Flüchtlingshilfe Erding:Verstärkte Kooperation

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Die Flüchtlingshilfe Erding öffnet ihr gut gefülltes Spendenlager am Fliegerhorst allen lokalen Gruppen im Landkreis. Die Helferkreise suchen dringend neue ehrenamtliche Mitarbeiter

Von Florian Tempel, Erding

Im Warteraum Asyl am Fliegerhorst kommen schon länger keine neuen Flüchtlinge mehr an. Auch der Landkreis bekommt seit Wochen keine Geflüchteten mehr zur Unterbringung zugewiesen. Die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer aber nimmt nicht ab und geht unvermindert weiter. Die Flüchtlingshilfe sucht in Kooperation mit der Fachstelle Asyl der Caritas Erding die engere Zusammenarbeit mit den etwa 45 lokalen Helferkreisen. Am Samstag sind sie dazu bei der Flüchtlingshilfe Erding am Fliegerhorstgelände zu einem großen Treffen eingeladen.

Mehr 100 000 Menschen mit Kleidung ausgestattet

Von Oktober 2015 bis Ende Februar dieses Jahres haben die Mitglieder der Flüchtlingshilfe Erding mehr als 100 000 Menschen, die direkt von der österreichisch-bayerischen Grenze zur Registrierung und Weiterverteilung in den Warteraum Erding gebracht wurden, mit Kleidung und Schuhen ausgestattet. Mit vielen kreativen Ideen akquirierte der Verein die nötigen Waren und sortierte sie in mühsamer Handarbeit.

Da geht auch so weiter, seit keine Flüchtlinge mehr kommen. Das Lager ist gut gefüllt, sagt die Vereinsvorsitzende Sabrina Tarantik. Immer wieder gehen von Erding aus Kleidung und andere gespendete Waren ins Ausland, per Lastwagen bei größer organisierten Hilfslieferungen oder in Kleinbussen bei privaten Fahrten von Helfern. "Es macht keinen Unterschied, ob ein Mensch in Deutschland oder Griechenland ein Paar Schuhe braucht", sagt Tarantik. Auch Flüchtlinge in Unterkünfte in München oder in der Traglufthalle in Pliening im Landkreis Ebersberg sind zuletzt mit Lieferungen aus Erding unterstützt worden.

Helfergruppen im Landkreis bekommen Unterstützung

Nun sollen auch die Helfergruppen im Landkreis verstärkt von der Arbeit der Flüchtlingshilfe profitieren. Tarantik sieht es so: Die einzelnen lokalen Gruppen müssten nicht mehr selbst, wie bisher, eigene Spendenlager betreiben, sondern könnten auf die großen Bestände der Flüchtlingshilfe in ihrem Lager am Fliegerhorst zurückgreifen. Kleidung, Schuhe, Hygieneartikel und nützlich Sachen aller Art vorzuhalten ist gewissermaßen die Kernkompetenz der Flüchtlingshilfe. Wenn die lokalen Helfern gruppen sich einfach nur noch an die Flüchtlingshilfe am Fliegerhorst wenden müssten, wenn sie etwas brauchen, spare das "Zeit und Ressourcen der Helfer für all ihre anderen wichtigen Aufgaben."

Nicoletta Gehlmann von der Fachstelle Asyl der Caritas will diese Zusammenarbeit unterstützten. Gehlmanns Job ist es seit einem halben Jahr, als Ansprechpartnerin für alle Helferkreise da zu sein, auf Aus- und Fortbildungsangebote und Kooperationsmöglichkeiten hinzuweisen. Ihr Anliegen ist, dass sich die einzelnen Gruppen untereinander noch besser vernetzen. Der wichtigste Punkt sei jedoch, sagt Gehlmann, dass man weiterhin Frauen und Männer für die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit motiviere.

Die Arbeit geht nicht aus.

Auch Maria Brand, Sprecherin der Aktionsgruppe Asyl (AGA) sieht einen aktuell wieder steigenden Bedarf an Helfern. Denn jede Woche verlieren die Helfergruppen Mitarbeiter durch "ganz natürliche Fluktuation", sagt Brand: durch Wegzug aus beruflichen Gründen, weil ein Studium beginnt oder weil der ein oder andere nach Jahren intensiver Flüchtlingsarbeit einfach eine Auszeit brauche.

Für die, die weiter machen, geht die Arbeit nicht aus. Zuletzt hat ihnen die umstrittene Flüchtlings-Geldkarte Kommunal Pass viele neue Mühen beschert. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) bleibt in dieser Sache zwar hartnäckig und will den Kommunal Pass trotz aller Unzulänglichkeiten und Alltagsprobleme unbedingt beibehalten. Immerhin sucht er nun aber die direkte Kommunikation mit den Helferkreisen. Ein Treffen in Taufkirchen hat bereits stattgefunden. Drei weitere im Landkreis sind bereits terminiert. Es ist das erste Mal, dass Bayerstorfer das Gespräch mit den Ehrenamtlichen sucht - seit im November 2011 wieder Flüchtlinge in den Landkreis gekommen sind.

© SZ vom 22.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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