Festakt:Auf Augenhöhe

Festakt: Ende Dezember 2012 überprüfte Bürgermeister Max Gotz - wenig später Oberbürgermeister - mit seinen damaligen Amtskollegen Ludwig Kirmair und Eva Kolenda in Itzling schon mal, wie die neuen Ortsschilder für die Große Kreisstadt ins Landschaftsbild passen.

Ende Dezember 2012 überprüfte Bürgermeister Max Gotz - wenig später Oberbürgermeister - mit seinen damaligen Amtskollegen Ludwig Kirmair und Eva Kolenda in Itzling schon mal, wie die neuen Ortsschilder für die Große Kreisstadt ins Landschaftsbild passen.

(Foto: Renate Schmidt)

Erding feiert im Schrannensaal die Ernennung zur Großen Kreisstadt vor zehn Jahren. Festrednerin Ulrike Scharf nennt die damalige Entscheidung "goldrichtig". Allerdings hat sich seitdem keine weitere Kommune mehr um den Titel beworben.

Von Regina Bluhme, Erding

Rund zehn Jahre ist es her, dass sich Erdings Bürgermeister Max Gotz (CSU) auf den Weg zu einem Termin nach München machte und als Oberbürgermeister zurückkam. Aus der Kreisstadt Erding war eine Große Kreisstadt geworden, offiziell seit 1. Januar 2013. Die Bewerbung um das Prädikat habe sich als richtige Entscheidung erwiesen, betonte Gotz am Donnerstag in einem Festakt zum zehnten Jubiläum. Nicht zuletzt der Titel Große Kreisstadt habe an manchem Verhandlungstisch für das nötige zusätzliche Quäntchen Selbstbewusstsein gesorgt.

Nun ist es nicht so, dass es Erding an Selbstbewusstsein mangeln würde. Durchaus zu Recht verwies Gotz wieder einmal auf die gute wirtschaftliche Lage und Infrastruktur. Erding habe sich damals nicht "im Größenwahn" um den Titel beworben. Es gebe allen Grund, "dankbar auf diese Stadt zu schauen", die in fünf Jahren ihr 800. Stadtjubiläum feiert. Das Prädikat Große Kreisstadt habe geholfen, "dass sich Erding anderen großen Städten gegenüber auf Augenhöhe bewegt", so Gotz im vollbesetzten Schrannensaal. "Aus meiner Erfahrung hätten wir sonst nicht so viel erreicht."

Mit dem Titel hat Erding einige Aufgaben des Landkreises übernommen

Mit dem Titel Große Kreisstadt hat Erding vor zehn Jahren einige Aufgaben des Landkreises übernommen. Sie ist nun Untere Bauaufsichtsbehörde und somit selbst für die Bauanträge zuständig, zuvor lief die Genehmigung über das Landratsamt. Eine zusätzliche Aufgabe für die Bauverwaltung ist das Wasserrecht, darunter fällt zum Beispiel der Betrieb von Kleinkläranlagen. Seit 2013 fungiert Erding auch als eigene Untere Straßenverkehrsbehörde, das Ordnungsamt ist wiederum zuständig für den Betrieb der Gaststätten und Spielhallen. Außerdem erhielt das Liegenschaftsamt als zusätzliche Aufgabe die Vergabe von Sozialwohnungen.

"Es war auch klar, dass Erding ein Stück mehr an Personal benötigen würde, dafür hatten wir dann auch die entsprechende Einnahmenseite", so Gotz beim Festakt. Eine Herausforderung und zugleich Chance seien die zusätzlichen Aufgaben, die jedoch für die Bevölkerung auch kurze Wege bedeuteten.

Um Große Kreisstadt zu werden, genügt nicht nur die passende Einwohnerzahl

Um Große Kreisstadt werden zu können, muss eine Kommune über 30 000 Einwohner besitzen und über ausreichend Finanz- und Verwaltungsressourcen für die zusätzlichen Aufgaben verfügen. Kein Problem für Erding: 2012 hatte die Stadt 36 400 Einwohner (laut Einwohnermeldeamt waren es zum Jahreswechsel 38 746) und das Steueraufkommen pro Einwohner lag mit 1013 Euro (die jüngste Zahl: 1525,97 Euro) über dem Landesschnitt.

Erding, das mittlerweile im Landesentwicklungsprogramm als Oberzentrum firmiert, geht es auch heute gut, aber es sind stürmische Zeiten, wie Gotz anfügte. Er nannte die rasante Digitalisierung, den Ukraine-Krieg, wirtschaftliche Krisen und die "weiteren Herausforderungen von Klima, Wohnen, Infrastruktur". Seiner Ansicht nach wird aber die entscheidende Frage an Politik und Gesellschaft der kommenden Jahre lauten: "Wie schaffen wir den demografischen Wandel?"

Es war "eine goldrichtige Entscheidung", lobt Staatsministerin Ulrike Scharf

Staatsministerin Ulrike Scharf (CSU) betonte in ihrer Festansprache, Erding habe sich großartig entwickelt, biete höchste Lebensqualität. Dies zeige auch der große Zuzug, "eine Abstimmung mit dem Umzugswagen". "Kraftvolle Kommunen" wie Erding seien "das Fundament des Freistaats Bayern". Sie gratuliere zu der "goldrichtigen Entscheidung".

Große Kreisstädte gibt es in Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen. Die insgesamt 29 bayerischen Großen Kreisstädte erhalten mehr Geld aus dem Kommunalen Finanzausgleich und ein Oberbürgermeister rutscht in eine höhere Gehaltsstufe, ist bei Wilfried Schober von der Pressestelle des Bayerischen Gemeindetags auf Nachfrage zu erfahren. Nach Erding habe sich keine bayerische Kommune mehr um den Titel Große Kreisstadt bemüht. Womöglich scheuten manche die zusätzliche Aufgabenübertragung. Renommee besitze der Titel aber auf jeden Fall.

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