Großübung der Feuerwehr:Fensterln am Schwesternwohnheim

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Mit Drehleitern und Atemschutztrupps wurden die "gefährdeten Personen" gerettet. (Foto: Daller)

Bei einer Großübung in Taufkirchen trainieren 150 Feuerwehrfrauen und -männer die Rettung aus mehrstöckigen Gebäuden. Obwohl die Suche zusätzlich mit Nebelmaschinen erschwert wird, klappt die Bergung von 17 Personen wie am Schnürchen.

Von Thomas Daller, Taufkirchen

"Gut gelaufen, 17 Menschenleben gerettet", lautete das Fazit eines Atemschutzträgers. Bei der Übung "Brand im Hochhaus" am Samstag Nachmittag in Taufkirchen ging es für die beteiligten Feuerwehren vor allem darum, sich auf Rettungseinsätze in vielstöckigen Gebäuden vorzubereiten. Das alte Schwesternwohnheim, das demnächst abgerissen wird, bot dafür ein ideales Szenario.

Weil Baugrund im Landkreis Erding immer teurer wird, baut man tendenziell mehr in die Höhe. Auf diese Entwicklung stellt sich auch die Feuerwehr ein. Somit bot sich eine gute Gelegenheit, im leer stehenden sechststöckigen Taufkirchener Schwesternwohnheim noch eine Großübung abzuhalten, bevor es in wenigen Wochen abgerissen wird. Für manche der mittlerweile graubärtigen Feuerwehrmänner war die Übung wohl auch mit sentimentalen Erinnerungen verbunden, weil sie das Gebäude noch aus jungen Jahren kannten.

Eine anspruchsvolle Aufgabe war vor allem die Bergung von Verletzten mittels einer Trage, die am Drehleiterkorb befestigt wurde. (Foto: Daller)

Legendäre Partys

Denn die Partys der Krankenschwestern waren in Taufkirchen legendär und auch die Feuerwehrler haben dort gerne rumgeknutscht. Darauf zielte auch Bürgermeister Franz Hofstetters augenzwinkernder Kommentar ab, als er die Übung besuchte: "Leute, ihr seid ein paar Jahre zu spät dran, die jungen Mädel sind nicht mehr da."

Das Übungsgebäude an der Reckenbacher Straße wurde von der Feuerwehr Taufkirchen mithilfe von drei Nebelmaschinen präpariert, um den Rettungskräften eine möglichst realistische Übungssituation zu bieten. Mitglieder der Jugendfeuerwehr stellten sich als Opfer zur Verfügung und mussten von den Feuerwehrlern gerettet und versorgt werden. Bis zuletzt wurden die Vorbereitungen der Übung geheim gehalten, um eine realistische Alarmierungssituation zu gewährleisten.

Brandstufe 5 im Hochhaus

Gegen 14 Uhr hieß es: "Übungsalarm in Taufkirchen, Brandstufe 5, Brand Hochhaus, unbekannte Anzahl Personen im Gebäude". Brandstufe 5 kategorisiert einen Brand, bei dem zum Löschen gleichzeitig mehr als drei C-Strahlrohre oder Löschgeräte vergleichbarer Leistung eingesetzt werden. So beispielsweise Feuer in Lagerhallen, Industrieanlage oder aber Brände, bei denen eine große Anzahl von Personen gefährdet ist. Alarmiert wurden durch die Integrierte Leitstelle Erding die Feuerwehren Taufkirchen, Dorfen, Erding, Moosen, Hohenpolding, Hofkirchen, Inning am Holz, Steinkirchen, Altenerding und Hofstarring. Im Einsatz waren insgesamt 24 Fahrzeuge und rund 150 Feuerwehrfrauen und -männer.

Die Wasserleitungen wurden zum Schlossweiher gelegt, Stefan Losert kümmerte sich um die Anschlüsse. (Foto: Daller)

Als Einsatztaktik wählte die Einsatzleitung die Gliederung des Einsatzbereichs in drei Abschnitte. Im Abschnitt eins begannen die Feuerwehren direkt mit der Brandbekämpfung und Menschenrettung. Unter dem Kommando von Emanuel Keilhacker, 2. Kommandant der Feuerwehr Taufkirchen, konnten mithilfe der Drehleitern aus Taufkirchen und Dorfen sowie durch Atemschutzgeräteträger im Gebäude 17 Personen gerettet werden. Zeitgleich legten im Abschnitt zwei unter der Leitung von Oberlöschmeister Christian Lohner (Feuerwehr Taufkirchen) die Feuerwehren Inning, Taufkirchen, Hohenpolding sowie Hofstarring drei Wasserleitungen vom nahegelegenen Schlossweiher.

Im dritten Abschnitt wurden die verfügbaren Kräfte aller Wehren koordiniert. Mithilfe eines Schnelleinsatzzeltes der Feuerwehr Erding konnte eine Sammelstelle zur Überwachung der insgesamt 36 Atemschutzgeräteträger eingerichtet werden. Die Feuerwehr Altenerding unterstützte mit einem eigens dafür ausgestatteten Fahrzeug die Einsatzleitung bei allen operativen und taktischen Maßnahmen. Während der Einsatzübung war die angrenzende Bundesstraße 388 einseitig gesperrt.

Fahrendes Büro

Bereits vor Übungsbeginn postierte sich das Katastrophenschutzfahrzeug KATER Erding 12/1 an der Einsatzstelle. Es ist das neueste Fahrzeug im Fuhrpark der Feuerwehr Taufkirchen. Um die Integrierte Leitstelle in Erding in ihrem Tagesgeschäft nicht zu behindern, übernahm es bei der Übung die Simulation einer Leitstelle. Zudem unterstützte es gemeinsam mit dem Fahrzeug der Feuerwehr Altenerding die örtliche Einsatzleitung.

Das Fahrzeug befindet sich seit wenigen Monaten in den Händen der Feuerwehr Taufkirchen und soll in Zusammenarbeit mit den Kollegen aus Altenerding bei Großschadensereignissen eingesetzt werden. Das fahrende Büro mit bestens ausgestattetem Funkraum, Fax, Telefon und Internetanschluss steuert die Zusammenarbeit von mehreren Feuerwehren an einem Einsatzort sowie die Kommunikation mit der Leitstelle.

Die beteiligten Feuerwehren wickelten den Übungseinsatz ausgesprochen flott und hoch professionell ab. Alles klappte wie am Schnürchen, Einsatzleiter Jürgen Borkner war guter Laune. Nach Abschluss der anstrengenden Übung spendierte die Gemeinde Taufkirchen Brotzeit und Getränke. Das hatten sich die 150 Rettungskräfte, die ihren Samstag Nachmittag geopfert haben, auch redlich verdient.

Bei den Feuerwehren packen im Übrigen immer mehr Frauen mit an. Von links: Tamara Polgaj, Tanja Hinterseer und Lena Obermeier. (Foto: Daller)
© SZ vom 02.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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