Es war vor 51 Jahren, als im Westen die Ölkrise, eine der schwersten Wirtschaftskrisen des 20. Jahrhunderts, ausbrach. Ein Jahr darauf, 1974, entschloss sich ein junges Paar, in seiner eigenen Garage in Reithofen eine kleine Schlosserei zu eröffnen. Viele hielten es damals für eine verrückte Idee, ein so energieintensives Unternehmen bei solch hohen Energiepreisen zu gründen. Doch das kleine Geschäft des jungen Paares wuchs stetig.
Das Paar, Fritz und Anneliese Neumaier, genießt heute den Ruhestand. Ihr Sohn Christian Neumaier, der erst neun Jahre alt war, als das Unternehmen in der kleinen Garage gegründet wurde, setzt die Familientradition fort. Am Freitag feierte er das 50-jährige Bestehen des Handwerksunternehmens Kunstschmiede und Metallbau Neumaier.
Während die Eltern von Christian Neumaier anfangs hauptsächlich Grabkreuze, geschmiedete Geländer und Laternen bauten, arbeitet der Sohn heute an vielen Großprojekten, die von Glasbau bis hin zu Treppen, Dächern und Toren reichen. Grabkreuze fertigt Christian Neumaier nur noch für Bekannte: „Gräber und Grabkreuze zu fertigen, ist fast eine psychologische Arbeit, darum möchte ich mich nicht mehr darum kümmern“, erzählt er. Dafür arbeitet die Kunstschmiede gerade an einer vier Meter hohen Bronzetür für eine Kirche.
Große Metallplatten in unterschiedlichsten Formen stehen in den großen Hallen, und Handwerker in Arbeitskleidung arbeiten mit verschiedenen Geräten daran. Mehr als 20 Mitarbeiter sind in der Kunstschmiede Neumaier beschäftigt. Das war nicht immer so. Der große Sprung kam 1993, als das Familienunternehmen die erste der beiden Werkhallen in Forstern eröffnete. 2021 kam die zweite große Halle hinzu. Fortan erhielten sie vor allem architektonische Aufträge.
Der Höhepunkt kam zur Jahrtausendwende mit der Errichtung dreier Treppen in der Münchner Frauenkirche. „Das brachte uns in eine ganz neue Liga“, so der Geschäftsführer. 2006, ein Jahr nach Christian Neumaiers offizieller Übernahme des Unternehmens, wurde die Firma mit dem bayerischen Staatspreis für gestalterische und technische Leistungen im Handwerk ausgezeichnet.
Arbeiten für das Bauwesen wie individuelle Treppen, Geländer, Zäune, Tore, Balkone, Überdachungen und Metall-Glas-Konstruktionen erfordern ein extrem hohes Maß an Spezialisierung. Die Ausbildung der eigenen Mitarbeiter habe deshalb einen hohen Stellenwert. „Der jüngste Auszubildende ist 15 Jahre alt“, erzählt Christian Neumaier. „Im Moment haben wir drei Auszubildende und sieben Meister, wenn man mich dazuzählt“, so Neumaier, der auch hinzufügt, dass ab September die zweite weibliche Auszubildende der Unternehmensgeschichte bei ihnen anfangen wird.
Die Produktfertigung ist allerdings nicht die einzige große Arbeit des Unternehmens: Von der Beratung über die Projektplanung bis zur Produktfertigung und Endmontage beim Kunden erfolge in Forstern alles aus eigener Hand, so Neumaier.
Christian Neumaiers Frau, Hildegard Rasthofer, ist Architektin und unterstützt das Unternehmen tatkräftig. „Jetzt konzentriere ich meine Kräfte vor allem auf das kommende Jubiläumsfest“, erzählt sie beim Besuch der SZ. Am Freitagnachmittag wurden 150 Gäste erwartet, darunter Geschäftspartner, Zulieferer, Kunden sowie das Gründerpaar, die Bürgermeister von Forstern und Pastetten und der Landrat.
Christian Neumaier blickt auf die vergangenen Jahre zurück: „Ein halbes Jahrhundert als Familienunternehmen im Handwerk feiern zu dürfen, macht uns stolz. Dabei verstehen wir uns als Familie im doppelten Sinn. Denn auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind immer schon ein Teil davon.“