Haag/Zolling/Wang:Schutz vor Hochwasser und Erosion

Haag/Zolling/Wang: Wie Erosionsschäden vermieden werden können erläutern Landschaftsplaner Andreas Jändl (von links), Landwirt Martin Mayer und Landschaftsarchitektin Angelika Ruhland.

Wie Erosionsschäden vermieden werden können erläutern Landschaftsplaner Andreas Jändl (von links), Landwirt Martin Mayer und Landschaftsarchitektin Angelika Ruhland.

(Foto: Katharina Jaksch)

Ingenieure und Landschaftsplaner haben ein Konzept für die Ortschaften entlang des Ambacher Bachs entwickelt. Es soll Schäden durch Überschwemmungen vermeiden und das Gewässer vor Schlamm aus den Äckern bewahren

Von Katharina Aurich, Haag/Zolling/Wang

Zwei Jahre lang haben Agraringenieure und Landschaftsplaner im Auftrag des Landschaftspflegeverbands Freising Konzepte und Ideen erarbeitet, wie man die Ortschaften im Einzugsgebiet des Ambacher Bachs in den Gemeinden Zolling, Haag, Wang und der Stadt Moosburg vor Hochwasser bewahren und den Bach selbst vor Schlamm- und Bodeneinträge aus Äckern schützen könnte. "Bodenständig" nennt sich dieses Projekt, welches das Amt für ländliche Entwicklung förderte und das nun zu Ende geht.

Landschaftsarchitektin Angelika Ruhland und Andreas Jändl, Chef der Firma Ecozept aus Freising, brachten das Projekt voran und führten unzählige Gespräche mit etwa 30 der 70 Grundeigentümer im Einzugsbereich des Bachs. Sie wollen weiter machen und gemeinsam mit Landwirten, den drei Gemeinden sowie der Stadt Moosburg die Theorie in die Praxis umsetzen. Dafür haben die betroffenen Kommunen kürzlich etwa 4000 Euro bewilligt. Experten sollen Landwirte beraten, was sie für den Umweltschutz und gegen Hochwasser tun können sowie bei der Beantragung von Fördermitteln unterstützen, denn ohne die gehe es nicht, so Jändl. "Die Agrarpolitik verändert sich nur schleppend, aber wir können hier bei uns in kleinen Schritten etwas für die Natur und den Hochwasserschutz tun", sagt er überzeugt.

Diese Ansicht teilt Landwirt Martin Mayer aus Grub bei Bergen, der sich an "Bodenständig" beteiligt. Am Uferstreifen neben dem Ambacher Bach wächst unterhalb von Mayers Maisfeld eine Gras- und Kräutermischung. Wenn bei Regen der unbedeckte Boden aus dem Maisacker herunter geschwemmt werde, könne der Randstreifen den Schlamm aufhalten, bevor er in den Bach fließe. Besser wäre es natürlich, wenn es gar keinen Austrag aus dem Acker gebe, wenn ein Zwischenfruchtanbau die Bodenstruktur und das Wasserhaltevermögen verbessere. Dafür haben einige Landwirte zusammen Saatgut zu günstigen Konditionen bestellt, dies sei ein Effekt des Bodenständig-Projekts, stellen Ruhland und Jändl erfreut fest.

Ulrich Gamperl, der in Zolling einen der größten Ackerbaubetriebe im Landkreis bewirtschaftet und dessen Flächen im Einzugsgebiet des Ambacher Bachs liegen, hat über "Bodenständig" Zwischenfruchtsaatgut bestellt, das nun vor dem Maisanbau gesät werde. "Wir haben festgestellt, dass der Boden nach den Zwischenfrüchten das Wasser besser halten kann", sagt Gamperl. Außerdem werde das Bodenleben gefördert und das sei ja im Sinne des Landwirts.

Das Grundproblem sei damit nicht gelöst, denn die Landwirte bauten das an, was die besten Preise erziele - Mais, Getreide, Raps, schildert Mayer. Da der Mais am meisten einbringe, werde er großflächig, teilweise mehrere Jahre hintereinander auf der selben Fläche gesät. Auch er baue ihn für seine Mastbullen an, aber er erhalte seine kleinen Wiesenstücke, die er regelmäßig mähe und das Gras und Heu an seine Bullen verfüttere. Dadurch nähmen die Tiere täglich etwa 100 Gramm weniger zu als bei einer reinen Maissilagefütterung, wie sie üblich sei, aber das Fleisch sei dadurch besser, weiß Mayer.

Nur noch acht Hektar nutzt der Landwirt als Grünland. "Die Wiese stirbt", bedauert der Landwirt. Er fordert, die Grünlandprämie, welche die Bauern für den Erhalt ihrer Wiesen und Weiden erhalten, zu erhöhen und dafür die Förderung des Maises und der Biogasanlagen, in denen er verschwindet, zu kürzen. Er plädiere für eine Umverteilung der Subventionen zu Gunsten des Grünlandes, betont der Landwirtschaftsmeister. Denn Wiesen und Weiden sorgten dafür, dass der Boden das Regenwasser halte und sie seien Lebensraum für Insekten wie Bienen und Schmetterlinge, die immer seltener würden.

Landschaftsarchitektin Ruhland und Agraringenieur Jändl wollen mit den Bürgermeistern der vier Kommunen überlegen, wie sie die Landwirte unterstützen könnten, damit die Natur nicht weiter den Bach herunter gehe. Anstatt große Bauwerke als Regenrückhalt zu errichten, wäre es zum Beispiel sinnvoller, die Landnutzung zu ändern, damit das Regenwasser im Boden versickern könne und von den Pflanzen wieder aufgenommen werde, wünscht sich Jändl. Viele kleine Veränderungen, die auf die Bedürfnisse des einzelnen landwirtschaftlichen Betriebs abgestimmt seien, hätten einen großen Effekt, meint er. Dazu gehören neben der Einsaat von Zwischenfrüchten, die Anlage eines Uferstreifens sowie von Gras bewachsene Mulden als Retentionsraum, wenn der Bach die Wassermassen nicht mehr aufnehmen könne und über die Ufer trete.

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