Hallbergmoos:Wie ein kleines Dorf

Hallbergmoos: Weihbischof Bernhard Haßlberger (vorn), hier im Gespräch mit Geschäftsführer Otto Schittler (rechts), hat die Wohnhäuser gesegnet.

Weihbischof Bernhard Haßlberger (vorn), hier im Gespräch mit Geschäftsführer Otto Schittler (rechts), hat die Wohnhäuser gesegnet.

(Foto: Marco Einfeldt)

Jugendwerk Birkeneck baut neue Wohnhäuser, und die künftigen Bewohner helfen mit. Die vier Gruppenhäuser für 72 Jugendliche haben 5600 Quadratmeter Wohnfläche: "Das entspricht 30 Einfamilienhäusern"

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Für knapp zwölf Millionen Euro haben das Jugendwerk Birkeneck und seine Gesellschafter, die Herz-Jesu-Missionare, neue Wohngebäude für die straffälligen Jugendlichen, die in Birkeneck untergebracht sind, gebaut. Am vergangenen Donnerstag wurden die vier Gruppenhäuser eingeweiht, Weihbischof Bernhard Haßlberger spendete den Segen.

Beim Festakt führte Architekt Stefan Rentz aus, dass in den vier neuen Gruppenhäusern, in denen Platz für 72 Jugendliche ist, insgesamt 5600 Quadratmeter Wohnfläche entstanden sind, "das entspricht 30 Einfamilienhäusern, also einem kleinen Dorf". Zweieinhalb Jahre dauerte die Bauzeit, zum Großteil stehen den Jugendlichen jetzt Einzelzimmer mit Dusche und Toilette zur Verfügung, dazu Gruppen-, Therapie- und Aktivräume sowie eine Küche je Gruppe.

Für den Neubau der Wohnhäuser habe man sich entschieden, erklärte Otto Schittler, der Verwaltungsleiter von Birkeneck, nachdem eine dringend nötige energetische Sanierung der bestehenden Wohntrakte etwa eine Million Euro gekostet hätte. Es erschien wirtschaftlicher, gleich neu zu bauen. Allerdings war man im Jugendwerk Birkeneck davon ausgegangen, dass der Freistaat Bayern 40 Prozent der Investitionskosten zahlen würde, entsprach das doch gängiger Praxis. Als die Planung aber fertig gewesen sei, so Schittler, "hat sich dann leider herausgestellt, dass die entsprechende Stelle im Staatshaushalt zwar noch existiert, aber nicht mehr mit Mitteln ausgestattet werden soll. Damit war das Projekt massiv in Frage gestellt."

Immerhin erbrachten Förderanträge bei öffentlichen und privaten Stellen dann doch noch knapp 1,8 Millionen Euro, den Löwenanteil aber mussten Jugendwerk und Herz-Jesu-Missionare stemmen. Einen wertvollen Beitrag leisteten die Auszubildenden von Birkeneck selbst. Bekanntlich können die Jugendlichen hier nicht nur Schulabschlüsse nachholen, sondern auch diverse Lehren abschließen. Die Maurer, Schlosser, Maler und Schreiner packten mit an und erbrachten zum Teil erhebliche Eigenleistungen, wie Schittler sagte. Das habe nicht nur den Kosten gut getan, sondern auch dazu geführt, dass sich die Jugendlichen besonders mit ihrem neuen Zuhause identifizierten . Derzeit gibt es 112 Plätze für Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 20 Jahren in Birkeneck, wo auch die Clearingstelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht ist. Bauprojekte, sagt Schittler, seien nach dem finanziellen Kraftakt so schnell keine mehr geplant, "aber irgendwann kommt die Schule".

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