Größter Einbruch  seit 22 Jahren:Aufwärtstrend gestoppt

Landkreisweit sinken die Übernachtungszahlen, vor allem in Erding. Anders läuft es in Dorfen und St. Wolfgang

Von Philipp Schmitt, Neuching

Hoteliers und Gastronomen sind erstaunt: Erstmals seit vielen Jahren registrierte das Statistische Landesamt im ersten Quartal 2017 einen Rückgang der Übernachtungszahlen in Stadt und Landkreis Erding. Wie die Vorsitzende des Vereins Tourismusregion Erding, Margit Aschenbrenner, bei der Mitgliederversammlung sagte, trifft dies in besonderem Maße für die Stadt Erding zu: Um neun Prozent sind die Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Einen derartigen Einbruch wie seit Juni 2016 habe er in 22 Jahren noch nicht erlebt, sagte Günther Pech vom Stadtmarketing Erding. Zuwächse gibt es dagegen im Osten des Landkreises, in Dorfen und St. Wolfgang.

Der Tourismus hat sich zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor im Landkreis entwickelt. Im Rekordjahr 2016 lagen die Übernachtungen im Landkreis bei 1,17 Millionen, das waren 31 400 mehr als ein Jahr zuvor. Landkreisweit sind die Zahlen für das erste Quartal 2017 nun aber um etwa zwei Prozent zurückgegangen. Zur Panik bestünde kein Anlass, sagte Aschenbrenner. Es müsse allerdings verstärkt auf Messen um Gäste geworben werden. Denn ein Selbstläufer sei auch die Region Erding nicht mehr. "Neue Ideen und Attraktionen und eine gute Kooperation des Vereins und der Betriebe mit Landkreis, Städten und Gemeinden ist wichtig", fügte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) an.

Außer in Erding sind die Zahlen auch in Finsing und Neuching zurückgegangen, während Dorfen und Sankt Wolfgang im ersten Quartal extreme Zuwächse verzeichnet haben. Und auch in Oberding gab es leichte Zuwächse: Die 166 155 Übernachtungen von Januar bis April entsprechen einem leichten Plus von fast einem Prozent.

133 962 Übernachtungen waren es im gleichen Zeitraum in Erding - neun Prozent weniger als vor einem Jahr - , und das obwohl die Therme weiterhin Besucherrekorde verzeichnet, wie es hieß. Die Hälfte der Thermenbesucher reist mehr als hundert Kilometer an. Vor allem im März haben die Besucher Erding den Rücken gekehrt, wie Christian Wolf sagte, Aschenbrenners Stellvertreter. Beide raten zur Vorsicht, auch weil die Zahl der Betten im ersten Quartal 2017 im Landkreis um 811 gestiegen ist. Es dürfe kein Überangebot geschaffen werden. Pech ordnete die Zahlen aber auch in einen größeren Zusammenhang ein. Demnach befinde man sich im laufenden Jahr auf dem Niveau von 2015. Ein Grund für die besonders guten Zahlen von 2016 sei die Bauma-Baumaschinenmesse in Riem gewesen. Und auch in anderen Tourismusregionen Oberbayerns seien Schwankungen nichts Außergewöhnliches. Um aber eine richtige Tourismusregion zu werden, müsste die von 1,8 auf 1,6 Tage gesunkene durchschnittliche Verweildauer der Besucher auf mehr als drei Tage steigen, fügte er an. Dafür werde weiter intensiv auf Messen und im Netzwerk Tourismus Oberbayern München geworben.

Offenbar machen der Stadt Erding aber auch neue Hotels im Osten des Landkreises Konkurrenz. "Dorfen ist stark im Kommen", sagte Margit Aschenbrenner. Von Januar bis April ist die Zahl der Übernachtungen dort um 23 Prozent auf 5590 gestiegen und in St. Wolfgang sogar um fast 67 Prozent auf 10239 Übernachtungen. Neuchings zweiter Bürgermeister Martin Bichlmaier (SPD) kündigte nach Bayerstorfers Appell, es sollten doch möglichst alle Kommunen im Landkreis Mitglied im Verein Tourismusregion Erdings ein, an, bei der nächsten Gemeinderatsitzung die Mitgliedschaft zur Debatte zu stellen. Bislang sind 23 Städte und Gemeinden im Verein dabei.

Um die Besucher besser zu betreuen, wurden laut Aschenbrenner die Öffnungszeiten der Tourist-Info Erding verbessert. 2017 nutzten bereits 1034 Besucher das Büro, sie wollten hauptsächlich Informationsmaterial zu Radwegen, Veranstaltungen und Sehenswürdigkeiten haben. Auch der Internetauftritt unter www.erding-tourist.de sei verbessert worden und werde demnächst komplett in Englisch und mit Hinweisen in italienischer, französischer und russischer Sprache zu lesen sein. Daniela Widl vom Fachbereich Tourismus im Landratsamt stellte die neue Broschüre "Wasser-Radlwege-Oberbayern" vor und sagte, dass auch im Landkreis der Trend zu Radtourismus, Garten- und Natur besser genutzt werden solle.

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