Haftstrafen für Drogendealer:Rauschgifthandel en gros

Das Amtsgericht Erding verurteilt drei Drogendealer zu mehrjährigen Jugendstrafen. Zugleich ordnete das Gericht ihre Unterbringung in einer geschlossenen Entzugsanstalt an.

Florian Tempel

Drei junge Männer aus Erding und Umgebung sind wegen Drogenhandels im großen Stil vom Amtsgericht zu Jugendstrafen von zwei Jahren und zwei Monaten bis vier Jahren und vier Monaten verurteilt worden.

POLIZEI ZERSCHLÄGT ECSTASY-SCHMUGGLERRING

Nach ihrer zweiten Einkaufstour schmuggelten die drei Dealer 1,2 Kilogramm Speed, 1000 Ecstasy-Pillen und ein Pfund Gras vom niederländischen Venlo nach Erding.

(Foto: DPA/DPAWEB)

Die Angeklagten im Alter von 19, 20 und 21 Jahren hatten im vergangenen Sommer 2,3 Kilogramm Speed, rund ein Kilogramm Marihuana und mehr als 2000 Ecstasy-Pillen aus den Niederlanden importiert und einen großen Teil schnell und mit großem Gewinn in Erding weiterverkauft. Da alle drei selbst massiv drogenabhängig sind, ordnete das Jugendschöffengericht zugleich ihre Unterbringung in einer geschlossenen Entzugsanstalt an.

Die Angeklagten waren voll geständig. Im April 2010 hatte der älteste der drei Männer bei einem Urlaub in Holland in einem Coffee Shop einen Dealer namens Belly kennengelernt, der ihm anbot, auf Wunsch große Mengen Rauschgift besorgen zu können. Ende Juli beschlossen er und sein 19-jähriger Mitangeklagter daheim in Erding, das Angebot wahrzunehmen.

Sie legten ihr Bargeld zusammen, borgten sich beim dritten Angeklagten weiteres Geld, liehen sich von einem anderen Freund ein Auto und fuhren nach Venlo. Bei ihrem ersten Einkauf erwarben sie bei Dealer Belly 300 Gramm Speed, 200 Gramm Marihuana und 100 Ecstasy-Pillen. Alles zu so unglaublich günstigen Preisen, dass sie beim schnellen Weiterverkauf in Erding mehrere tausend Euro Gewinn machten.

Nur wenige Zeit später unternahmen sie bereits eine zweite Einkaufstour, an der sich zwei weitere Männer beteiligten. Ausgestattet mit mehr Geld langten sie nun richtig zu: Mit 1,2 Kilogramm Speed, 1000 Ecstasy-Pillen und einem Pfund Gras machten sie sich auf die Rückreise. Den Rucksack voller Drogen transportierten zwei Mann auf einem Motorrad.

Die beiden anderen fuhren in einem Kleintransporter einige Kilometer voraus, um ihre Komplizen vor eventuellen Polizeikontrollen zu warnen. In Erding ging das Rauschgift erneut schnell weg. Auch die Kripo Erding bekam Wind von den Drogenverkäufen und setzte eine sogenannte Vertrauensperson für einen Scheinkauf auf einen der drei jungen Dealer an. Durch Telefonüberwachungen waren die Drogenfahnder der Kripo Erding von da an über das Treiben der drei Angeklagten bestens informiert.

Am 23. September 2010 fand schließlich ihre dritte Einkaufstour statt. Diesmal ging die Fahrt jedoch nicht bis nach Holland, sondern nur in die Nähe von Köln, wohin ein vom Lieferanten Belly geschickter Kurier das vorbestellte Rauschgift lieferte. Der 20-jährige Angeklagte nahm die Drogen alleine entgegen und fuhr großspurig für 700 Euro per Taxi zurück nach Erding, wo ihn die beiden Mitangeklagten bereits erwarteten. Aber nicht nur diese, sondern auch die Polizei, die alle drei umgehend festnahm.

Die großen Unterschiede bei den Strafmaßen hatten vor allem einen Grund. Der 21-Jährige, der mit vier Jahren und vier Monaten die höchste Strafe bekam, war einschlägig und massiv vorbestraft. Und nicht nur das. Die erste Einkaufsfahrt nach Holland hatte er wenige Tage vor einer Gerichtsverhandlung unternommen und die zweite wenige Tage nach einer Verurteilung wegen Drogenhandels zu zwei Jahren Jugendgefängnis.

Mildernd wurde bei allen drei Männern berücksichtigt, dass sie laut medizinischen Gutachten so stark drogenabhängig waren, dass man ihnen eine verminderte Schuldfähigkeit zugestehen musste. In ihren Schlussworten bekräftigten alle drei, sie seien letztlich sogar froh, erwischt worden zu sein.

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