Heimatbonus:Landkreis setzt auf regionale Marke

Heimatbonus: Regionale Produkte sind bereits auf dem Bauernmarkt erhältlich. Künftig soll das Sortiment mittels einer eigenen Marke ausgeweitet werden.

Regionale Produkte sind bereits auf dem Bauernmarkt erhältlich. Künftig soll das Sortiment mittels einer eigenen Marke ausgeweitet werden.

(Foto: Renate Schmidt)

Kreistag beauftragt Verwaltung, ein Logo in Auftrag zu geben und eine Vereinsgründung vorzubereiten. Kritiker monieren, dass Qualitätsstandards erst mit der Vereinssatzung definiert werden

Von Thomas Daller, Erding

Regionale Produkte aus dem Landkreis Erding sollen künftig mit einem eigenen Logo werben können: Der Kreistag hat einer Marketingidee von Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) zugestimmt, die Verbraucher auf die regionale Herkunft hinweisen soll. Geplant ist, einen Verein zu gründen, der als Plattform die Idee und Vertriebswege weiter entwickeln soll. Diese "Marke mit Heimatbonus" soll jedoch nicht allein der Landwirtschaft und ihren Produkten vorbehalten sein, sondern auch regionales Handwerk, regionale Dienstleistungen und Industrie sollen sich damit schmücken dürfen. Skeptiker im Kreistag monierten, dass man dabei auch Qualitätsstandards definieren müsse und der Landkreis ein Wörtchen mitreden sollte. Dafür bräuchte man Zeit, die man aber nicht habe, weil Bayerstorfer die Marke bereits im Januar kommenden Jahres auf der Grünen Woche in Berlin präsentieren will.

Das Vorhaben war bereits im Strukturausschuss erörtert worden, der einen einstimmigen Empfehlungsbeschluss an den Kreistag gefasst hatte. Einstimmige Beschlusslagen sind dann im Kreistag oft nur noch Formsache, nicht aber in diesem Fall: "Um Vertrauen in eine neue Marke zu setzen, benötigt man Standards" sagte Florian Geiger (Grüne), und dabei seien noch Fragen offen. Er beantragte, dass der Kreistag über den Satzungsentwurf abstimmen sollte, die sich der noch zu gründende Verein gibt, der dabei als Plattform dienen soll. Bayerstorfer wies darauf hin, dass der Landkreis dem Verein beitreten und mitwirken werde, "aber er kann die Satzung nicht allein bestimmen".

Gertrud Eichinger (SPD) pochte ebenfalls darauf, dass man die Marke mit einer hohen Qualität verbinden müsse. Wenn es lediglich genügen sollte, dass ein Anbieter im Landkreis Erding eine Adresse habe, sehe sie die Idee "verwässert". Bayerstorfer wandte ein, er sehe derzeit keine Möglichkeit über die Satzung eines Vereins zu diskutieren, der erst noch gegründet werden müsse. Das sei eine unzulässige Bevormundung. Der Landkreis habe jedoch die Möglichkeit, dem Verein das Logo wieder zu entziehen, wenn man mit dessen Arbeit nicht zufrieden sei.

"Was erwarten wir?", wandte sich der Landrat an das Gremium. Hans Schreiner (FW) schlug vor, dass bestimmte Transportentfernungen nicht überschritten werden dürften und dass es Mindeststandards für Arbeitnehmer geben solle. Bayerstorfer sagte, man werde es ähnlich halten wie beim Sortiment des Bauernmarktes, wo man auch nur regionale Produkte aufnehme: "Wir werden keine Bananen anbieten." Und den Mindestlohn festzuschreiben, halte er auch nicht für sinnvoll, "den gibt es sowieso". Er könne sich vorstellen, dass man beispielsweise erörtere, ob der regionale Schreiner das Logo prinzipiell erhalte, oder nur dann, wenn er auch heimisches Holz verwende. Doch damit müsse sich der Verein befassen.

Gertrud Eichinger monierte, bei dem geplanten Vorgehen zäume man das Pferd von hinten auf: Sie habe 30 Jahre Erfahrung in Kommunikationsdesign und üblicherweise erstelle man zuerst ein Konzept mit dem Ziel und dem Zweck, was man mit einer Marke entwickeln wolle. Danach gründe man den Verein und erst dann stelle man das Logo zur Verfügung. Wenn man eine andere Reihenfolge wähle, könne die Marke "so beliebig wie sonst was" werden.

Siegfried Fischer (FW) mahnte schließlich, "wir verzetteln uns und stochern alle im Nebel herum". Thomas Bauer (CSU) monierte, man habe es bei der regionalen Marke mit lösbaren Aufgaben zu tun, "wenn man nur will".

Mit 31 gegen 17 Stimmen wurde schließlich mehrheitlich der Beschluss gefasst, die Verwaltung damit zu beauftragen, Wege zu beschreiten, die für die Einführung einer regionalen Marke im Landkreis Erding erforderlich sind.

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