Rückzug von "Unsere Grüne Glasfaser":Ein Schlag ins Gesicht

Weil das Unternehmen die Katze erst so spät aus dem Sack lässt, haben Langenbach und Wartenberg umsonst viel Zeit und Energie aufgewendet.

Kommentar von Gerhard Wilhelm, Erding/Freising

Wenn es um schnelles Internet geht, sind spätestens dann alle Bürger gleich, wenn sie in einem kleineren Ort außerhalb einer Gemeinde wohnen, in der Pampa, wie es gerne heißt. Dann hilft kein Geld, kein Titel, kein Promistatus und so weiter: Die Daten tröpfeln oft mehr aus der Leitung statt flott zu fließen. Schnelles Internet für alle ist in Deutschland immer noch nicht realisiert. Dabei gibt es sogar einen Kabinettsbeschluss, wonach künftig jeder Bürger in Deutschland ein Recht auf "schnelles" Internet hat. Damit sind allerdings zurzeit im Festnetz-Internet Downloadraten von mindestens zehn Megabit pro Sekunde und im Upload von 1,7 Megabit pro Sekunde gemeint. Geschwindigkeiten, die heute oft nicht mehr ausreichend sind. Abgesehen davon, dass man in manchen kleinen Orten außerhalb des Hauptorts manchmal gar kein Internet oder eine Handyverbindung hat.

Als die "Unsere Grüne Glasfaser" (UGG) aus Ismaning an Langenbach und Wartenberg herantrat, leuchteten deshalb verständlicherweise die Augen der Gemeinderäte und der Bürger, die bisher eher Internet-Paria waren. Pläne wurden erstellt, Verträge geschlossen - in der Hoffnung, bald im gelobten Land von Highspeed-Internet zu leben. Immerhin versprach man Glasfaser Download-Geschwindigkeiten von bis zu rund 1000 Megabit pro Sekunde, beim Upload bis zu 500 Megabit. Der jetzige Rückzug von UGG ist deshalb wie ein Schlag ins Gesicht und ramponiert das "grüne Image" des Unternehmens, das es als seine "Mission" versteht, flächendeckende Glasfasernetze zu implementieren und in den Gemeinden möglichst alle Haushalte mit einem Glasfaseranschluss direkt bis ins Haus zu versorgen.

Dass das Unternehmen trotzdem wirtschaftlich denkt, kann man UGG nicht mal verübeln - sehr wohl aber, dass es die Katze erst so spät aus dem Sack lässt. Langenbach und Wartenberg haben viel Zeit und Energie aufgewendet und müssen jetzt feststellen, dass sie sozusagen an der Nase herumgeführt wurden. Jetzt stehen Langenbach und Wartenberg wieder an der Stelle vor dem UGG-Versprechen. Als Bittsteller bei der Telekom auf Wohlwollen zu hoffen, ist keine gute Verhandlungsbasis. Das Unternehmen kann ganz gut rechnen, was sich rentiert und was nicht.

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