Süddeutsche Zeitung

Hegeschau in Isen:Jäger in Sorge um Hasen und Fasane

Lesezeit: 2 min

Die Tiere verlieren ihren Lebensraum aufgrund des enorm hohen Konkurrenzkampfes um landwirtschaftliche Flächen im Landkreis Erding. Verzicht auf Anschuss reicht nicht aus

Von Thomas Daller, Isen

Die Jagd hat sich gewandelt: Längst steht nicht mehr nur der Abschuss von Wildtieren im Mittelpunkt, sondern zunehmend hegerische Aufgaben, der Naturschutz oder die Wildunfallprävention. Bei der öffentlichen Pflichthegeschau in Isen thematisierten die Erdinger Jäger beispielsweise ihre Sorge um Hasen, Rebhühner und Fasane. Dieses "Niederwild" ist in seinen Beständen so sehr gefährdet, dass die Jäger in vielen Bereichen freiwillig auf die Bejagung verzichten. Stattdessen versuchen sie zusammen mit den Grundeigentümern wieder Lebensräume zu schaffen.

Der Kreisjagdverband verstehe sich als "Anwalt der Wildtiere" und "Partner der Grundeigentümer", sagte der Kreisvorsitzende Thomas Schreder bei der Hegeschau in Isen, zu der Bürgermeister aus der Region, Landrat Martin Bayerstorfer und auch Staatsministerin Ulrike Scharf gekommen waren. Die Jagd beinhalte weit mehr als nur die Erfüllung von Abschussplänen, betonte Schreder. Im Bereich der Wildunfallprävention werde beispielsweise in Erding zusammen mit der Kreisverkehrswacht Erding in Form von Plakaten informiert, besonders in der Aufzuchtzeit auf querendes Wild zu achten. Neben dieser wichtigen Aufgabe sind Erdings Jäger im Bereich des Umweltschutzes aktiv. Auf Betreiben des Kreisjagdverbandes Erding wurde das mit der "UN Dekade für Biologische Vielfalt" ausgezeichnete Bayern Netz Natur Projekt auf den Landkreis Erding ausgeweitet. Unter dem Titel "Natur.Vielfalt.Isental" wird zusammen mit der Wildland Stiftung Bayern versucht, Lebensräume im hoch sensiblen Isental zu erhalten. Wichtigster Grundsatz bei dieser Naturschutzarbeit sei die Freiwilligkeit, mit der Grundeigentümer und Gemeinden an dem Projekt beteiligt werden können. Positive Beispiele aus dem Nachbarlandkreis Mühldorf zeigten, wie gut das im Einvernehmen mit der Landwirtschaft funktionieren könne.

Sorge bereitet den Erdinger Jägern die weiter zurückgehenden Niederwildbestände von Hase, Rebhuhn und Fasan. Obwohl es noch positive Ausnahmen in Erding gebe, wo eine nachhaltige Bejagung noch möglich sei, verzichten Erdings Jäger in vielen Bereichen auf die Bejagung und versuchen mit den Grundeigentümern wieder Lebensräume für unsere heimischen Niederwildarten zu schaffen. Wegen des "enorm hohen Konkurrenzkampfes um die landwirtschaftlichen Flächen" im Landkreis Erding werde das aber zunehmend schwieriger.

Vermehrt bereiten wildernde Hunde im Bereich des Landkreises Probleme für heimische Wildtiere. Ein aktueller Fall aus dem nordöstlichen Landkreis belege, dass in diesem Zusammenhang intensiver an das Verantwortungsbewusstsein der Hundehalter appelliert werden müsse. Ein Hund hatte dort eine tragende Rehgeiß gehetzt und getötet. Der Dank des Kreisjagdverbandes ging in diesem Zusammenhang an die Polizei, die den Fall intensiv verfolgt habe. Schreder lobte auch die Revierinhaber, die vorbildlich gehandelt und den Fall polizeilich zur Anzeige gebracht hätten.

Zur Hegeschau in Isen präsentiert der Kreisjagdverband Erding seine eigene Radio-Cäsium Messstation. Durch Förderung des Freistaates Bayern wurde die Anschaffung dieses teuren Gerätes für den Kreisjagdverband Erding möglich. Die zunehmenden Wildschweinbestände, die sich auch in der Streckenliste des vergangenen Jagdjahres widerspiegeln, haben den Kreisjagdverband veranlasst, diese Investition im Sinne des Verbraucherschutzes zu tätigen. Zukünftig müssen Erdings Jäger nicht mehr in die Nachbarlandkreise ausweichen um erlegtes Schwarzwild auf ihre radioaktive Belastung hin zu untersuchen, sondern können das direkt beim Kreisjagdverband Erding tun. Die Messungen werden für die Erdinger Jäger bis auf weiteres kostenlos sein und können ab sofort in Erding durchgeführt werden.

Im Vorfeld der diesjährigen Hegeschau liefen die Abschussplanungen in allen sechs Hegeringen des Landkreises Erding für Reh- und Rotwild. Der Kreisjagdverband bedankte sich für die gute Zusammenarbeit zwischen Grundeigentümern, Behörden und Revierpächtern, die zu einvernehmlichen Planungen in allen 108 Revieren des Landkreises geführt hätten. "Dieses Ergebnis spiegelt die gute Partnerschaft hier im Landkreis Erding wider. Wir brauchen gesunde Wälder und gesunde Wildbestände. Das können wir nur gemeinsam erreichen", sagte Schreder.

"Am 11. Juni wird Erding kurzzeitig zur Hochburg der Jagdkultur in Bayern", kündigte Schreder an. Erding ist Austragungsort der Bayerischen Meisterschaften der Jagdhornbläser. 56 Bläsergruppen mit über 650 Jagdhornbläser haben sich bereits zu dieser Veranstaltung angemeldet. Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf hat die Schirmherrschaft übernommen. Der Kreisjagdverband bedankte sich in diesem Zusammenhang beim Landkreis und der Stadt Erding für die Unterstützung.

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SZ vom 26.04.2016
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