Gewerbegebiet Erding West:Riesenhalle: Die Freien Wähler bleiben skeptisch

Gewerbegebiet Erding West: Angesichts der geplanten Dimensionen der Halle breche er nicht in Jubel aus, sagte Rainer Mehringer.

Angesichts der geplanten Dimensionen der Halle breche er nicht in Jubel aus, sagte Rainer Mehringer.

(Foto: Peter Bauersachs)

In den aktuell geplanten Dimensionen werde man dem Projekt neben dem Gewerbegebiet Erding-West nicht zustimmen, lautet die Bilanz des politischen Stammtischs beim Mayr-Wirt

Von Philipp Schmitt, Erding

Wie geht es mit der von einem Investor geplanten groß dimensionierten Gewerbehalle auf einer Ackerfläche neben dem Gewerbegebiet Erding-West weiter? Die Freien Wähler Erding (ÜWE) haben das brisante Thema bei ihrem politischen Stammtisch am Sonntag im Gasthaus "Mayr-Wirt" angepackt und über das umstrittene Projekt diskutiert, das in den vergangenen Wochen für viel Gesprächsstoff sorgte: "Entschieden ist dazu im Stadtrat noch gar nichts", sagte der Erdinger Wirtschaftsreferent und ÜWE-Stadtrat Rainer Mehringer. Beim derzeitigen Informationsstand zur angeblich mit einer Höhe von 20 Metern, 300 Metern Länge und 200 Metern Breite geplanten Halle breche er aber "nicht in Jubel aus". Der Investor habe aber angekündigt, zusätzliche Informationen zu liefern. Im April wolle der OB und das Stadtplanungsamt die Fraktionsvorsitzenden über weitere Fakten informieren.

"Wir müssen klären, ob so eine Riesenhalle der Stadt mehr Nutzen als Lasten etwa beim Verkehr bringt", fügte die ÜWE-Fraktionsvorsitzende Petra Bauernfeind an, die an OB Max Gotz (CSU) appellierte, in dieser Frage "das Heft des Handelns nicht aus der Hand zu geben". Das Gebiet sei auf Anregung des Planungsverbands unter die Lupe genommen worden. Es sei ein Aufstellungsbeschluss gefasst, aber noch nichts entschieden worden. Zudem sei bisher nur die Bebauungsplannummer bekannt, aber nicht, ob es ein Sonder- oder Industriegebiet werden solle, sagte Petra Bauernfeind.

"Welches Gewerbe braucht schon eine dreistöckige Halle?", erkundigte sich Erwin Dosch. Altbürgermeister Karl-Heinz Bauernfeind wollte zudem wissen, wie das neue Gebiet gewidmet würde: Bei einer Umwandlung des privaten Ackers in ein Sonder- oder Industriegebiet wären Projekte wie der angeblich 80 000 Quadratmeter große "Riesenkoloss" des als Aktiengesellschaft firmierenden Investors, der Bauernfeind zufolge wohl als Logistik-Hochregallager dienen solle, kaum noch zu stoppen. Und es gäbe es kaum mehr Möglichkeiten, sich gegen solche Vorhaben zu wehren: "Wir sollten zunächst bestehende Gebiete ausschöpfen bevor wir ein neues Fass aufmachen", sagte der Altbürgermeister zudem im Hinblick auf den ebenfalls neu geplanten "Handwerkshof". Er wies auch auf noch freie Flächen für Handwerksbetriebe in Bergham hin, die zunächst ausgenutzt werden sollten. "Wir hoffen auf eine vernünftige Lösung, aber so werden wir der Halle nicht zustimmen", sagte der ÜWE-Vorsitzende Benedikt Hoigt. Ein konkreter Entscheidungstermin des Stadtrats zu dieser Causa sei ohnehin noch offen.

Ungenutzt für die nächsten Jahre als Ackerfläche liegen lassen wollen die sechs Stadträte der ÜWE das Areal aber auch nicht, sondern ein vernünftiges Konzept. Mehringer wies darauf hin, dass der Entwicklung der Gewerbegebiete in allen Richtungen Grenzen gesetzt seien. Nach den derzeitigen Plänen sollen 80 Prozent der Freifläche für den Investor, 15 Prozent für einen Handwerkshof und fünf Prozent des Areals für den Recyclinghof genutzt werden.

Ein Zuhörer wollte wissen, ob die dortigen Flächen nicht als Wohnbaugebiet ausgewiesen werden könnten, um den explodierenden Baulandpreisen in Erding entgegen zu wirken. Schließlich liegen dort auch die Sandgruben- und Erdbeerfeldsiedlung in der Nähe. Bei den ÜWE-Vertretern fand diese Idee keine Zustimmung, Mehringer zufolge sollen allein auf dem früheren Fliegerhorst-Areal bis zu 4000 neue Einwohner Platz finden. Die Stadt könne die regionalen Probleme auf dem Wohnungsmarkt durch den anhaltenden Zuzug nicht mit weiteren Riesenbaugebieten lösen.

Das Gebiet im Westen werde für die Wirtschaft benötigt. In einer Hochpreisregion müsse die Stadt neue gut bezahlte Arbeitsplätze schaffen, denn eher schlechter bezahlte Jobs, wie sie Mehringer in der Logistikbranche erwarte, könnten Probleme bereiten. Zudem müsse die Verkehrsproblematik erörtert werden, denn Pendler und neue Arbeitskräfte etwa aus dem Raum Mühldorf und Dorfen dürften die Erdinger Verkehrsprobleme nicht verschärfen. Deshalb müsse der ÖPNV ausgebaut werden und sei die Verbesserung der Bahnverbindung wichtig, um auch den Fachkräftemangel in einer Region mit Vollbeschäftigung lösen zu können. Auch Petra Bauernfeind kann sich auf dem Areal am Gewerbegebiet Erding-West auf der noch freien Fläche ein Wohnbaugebiet "eher nicht" vorstellen. Die Stadt habe Reserven an anderen Stellen geschaffen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: