Globus-Markt in Erding:Skepsis trifft auf Begeisterung

170 Erdinger haben über die Ansiedlung eines Globus-Markts diskutiert. Befürworter und Kritiker hielten sich dabei die Waage.

Florian Tempel

Der an alle 17.000 Erdinger Haushalte verschickten Einladung zur Globus-Informationsveranstaltung zu kommen, sind am Mittwochabend etwa 170 Bürger gefolgt. Die Zahl der Kritiker und Befürworter einer Ansiedlung eines gigantischen, sogenannten Selbstbedienungs-Warenhauses der Globus-Kette hielt sich, wie der wechselnde Applaus für die unterschiedlichen Redebeiträge bewies, etwa die Waage.

Es waren bekennende Globus-Fans wie Werner Gerbers gekommen, der sagte, "wir verpassen eine sehr große Chance für Erding", wenn kein Globus-Markt errichtet würde. Aber auch Skeptiker wie Kaufmann Erwin Dosch, der befand, "Erding lebt ohne Globus sehr gut." Als dritte Fraktion gab es zudem Kritiker wie Gerd Gaumer, der im Namen des Bund Naturschutz die Art und Größe des Gewerbegebiets Erding-West als grundsätzliche Fehlentwicklung missbilligte.

Was der Abend gebracht hat, an dem weniger Fragen beantwortet, als Standpunkte und Argumente in zum Teil sehr emotional aufgeheizter Weise ausgetauscht wurden, bleibt offen. Der Stadtrat lehnt eine Globus-Ansiedlung nach wie vor geschlossen ab. Die Besitzer des großen, brach liegenden Areals im Gewerbegebiet Erding West, auf dem laut Bebauungsplan eigentlich ein Möbelhaus entstehen sollte, wollen aber "weiter im Dialog bleiben", sagte Markus Ohneis von der RH Immobilienmanagement GmbH der SZ auf Nachfrage.

"Das bringt nur böses Blut"

Sein Unternehmen wolle jedenfalls nicht auf Konfrontationskurs gehen und womöglich vor dem Verwaltungsgericht gegen den bestehenden Bebauungsplan klagen. "Das bringt nur böses Blut." Aufgeben werde sein Unternehmen jedoch ebenso wenig. Die RH Immobilienmanagement GmbH hat mit der Globus-Kette einen Vertrag geschlossen, in dem sich beide Vertragspartner verpflichtet haben, noch mindestens zwei Jahre lang das gemeinsame Projekt voranzutreiben. Ohneis sagte, er würde sich wünschen, wenn die Stadt "den Bürger entscheiden" lassen würde.

Franz Schmitt von der Geschäftsführung der Globus-Kette, einem Familienunternehmen aus dem Saarland, stellte vor Beginn der Diskussionsrunde am Mittwochabend die Eckdaten eines Globus-Warenhauses vor. Mit 6500 Quadratmeter Verkaufsfläche wäre es in etwa fünf bis sechsmal so groß wie ein großer, normaler Supermarkt.

Neben Lebensmitteln aller Art in "großzügigen Regalen", würden Fleisch, Wurst, Käse, Fisch und Backwaren an breiten Theken angeboten: "Sie werden bedient, Sie müssen keine verpackten Waren kaufen." Alles gebe es dabei zu unschlagbar günstigen Preisen. Der Betrieb werde über 300 Festangestellte und etwa 20 Ausbildungsplätze haben. Er rechne mit einem jährlichen Umsatzvolumen von 40 bis 50 Millionen Euro.

Ein "Vollsortiment in dieser Dimension ist schon Wahnsinn", sagte Erdings Bürgermeister Max Gotz (CSU). Ludwig Stuhlberger, Obermeister der Metzgerinnung, warnte vor einem "massiven Verdrängungswettbewerb" und befand, "jeder Arbeitsplatz, der bei Globus entsteht, fällt an anderer Stelle weg."

Unternehmensberater Angelus Bernreuther wies die mehrfach vorgebrachte Kritik zurück, ein Globus-Markt schade der Erdinger Innenstadt. Die Globus-Konkurrenz seien nicht "handwerkliche Lebensmittebetriebe, sondern "die Supermärkte und Discounter" in anderen Gewerbegebieten. Auch eine zunehmende Verkehrsbelastung sei kein Argument. Ein Möbelmarkt erzeuge ebenso viel Verkehr. Gerd Gaumer stimmte ihm in diesem Punkt zu. Er sagte, das gesamte Gewerbegebiet Erding-West sei so oder so "eine einzige Katastrophe".

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