Süddeutsche Zeitung

Halbzeit auf dem Sinnflut:"Schon mal besser"

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Das Sinnflut dümpelt noch ein wenig vor sich hin, Schuld sind das durchwachsene Wetter und die gedrückte Stimmung nach den Anschlägen in Bayern. Die Standbetreiber wollen sich aber nicht beschweren - sie hoffen auf einen starken Endspurt

Von Regina Bluhme, Erding

Halbzeit auf dem Sinnflut-Festival: Wenn man Marktleiter Carsten Götze auf die Bilanz anspricht, dann verweist er auf das "Erdinger Spiel", und das geht so: Die Besucher schlendern gerne herum, gekauft wird aber erst am letzten Wochenende. Insgesamt sind die Organisatoren zufrieden, auch wenn die Besucherzahlen bislang ein wenig rückläufig sind. Bis Sonntag, 31. Juli, können die Erdinger den Markt, die Biergärten, Kunst, Akrobatik und Live-Musik genießen. Es ist also noch Zeit für einen starken Endspurt.

"Wir sind im Großen und Ganzen zufrieden", so lautet die Zwischenbilanz von Peter Feller, der zusammen mit Börnie Sparakowski das Festival veranstaltet. Klar, "ein bisschen mehr kann es immer sein", räumt er ein, gerade in der Gastronomie, mit der sich das Festival ja auch finanziert. Die erste Woche sei schon "ein wenig verhalten" gewesen. Da habe sicher auch der Anschlag in München eine Rolle gespielt, sagt er. Die Security sei ein wenig aufgestockt worden. Auf Taschenkontrollen hätten die Besucher mit Verständnis reagiert. "Man muss sich nicht fürchten", sagt Feller. Auf dem Festival sei die Stimmung entspannt, "die Leute haben eine gute Zeit."

Das sieht auch sein Partner Börnie Sparakowski so. Dass die Besucherzahlen heuer ein wenig zurückgegangen sind, liegt seiner Ansicht nach auch am Wetter. "Es ist immer so: Wenn eine Wolke am Himmel erscheint, dann gehen die Leute nicht raus", lautet seine Erfahrung. Er ist jedenfalls froh, dass er mehrere krankheitsbedingte Ausfälle bei den Bands kompensieren konnte durch "viel telefonieren, rumfragen und E-Mails schreiben." Die kurzfristig eingesprungenen Bands seien beim Publikum gut angekommen.

Auch bei Marktleiter Carsten Götze, der die rund 100 Stände betreut, sind keine Klagen zu hören. "Beschwert hat sich bei mir noch keiner und das ist immer ein gutes Zeichen." Dass die Marktbetreiber bisher zufrieden gewesen seien, zeige auch, dass mittlerweile 95 Prozent der Händler "Stammleute" seien. Neu hinzugekommen sind laut Götze heuer ein Glasbläser, ein Wrap-Stand und ein Stand, an dem Blätter versilbert werden. Insgesamt sei der Markt heuer ein wenig vergrößert worden. Auch die Wegeführung sei verändert worden. Für die kommenden Tage hofft Götze, dass das Wetter mitspielt. "Optimal wäre bewölkt und warm." Und noch eins: "23 Jahre hatten wir ein friedliches Festival", betont Götze. Das soll so bleiben.

Fragt man bei den Standbetreibern nach, so ist dort die Stimmung sehr gut. Zum Beispiel beim "Sammlerkönig" Robert Butka. Seit sechs Jahren ist der Oberdinger mit seinen Raritäten, Antiquitäten und kuriosen Einzelstücken auf dem Sinnflut Festival vertreten. "Bei uns läuft es sehr gut", berichtet er. Seine Verkaufsstrategie klingt recht einleuchtend: "Die Leute wissen nicht, was sie brauchen, und ich erkläre es ihnen." Der Stand sei mittlerweile ein richtiger Treffpunkt geworden, "die Leute kommen her und wir ratschen." Erstmals hat er auch handgenähte Kinderkleidung im Angebot. "Die Stoffe stammen aus Erding." Der Verkauf der bunten Einzelstücke laufe nicht schlecht. Wenn es so weiter gehe, dann will er beim kommenden Sinnflut gerne noch mehr Teile anbieten.

Nebenan hat Susanne Krischka ihren Stand mit Amuletten und Strass-Schmuck. Sie lebt in Essen, doch seit 15 Jahren kommt sie jedes Jahr auf das Sinnflut und bietet Anhänger mit der "Hand von Fatima" oder der "Blüte des Lebens" an. "Ich finde es hier super", sagt Krischka. Ihr gefällt besonders, "dass hier alles so familiär ist." Ihre Stammkundschaft betreue sie mittlerweile in der dritten Generation. Vom Tollwood in München direkt aufs Sinnflut in Erding ist Johannes Mörsch mit seinem Mamba-Wrap-Stand gekommen. Er ist zum ersten Mal dabei und zufrieden. Zunächst habe er schon ein wenig Angst gehabt, ob den Besuchern auch ausgefallenere Kombinationen wie Hühnerfleisch, Gemüse, Rosinen und Datteln schmeckten. "Doch die Erdinger sind total gut drauf und probieren gerne was aus", lautet seine Erfahrung.

Ein paar Schritte weiter wartet Rainer Saal von Dramas-Hat auf Kundschaft. Seine Bestseller seien auch heuer wieder die Hanfhüte. "Das Geschäft war aber schon mal besser", gibt er zu. Er ist schon viele Jahre dabei und bleibt locker. "Die Erdinger drehen halt lieber noch eine Runde, bevor sie was kaufen. Und heuer dauert die Runde ein wenig länger, weil der Weg 40 Meter länger ist." Rainer Saal kennt es, das "Erdinger Spiel".

Das Sinnflut-Festival auf dem Volksfestplatz geht noch bis Sonntag, 31. Juli. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 16 bis 1 Uhr, Samstag 15 bis 1 Uhr und Sonntag 12 bis 1 Uhr.

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SZ vom 28.07.2016
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