Süddeutsche Zeitung

Höchster Minutentakt auf allen MVV-Außenästen:Bahnhof für drei Linien

An der S-Bahn-Station Schwaigerloh soll später einmal nicht nur die S 2 von und nach Erding halten, sondern auch die Züge der dann über den Flughafen hinaus verlängerten S 8 und S 1. Der Planfeststellungsbeschluss für diesen Abschnitt des Ringschlusses wird demnächst erwartet.

Von Regina Bluhme, Oberding

"Nächster Halt: Schwaigerloh": So wird es einmal auf der geplanten S-Bahn-Strecke zwischen dem Münchner Flughafen und Erding heißen. Die neue Haltestelle im Gemeindebereich von Oberding entsteht im Zuge des Erdinger Ringschlusses. Der Planfeststellungsbeschluss für den Abschnitt vom Flughafen bis zur Stadtgrenze von Erding wird in den nächsten Wochen erwartet. Das teilt die Autobahndirektion Südbayern mit, die im Auftrag des Freistaates für die Deutsche Bahn die Planungen für den Ringschluss übernimmt. Wie schnell das Vorhaben dann Fahrt aufnimmt, hängt unter anderem auch davon ab, ob die Gemeinde Eitting nicht doch dagegen klagt.

Was in der Öffentlichkeit bislang noch nicht so bekannt war, ist, dass der Bahnhof Schwaigerloh ein ganz außergewöhnlicher S-Bahnhalt werden wird. Denn in Schwaigerloh, so heißt es von der Autobahndirektion, sollen drei S-Bahn-Linien halten: Neben der S 2 von und nach Erding auch die Züge der über den Flughafen hinaus verlängerten S 8 und S 1. Die beiden angestammten Flughafenlinien werden also später bis zu ihrer neuen Endstation Schwaigerloh fahren, dort in einer Umkehrschleife wenden und wieder zurück zum Flughafen und Richtung München fahren. Schwaigerloh wird also eine Station, die alle paar Minuten von drei Linien angefahren wird - das gibt es an den S-Bahn-Außenästen sonst nirgendwo.

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Ist der Planfeststellungsbeschluss da, müssen als weitere Schritte mögliche Klagen behandelt werden. Zudem muss die Gesamtfinanzierung des Ringschlusses sichergestellt werden, erst dann erfolgt ein Bau- und Finanzierungsvertrag mit der Bahn.

Die künftige S-Bahn-Haltestelle Schwaigerloh wird im Gewerbegebiet von Schwaig östlich der Kreisstraße ED 5 gebaut. Die Bahntrasse selbst verläuft südlich des Betriebs der Firma Lear Corporation. In diesem Bereich befindet sich die Kreisstraße auf einem Damm, der durch ein Brückenbauwerk ersetzt werden soll. Von der Kreisstraße aus gibt es eine Zufahrt zur S-Bahn-Station und einen Park & Ride-Parkplatz, den die Gemeinde Oberding bauen wird.

Der Bau der S-Bahn-Verbindung zwischen Flughafen und Erding ist in zwei Planfeststellungsabschnitte eingeteilt. Der erste Abschnitt führt vom Flughafen bis zur nordwestlichen Stadtgrenze, der zweite verläuft im Stadtbereich von Erding. Am Flughafen München gibt es bereits einen 600 Meter langen Tunnel, der für den Lückenschluss aber noch um rund 1,7 Kilometer verlängert wird, wie Ingo Anspach, Pressesprecher der Flughafen München GmbH (FMG), schreibt. Hierfür steht laut Anspach die Ausführungsplanung kurz vor dem Abschluss. Wie der Verlängerungsbau finanziert wird und wie sich der Flughafen beteiligt, das sei "Gegenstand laufender Klärungen".

Ebenso ungeklärt ist auch die Frage, wie die Straßen um die neue S-Bahn-Station Schwaigerloh herum gestaltet werden. In den Planfeststellungsunterlagen sind schon ein neuer Süd- und Nordring für den Flughafen eingezeichnet (siehe Grafik). Die Planungen für diese Straßen, die offenbar von der FMG gebaut werden, sind schon bestandskräftig. Sie sind Teil der Planungen für die dritte Startbahn, der Planfeststellungsbeschluss für das umstrittene Projekt wurde bekanntlich bereits im Jahr 2011 erteilt. Wann aber diese neuen Straßen - die neue Nordanbindung soll vierspurig ausgebaut werden - realisiert werden, ist unklar. Offenbar soll der Neubau in zeitlicher Abstimmung mit der FTO gebaut werden soll, die ebenfalls vierspurig ausgebaut werden soll.

In Eitting sieht man sich durch die zahlreichen Straßenbauprojekte im Landkreis äußerst belastet. Die Gemeinde hatte nach der Anhörung zum Ringschluss im vergangenen Jahr mit gerichtlichen Schritten gedroht, sollten ihre Anliegen ignoriert werden. Oberding sieht das genauso und hatte in einem Gemeinderatsbeschluss erklärt, keine Ausgleichsflächen mehr zu Verfügung zu stellen. Ebenso wie Eitting pocht Oberding zudem auf verbesserte Lärmschutzmaßnahmen. Entschieden ist noch nichts. Laut Josef Steinkirchner, Geschäftsstellenleiter der Verwaltungsgemeinschaft Oberding-Eitting, wollen die Gemeinden jetzt man erst einmal den Beschluss des Bundesamtes abwarten. "Wie dann der Gemeinderat entscheidet, ist Abwägungssache", sagt Steinkirchner.

Schließlich ist da aber noch die andere Seite der Medaille. Oberding erhofft sich durch die S-Bahn auch eine Entlastung beim Pendlerverkehr. Die Zahlen, die Geschäftsleiter Steinkirchner präsentiert, sprechen für sich: Bis zu 5000 Menschen sind seiner Auskunft nach mittlerweile im Gewerbegebiet von Schwaig beschäftigt. Viele international tätige Firmen, darunter große Logistiker, nutzen die Nachbarschaft zum Flughafen München und haben sich in dem Oberdinger Ortsteil angesiedelt. Das bringt hohe Gewerbesteuereinnahmen, aber auch immer mehr Pendlerverkehr. Mit der öffentlichen Anbindung sieht es bislang eher mau aus: Zum Flughafen fährt die Buslinie Nummer 512, mit finanziert vom Landkreis, Gemeinde und vom Flughafen. "Von einer S-Bahn-Anbindung erhoffen wir uns natürlich eine entsprechende Verkehrsentlastung", sagt Steinkirchner.

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SZ vom 11.02.2017
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