Glaube und Kirche:Kirchenaustritte gehen zurück

Die katholischen und evangelischen Gemeinden sehen sogar Anzeichen für leichten Optimismus. Die Zahl der Taufen steigt im Landkreis - wenn auch nur ganz zart

Von Nadja Gabrych, Erding

Die Zahl der Kirchenaustritte in den katholischen und evangelischen Gemeinden im Landkreis geht leicht zurück. In den katholischen Gemeinden gab es laut der Pressestelle der Erzdiözese München und Freising 2017 im gesamten Landkreis Erding 617 Austritte. Damit liegt die Zahl unter dem Durchschnitt der Erzdiözese München und Freising, der bei 818 Austritten pro Landkreis liegt. Etwa 200 Mitglieder haben die evangelischen Gemeinden in Erding laut dem evangelisch-lutherischen Dekanat Freising zwischen 2015 und 2017 verlassen. Die Zahl der christlichen Gemeindemitglieder bleibt damit im Landkreis grundlegend stabil.

Wenige Eintritte, kleinere Austrittszahlen und mehr Taufen verzeichnen die kirchlichen Gemeinden im Landkreis. Während es in Dorfen 2016 noch 66 Austritte aus der Kirche gab, waren es in 2017 nur 63. In Erding ging die Zahl von 258 in 2016 auf 250 in 2017 zurück. Hinzu kommt, dass es mehr Taufen gibt. Im Landkreis stieg deren Zahl in den katholischen Gemeinden von 764 in 2015 auf 780 im vergangenen Jahr. Auch die evangelischen Gemeinden in Taufkirchen, Erding und Wartenberg freuen sich über häufigere Taufgottesdienste. Drei neue Mitglieder sind der katholische Kirche im Landkreis im vergangenen Jahr beigetreten. 2016 waren es noch sieben und 2015 zehn. Die kleinere evangelische Gemeinde im Landkreis verbuchte in 2017 einen Beitritt.

Die Zahlen stimmen viele Pfarreien zuversichtlich, dass das Gröbste überstanden ist und die Austrittszahlen, wenn auch in kleinen Schritten, weiterhin zurückgehen. Wenn ein Mitglied sich entschließt, die Gemeinde zu verlassen, sei es dennoch "immer schmerzlich", so Pfarrer Gregor Bartkowski, Leiter des Pfarrverbandes Wartenberg. Einen möglichen Austrittsgrund sieht er unter anderem im Berufsleben der Gemeindemitglieder. Gläubige, die "beruflich angespannt" sind, hätten oftmals nicht die Zeit und die Gelegenheit sich ausgiebig im Gemeindeleben einzubringen. Der fehlende Anschluss führe dazu, dass diese Mitglieder "den Kontakt zur Gemeinde verlieren", so Bartkowski.

Zudem stehen die Kirchengemeinden des Pfarrverbandes selbst vor personellen Herausforderungen, wenn hauptamtliche Mitarbeiter in den Ruhestand gehen oder die Gemeinde wechseln. "Die Seelsorger leiden darunter, mehr Gemeinden zu betreuen und weniger Zeit für die Leute vor Ort zu haben", sagt Bartkowski. "Aber wir tun, was wir können." Er erlebe jedoch ein "großes Verständnis und eine große Bereitschaft. Die Leute gehen den Weg mit uns".

Dieses Engagement spiegelt sich in der Hilfe seitens der Gemeindemitglieder wider, die beispielsweise für die vielen Sommerfeste unablässig ist. In der Vorurlaubszeit herrsche ein "sehr reges Treiben", sagt Christian Pastötter, Diakon im Pfarrverband Reichenkirchen und Maria Thalheim. Ministrantengrillen, Reisen und Pfarrfeste häufen sich. Solche Feierlichkeiten fördern vor allem in ländlich geprägten Gegenden die Gemeinschaft. "Je kleiner die Gemeinde, desto stärker der Zusammenhalt", so Pastötter.

Im evangelisch-lutherischen Dekanat lassen die leicht positiven Zahlen Optimismus zu. "Wir hatten schon höhere Zahlen und hoffen, dass die große Welle durch ist", sagt Dekan Jochen Hauer. Vom Zuzug in die Region profitieren auch die Kirchengemeinden. Sogar die Aussicht auf einen "kleinen gegenläufigen Trend" kommt im Dekanat auf. Entscheidend sei, "dran zu bleiben und Kontakte zu pflegen", so der Dekan.

Das drückt sich unter anderem in der Gestaltung des Gemeindelebens der evangelisch-lutherischen Kirche Erding aus. Pfarrer Christoph Keller legt Wert auf ein generationenübergreifendes Konzept, wie er sagt: "Wir bieten für jede Altersgruppe einiges an." Seit zwei Jahren gibt es einen Kinder- und einen Jugendchor, beides werde "rege genutzt". Die Gemeinde sei "relativ stabil von den Mitgliederzahlen her", so Keller. Dennoch werden die Gottesdienste um die Urlaubszeit weniger gut besucht, da viele Familien verreist sind. Sonst sei man zufrieden und "dankbar, dass die Angebote so gut angenommen werden". Neue Mitglieder seien natürlich immer willkommen.

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