Hochwasserschutz für Erding:Die Gräben rücken in den Fokus

Hochwasserschutz für Erding: Wenn der Itzlinger Graben überläuft, stünde diese Fläche unter Wasser. Deswegen ruhen die Planungen für das Baugebiet an der Sigwolfstraße.

Wenn der Itzlinger Graben überläuft, stünde diese Fläche unter Wasser. Deswegen ruhen die Planungen für das Baugebiet an der Sigwolfstraße.

(Foto: Renate Schmidt)

Stadtrat vergibt Aufträge für knapp 800 000 Euro, doch die Umsetzung wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen. OB Gotz erwartet Widerstand der Grundbesitzer und rechnet damit, dass Besitzeinweisungen nötig werden

Von Antonia Steiger, Erding

Wenn es richtig schüttet, nicht tagelang und flächendeckend, sondern punktuell und heftig, dann rücken die sogenannten Gewässer dritter Ordnung in den Fokus. Dann treten kleine Bäche über die Ufer, die sonst ein eher unbeachtetes Dasein fristen: der Itzlinger Graben und der Neuhauser Graben, der Riexinger Graben und der Moosgraben. Die Hochwassergefahr, die von ihnen bei Starkregen ausgeht, ist aber so groß, dass die Entwicklung von Baugebieten in Erding gestoppt wurde. Jetzt hat der Stadtrat einen Schritt voran getan und Aufträge für knapp 800 000 Euro vergeben. Die Gräben sollen so umgebaut werden, dass sie bei Starkregen nicht gleich überlaufen.

Mehr als vier Jahre ist es her, als ein Hochwasser die gesamte Stadt Erding aufgeschreckt hatte. Im Juni 2013 trat die Sempt über die Ufer, das Wasser drang in Altenerding bis in die Keller vor, Überschwemmungen gab es auch in Aufhausen. Dass nun erst die Aufträge für die Optimierung der Gewässer dritter Ordnung vergeben werden, finden manche unbefriedigend. Auf Nachfragen im Stadtrat sage jedoch OB Max Gotz (CSU): "Wir sind maximal dahinter her." Und er machte deutlich, dass es auch noch einige Zeit dauern wird, bis der Hochwasserschutz realisiert ist.

Erst dann können die Planungen in den Baugebieten am Erdbeerfeld und an der Haager Straße Ost vorangetrieben werden; sie ruhen, seit ein Gutachten des Ingenieurbüros Aquasoli im Februar 2015 die Erkenntnis zutage gefördert hatte, dass diese unbebauten Bereiche jederzeit überschwemmt werden könnten. "Eine Katastrophe", hatte CSU-Sprecher Jakob Mittermeier damals festgestellt.

Mit der Vergabe der Aufträge für die Planung der Ingenieurbauwerke, für die Freianlagen und die Tragwerksplanung an den Gewässern dritter Ordnung, die an das Planungs- und Ingenieurbüro Björnsen Beratende Ingenieure in Augsburg gingen, ist ein Schritt getan, aber nur einer von vielen. Denn alles, was an den Gräben gemacht wird, fällt unter die Vorgaben des Wasserhaushaltsgesetzes, wie Andreas Erhard vom Rechtsamt der Stadt Erding erläuterte. Und für diese Maßnahmen seien Planfeststellungsverfahren notwendig. Zusätzlich rechnet Gotz mit Widerstand auf breiter Front. Kein Grundeigentümer werde "Hurra!" schreien, meinte er, wenn die Stadt Erding auf ihn zukomme mit der Bitte, für den Hochwasserschutz ein wenig Fläche abzutreten. Er freue sich jetzt schon darauf, "wenn die Grundstücksbesitzer um Mithilfe gebeten werden". Ebenso "gespannt" sei er auf die Kooperationsbereitschaft der Landwirte. Gotz rechnet damit, wie er sagte, dass die Stadt "um Besitzeinweisungen nicht herumkommt". Auch deswegen brauche es Planfeststellungsverfahren. Umso wichtiger sei es jedoch, "den Menschen reinen Wein einzuschenken", sagte Gotz. "Diese Dinge brauchen Zeit." Das Augsburger Ingenieurbüro müsse nun erst einmal Daten erheben. Es könne zwar auf dem vorliegenden Material von Aquasoli aufbauen, müsse aber deutlich tiefer gehen in der Analyse.

Der Hochwasserschutz für die Stadt Erding wird parallel auf mehreren Schienen verbessert. Für eine Verbesserung des Hochwasserschutzes an der Sempt, ein Gewässer zweiter Ordnung, ist nicht die Stadt Erding zuständig, sondern das Wasserwirtschaftsamt München. Es waren die Wassermassen in der Sempt, die beim Hochwasser im Juni 2013 in die Keller in Altenerding gelaufen sind. Seitdem wurde viel diskutiert. Im Gespräch ist ein Rückhaltebecken, das nicht nur zum Teil in der Gemeinde Wörth liegt, sondern dort im Hochwasserfall auch noch wertvolle Flächen unter sich begraben würde. Die Begeisterung in der Gemeinde Wörth hält sich demnach in engen Grenzen. Mit den jetzt in Angriff genommenen Maßnahmen an den Gräben im Erdinger Stadtgebiet habe das aber nichts zu tun, erklärte Gotz im Stadtrat auf Nachfrage von Herbert Maier (Grüne). Tatsache sei, dass an der Sempt etwas passieren müsse. Die Gefahr, dass die kleinen Bäche noch leichter überliefen, weil an den größeren Gewässern nichts passiere, sei nicht gegeben. Denn es werde etwas passieren.

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