Gewerbegebiet Erding West:Logistiker müssen draußen bleiben

Stadtrat befasst sich erstmals mit dem überarbeiteten Entwurf. Die Halle wird kleiner, die Grünfläche größer - jetzt wird bis Herbst weiterdiskutiert

Von Philipp Schmitt, Erding

Es geht um Erding als Gewerbestandort. So sieht es zumindest OB Max Gotz (CSU), der dem Stadtrat am Mittwoch aber noch keine Entscheidung abverlangt hat zur Zukunft des Bebauungsplans 225. Es geht um das Areal an der Ecke Sigwolfstraße und Dachauer Straße, wo die VIB Vermögen AG ursprünglich eine Logistikhalle geplant hatte. Dieser Plan zerschellte am Widerstand in Politik und Bürgerschaft, jetzt ist ein neuer Planungsprozess in Gang gesetzt worden. Die Bebauung soll bescheidener ausfallen, Speditionen sollen ferngehalten werden. Und im Herbst soll eine Entscheidung fallen.

Noch sind viele Fragen offen, auch nach einer stundenlangen Diskussion. Gotz sagte, er wolle "ein klares Signal und eine klare Botschaft" zur Zukunft des Gewerbestandorts Erding haben. Bis zum Herbst haben die Stadträte nun Zeit, sich eine fundierte Meinung zu bilden. Die VIB Vermögens AG hatte einen neuen Entwurf vorgelegt, in dem die Hallenkapazität auf 66 000 Quadratmeter reduziert wurde. Zudem ist ein Parkhaus mit 600 Stellplätzen geplant. Entlang der Dachauer Straße sollen drei mehrgeschossige Bürohäuser entstehen, der Recyclinghof ist weiter östlich geplant. Speditionsbetriebe und Logistikbetriebe sollen nicht zugelassen werden, im Vergleich mit der alten Planung sollen noch großzügigere Grünflächen entstehen.

Der neue Vorentwurf rief im Stadtrat ein unterschiedliches Echo hervor. Burkhard Köppen (CSU) sah Fortschritte und signalisierte Zustimmung, während Grünen-Fraktionssprecher Günther Kuhn dagegen stimmen will und statt dem Gewerbe- ein Mischgebiet und eine teilweise Nutzung für Wohnzwecke, eine Tiefgarage und mehr Platz für Kleingewerbe forderte. Die Flächen für das Kleingewerbe wurden reduziert, im neuen Plan sind nur noch 2800 Quadratmeter vorgesehen. Zudem wollte er eine noch klarere Absage an eine Nutzung für Speditionen und Logistik.

Mehr Informationen und weitere Verbesserungen forderten auch Wirtschaftsreferent Rainer Mehringer (FW) - "Wir stochern derzeit doch im Nebel herum" - und FW-Fraktionssprecherin Petra Bauernfeind, die den Mischgebietsvorschlag der Grünen "sehr sympathisch" fand. Gemeinsam mit Hans Egger (Erding Jetzt) befürworteten die Freien Wähler die neuen Planungen zwar, doch es seien bis zur Zustimmung weitere Schritte nötig.

SPD-Fraktionssprecher Horst Schmidt hingegen sprach sich wie auch die CSU-Stadträte Josef Biller, Walter Rauscher und Siegfried Ippisch für ein reines Gewerbegebiet aus, das Erding dringend brauche. Wohnflächen müssten in der Umgebung geschaffen werden. Jutta Harrer (SPD) fand die neuen Planungen positiv, sie wollte aber mehr zu den Firmen und zur Zahl der Arbeitsplätze wissen, die dort entstehen könnten. Dazu konnte Gotz nichts sagen, derartige Fragen seien im aktuellen Planungsstadium auch nicht relevant. Die von den Grünen geforderte Vermischung von großflächiger Gewerbenutzung mit Wohnnutzung bezeichnete Stadtbaumeister Sebastian Henrich "Sozialromantik, die nicht funktionieren würde".

Weil Gotz kein knappes Ergebnis wollte, sondern "ein klares Signal", gab es noch keine Abstimmung. Gotz forderte die Investoren, die als Besucher die Sitzung verfolgten, dazu auf, nach mehr als zwei Jahren Debatte im Gespräch mit den Fraktionen um eine akzeptable Lösung zu kämpfen. "Heute ging es nur um die Planvorstellung. Bis zum Herbst müssen wir aber wissen, ob wir dort eine gewerbliche Entwicklung wollen oder nicht." Gotz resümierte, dass der Stadtrat seit dem Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplans Ende 2015 bislang nichts auf die Füße gestellt habe. "Wir drehen uns weiter im Kreis und müssen uns Entscheidungsträgheit vorwerfen lassen." In Erding müsse "die richtige Balance zwischen Wohn- und gewerblicher Entwicklung" gefunden werden.

Ein Verkehrsgutachter hatte zudem darauf hingewiesen, dass durch die neue Planung mit Bürogebäuden der Verkehr zunehmen würde, weil es dort mehr Mitarbeiter geben würde. 2400 Fahrzeuge am Tag hat er für diesen Entwurf errechnet, für die Planung mit der Logistikhalle waren es 1900 am Tag. Dafür würde es weniger Lastwagenverkehr geben. "Ich kann kurz nach der Sitzung noch keine richtige Bewertung abgeben, wir werden uns so wie vom Oberbürgermeister vorgeschlagen in den nächsten Wochen mit den Fraktionen zusammensetzen und am Konsens arbeiten", sagte nach der Sitzung auf Anfrage der Vorsitzende des als Investor agierenden VIB Vermögens AG.

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