Hof in Ottenhofen:Tödlicher Pferdeherpes

Hof in Ottenhofen: In Ottenhofen ist eine Pferdekrankheit ausgebrochen (Symbolfoto)

In Ottenhofen ist eine Pferdekrankheit ausgebrochen (Symbolfoto)

(Foto: Hartmut Pöstges)

Ein Reiterhof in Ottenhofen steht seit einigen Tagen unter Quarantäne, dort wurde Pferdeherpes diagnostiziert. Drei Tiere mussten bereits eingeschläfert werden - unklar ist, warum die seltene Krankheit ausgerechnet in diesem Stall ausgebrochen ist.

Von Ines Alwardt

Auf einem Reiterhof in Ottenhofen ist die für Pferde hochansteckende Infektionskrankheit Pferdeherpes ausgebrochen. Drei Tiere mussten bereits eingeschläfert werden, wie eine behandelnde Tierärztin der Pferdeklinik in Parsdorf der Süddeutschen Zeitung bestätigte. Der Inhaber hat den Hof Anfang der Woche unter Quarantäne gestellt, nur Pferdebesitzer und Ärzte dürfen die Reitanlage derzeit betreten.

Seuche nicht meldepflichtig

Die durch das sogenannte Equinen Herpesvirus 1 (EHV-1) ausgelöste Erkrankung zählt zwar laut Tierseuchengesetz nicht zu den meldepflichtigen Seuchen, für die Pferde kann sie im schlimmsten Fall jedoch tödlich enden. Bereits Mitte der vergangenen Woche mussten Ärzte das erste Tier einschläfern, anschließend hatten sie im Labor EHV-1 diagnostiziert. Am Ende waren die Hinterbeine des Pferdes gelähmt, es lag am Boden, versuchte immer wieder vergeblich aufzustehen.

"Das Pferd als Fluchttier akzeptiert diesen Zustand nicht", erklärt die behandelnde Tierärztin, deshalb müsse man bei schweren Verläufen die Pferde einschläfern. In der ersten Phase ist die Erkrankung kaum zu bemerken, meist triefen nur die Nüstern. Allerdings kann sich das Virus im ganzen Körper ausbreiten, die Tiere bekommen Fieber - und am Ende neurologische Ausfallerscheinungen: Sie torkeln, können keinen Kot oder Urin mehr absondern, da das zentrale Nervensystem befallen ist. Es kommt zu Lähmungserscheinungen.

Inzwischen hat der Betreiber gesunde und erkrankte Tiere voneinander getrennt, auch die Reitplätze wurden aufgeteilt, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Pferdebesitzer und Tierärzte müssen spezielle Schutzkleidung tragen und sich vor und nach jedem Besuch desinfizieren, da der Erreger auch an Kleidung haften kann. 45 Pferde stehen derzeit in dem Laufstall der Anlage, etwa die Hälfte davon ist an dem Virus erkrankt. Vier Pferde, die unter schlimmen Krankheitsverläufen leiden, wurden in Quarantäneboxen verlegt.

Erster Ausbruch seit Jahren

Laut Professor Lutz Göhring von der tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilian-Universität ist es der erste Ausbruch dieser Größenordnung im Raum München seit Jahren. Warum die "seltene Krankheit" ausgerechnet in dem Stall in Ottenhofen auftritt, kann er nicht sagen. Allerdings sei es denkbar, dass sich ein Tier beispielsweise auf einem Turnier infiziert haben könnte. "Wenn sich einer angesteckt hat, ist das ein Lauffeuer." Begünstigt haben könnte die schnelle Ausbreitung auch das Konzept der Reitanlage. Die Tiere werden dort, für sie im übrigen sehr angenehm, mit anderen Pferden zusammen in einem Laufstall gehalten. "Das Virus braucht den direkten Kontakt", sagt Göhring. Anstecken können sich die Pferde dann schnell.

Dass EHV-1 nun auch andere Höfe erreicht, ist dennoch unwahrscheinlich, da es sich nicht einfach mit dem Wind verbreitet kann.

Dennoch: Einen Wallach, ein Haflinger- und eine Araber-Stute mussten die Tierärzte einschläfern. Auf dem Hof gelten noch immer strenge Hygieneregeln. Wie lange die Anlage noch gesperrt bleibt, ist unklar. "Man muss mindestens drei Wochen warten - gezählt wird vom letzten Fiebertag des letzten betroffenen Pferdes", sagt Göhring. Allerdings dauert die Erkrankung mehrere Wochen, die Tierärztin rechnet mit weiteren Fällen.

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