und Häuslmann?

Der Ebersberger ist derzeit im Urlaub, von der Slowakei aus erklärt er, dass er sich nun in einer Art Zwickmühle befände. Zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung mit der Brauerei, sagt Häuslmann, sei er auf dem Stand gewesen, dass die Zusammenarbeit zwischen Wildbräu und Forstbetrieb wie gehabt fortbestehe. Also schloss er den nächsten Vertrag ab - nämlich mit den bisherigen Wirtsleuten der Sauschütt, die dort zehn Jahre lang den Betrieb aufrecht erhielten. In diesem zweiten Vertrag stehe, so Häuslmann, dass er den Wirten für Inventar, Geschirr, Schließanlage, Kaffeemaschine und Holzvertäfelungen insgesamt 25 000 Euro Ablöse zusichert. "Kurze Zeit später habe ich dann erfahren, dass es zwischen Brauerei und Forst offenbar Probleme gibt", sagt er.

Und nun? Der Forstbetrieb teilt mit, dass die Staatsforsten im Frühjahr einen neuen Spielplatz neben dem Biergarten bauen werden, der die Anlage noch attraktiver für Familien machen soll. Über sonstige Kosten für Sanierungen, soll am Montag, 13. Januar, genauso beraten werden wie über die Bewerbung Häuslmanns. "Es wird das entscheidende Treffen für die Zukunft der Hohenlindener Sauschütt", so Utschig. Teilnehmer sind neben dem Forstchef Spezialisten aus der Zentrale seiner Behörde und eben die Geschäftsführung der Brauerei Wildbräu. Dieter Häuslmann ist zum Treffen nicht geladen. Dem Vernehmen nach aber auch kein Mitbewerber.

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SZ vom 03.01.2020
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