Süddeutsche Zeitung

Höhere Umsätze können die Kostensteigerungen nicht auffangen:Attraktiver denn je

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Nach der Modernisierung der Stadthalle blickt Geschäftsführerin Jutta Kistner trotz schwieriger Rahmenbedingungen zuversichtlich in die Zukunft. Ohne Unterstützung der Stadt wird es aber nicht gehen

Von Antonia Steiger, Erding

Neue Chancen sieht Jutta Kistern als Geschäftsführerin der Stadthalle Erding für ihr Haus, unter anderem weil Erding als Oberzentrum eingestuft wurde. Sie denkt, dass sie die Stadthalle als Kongressstandort noch besser etablieren kann, das sagte sie den Erdinger Stadträten, als sie den Geschäftsbericht für 2015 vorlegte. Trotz einer guten Buchungslage rechnet sie für 2016 und 2017 mit höheren Defiziten, weil höhere Umsätze die Kostensteigerungen nicht auffangen könnten. Die Zukunft der Stadthalle hänge damit im wesentlichen davon ab, ob die Stadt zur Finanzierung trotz vieler anderer Verpflichtungen weiterhin bereit sei. Jährlich schießt die Stadt 650 000 Euro zu, im Jahr 2015 konnte die Stadthalle 100 000 Euro wieder zurückgeben. Für Kistner bietet die Stadthalle den Erdinger "ein Stückchen Lebensqualität", ohne dass sie nach München fahren müssten. Sie verfüge über ein "sehr breites Angebot".

Schon im Jahr 2015 war die Stadthalle beliebt bei Veranstaltern von Kongressen. Erstmals sei der Einstieg in das internationale Geschäft gelungen, was eine Korrespondenz auf Englisch nötig gemacht habe. Eine besondere Herausforderung war dabei die Veranstaltung "Innovations in Food Packaging, Shelf Life and Food Safety", bei der das Fraunhofer Institut Mitveranstalter war: Der Kongress fand direkt im Anschluss nach der zweieinhalbmonatigen Sommerpause statt, während der der Brandschutz verbessert wurde. Eine Aufgabe, deren Fertigstellung laut Kistner allerdings noch weitere Jahre in Anspruch nehmen wird. In Echtzeit musste die Stadthalle mit diesem Kongress in Betrieb gehen - mit geänderten Wegen, verschärften Nutzungsauflagen und mehr als hundert neuen Saalplänen für alle erdenklichen Formen der Bestuhlung, die zuvor gezeichnet und genehmigt werden mussten.

Wegen der langen Schließzeit im Jahr 2015, laut Kistner der längsten Zwangspause des Spielbetriebs in der Unternehmensgeschichte, sei das Geschäftsjahr 2015 besonders schwierig gewesen. Und trotzdem erzielte die Stadthalle in diesem Jahr einen Rekordumsatz in Höhe von 891 000 Euro. Kistner erklärte dieses Ergebnis mit der extrem dichten und lukrativen Belegung des großen Saals der Stadthalle in Kombination mit den Nebenräumen und der Ausstattung der Stadthalle. Aber auch die gute Entwicklung der Eigenveranstaltungen - die Ausnahme bildete hier die Motorradausstellung, die wegen zu geringer Teilnehmerzahlen sogar abgesagt werden musste - und die Mieterhöhung haben laut Kistner zu der guten Entwicklung beigetragen. Etliche Kennzahlen waren jedoch im Jahr 2015 wegen der Umbauarbeiten schlechter als im Jahr zuvor: 274 Veranstaltungstage (2014: 321), 214 Veranstaltungen (260) und 68 110 Besucher (72 931). Stolz und zufrieden mache sie das Kultur- und Eventprogramm, sagte Kistner, die sich besonders über das natürlich ausverkaufte Gastspiel Michael Mittermeiers in Erding gefreut haben. Einen neuen Rekord markierten die drei ausverkauften Veranstaltungen des Kabarettisten Harry G.

Kistner fügte an, dass die Halle nach den Modernisierungsmaßnahmen attraktiver denn je sei. Dies ließe sich an der guten Buchungslage für 2016 und 2017 ablesen. Dennoch bleibt sie vorsichtig: Die Terrorangst trübe die Ausgehlaune. Und es bleibe abzuwarten, wie potenzielle Mieter mittelfristig auf die erhöhten Gebühren reagierten, zumal das Angebot sowohl an Veranstaltungen als auch an Locations unverändert hoch sei in der Münchner Region.

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Quelle:
SZ vom 23.12.2016
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