Landtagswahl:Hohe Verluste für CSU und SPD

Landtagswahl: Rainer Mehringer von den Freien Wählern, Uli Frank-Mayer, Kandidatin der Grünen, sowie Ulrike Scharf, die als Direktkandidatin für die CSU wieder ins Maximilianeum einziehen wird, verfolgen im Sitzungssaal des Landratsamtes gespannt die Hochrechnungen sowie Ergebnisse aus dem Landkreis.

Rainer Mehringer von den Freien Wählern, Uli Frank-Mayer, Kandidatin der Grünen, sowie Ulrike Scharf, die als Direktkandidatin für die CSU wieder ins Maximilianeum einziehen wird, verfolgen im Sitzungssaal des Landratsamtes gespannt die Hochrechnungen sowie Ergebnisse aus dem Landkreis.

(Foto: Renate Schmidt)

Christsoziale rutschen im Landkreis auf 37,23 Prozent ab, Sozialdemokraten auf Tiefststand von 6,64 Prozent. Ulrike Scharf, die für die CSU wieder in den Landtag einzieht, will mit der AfD "nicht zimperlich umgehen"

Von Thomas Daller, Erding

Der Landkreis Erding folgt in weiten Teilen dem bayerischen Gesamttrend: Die CSU fiel im Vergleich zur Landtagswahl 2013 von 52,6 auf 37,23 Prozent zurück, die SPD büßte ebenfalls massiv Stimmen ein und rutschte von 17,6 (2013) auf 6,64 Prozent. Die Grünen, vor fünf Jahren lediglich viertstärkste Kraft im Landkreis hinter CSU, SPD und Freien Wählern, rückt nun mit 16,64 Prozent auf Platz zwei in der Erdinger Wählergunst auf. Die Freien Wähler haben nicht nur ihren dritten Platz verteidigt, sondern wieder deutlich hinzugewonnen: Sie haben im Landkreis 14,62 Prozent der Wählerstimmen gewonnen, 2013 waren es lediglich 8,2 Prozent. Damit finden sie wieder zu ihrer alten Stärke zurück; 2008 hatten sie mit 13,2 Prozent bereits ein ähnliches Ergebnis. Die AfD erzielt im Landkreis 10,48 Prozent, sie trat erstmals in Bayern zur Landtagswahl an.

Obwohl viele Wähler bis kurz vor der Landtagswahl als unentschlossen galten, blieb die Überraschung aus. Die CSU verlor wie erwartet die absolute Mehrheit, könnte aber mit den Freien Wählern regieren. Die Ergebnisse, die die Kandidaten aus dem Landkreis Erding im großen Sitzungssaal des Landratsamtes auf den Medienwänden mitverfolgten, hatten sie in etwa so erwartet.

Als die ersten Prognosen gesendet wurden, war vor allem bei den Grünen die Freude groß. Helga Stieglmaier umarmte Uli Frank-Mayer mit einem Seufzer der Erleichterung. Neben den Grünen hatte auch die AfD, die erstmals bei den Landtagswahlen in Bayern angetreten waren, aus dem Stand um die elf Prozent erzielt, ihr Kandidat aus dem Landkreis, Martin Huber, ließ sich allerdings am Wahlabend im Landratsamt nicht blicken.

Ulrike Scharf, die als Direktkandidatin für die CSU wieder in den Landtag einzieht, sagte mit Blick auf die guten Ergebnisse der Grünen, dass sich die CSU stärker den ökologischen Themen widmen müsse. Sie habe das in der Partei immer wieder angesprochen, so die ehemalige Umweltministerin. Darüber hinaus monierte sie, dass es nicht allein um Inhalte, sondern auch um Stilfragen gegangen sei: "Es ist nicht ideal, wenn man sich zu sehr auf eine Person konzentriert." Moderner Führungsstil sei der eines Teamplayers. Und dass die CSU ein "tolles Team" gehabt habe, sei in den Hintergrund gedrängt worden. Mit der AfD werde man nun im Landtag "nicht zimperlich umgehen", kündigte sie an. Aus anderen Landtagen kenne man deren Verhalten bereits: "Außer viel Wirbel und draufhauen war gar nichts da."

Rainer Mehringer betonte, die Freien Wähler müssten sich in einer möglichen Koalition auf ihren Markenkern konzentrieren und die kommunalen Aufgaben in den Landtag tragen: Gleiche Lebensbedingungen in Bayern für alle. Außerdem stehe man geschlossen gegen die dritte Startbahn. Da gebe es "keinerlei Verhandlungsmasse". Außerdem, so Mehringer, "war es mir als Mensch wichtig, gegen bestimmte Strömungen anzutreten".

Bei der SPD war die Enttäuschung groß. Von der ehemaligen Volkspartei, die in Bayern ohnehin schon spärliche Wahlergebnisse gewohnt ist, ist nur noch ein einstelliges Wählervotum geblieben. Landtagskandidatin Gertrud Eichinger sprach von einem Vertrauensverlust. "Im Gespräch an den Infoständen ging es meist nicht um Themen, sondern um Personen: Andrea Nahles." Darüber hinaus sei man auch auf Themen wie Rente, Steuern und Pflege angesprochen worden, die mit der Landtagswahl nichts zu tun hätten. "Soziale Themen waren nicht mehr wahlentscheidend. Wir haben den Nerv nicht getroffen." Die Bezeichnung "Volkspartei wird im Moment nicht mehr passen", sagte Eichinger.

Uli Frank-Mayer hatte aus dem Wahlkampf den Eindruck mitgenommen, dass die Grünen in erster Linie bei der Wählerwanderung von der SPD profitiert habe. An den Infoständen habe sich kaum jemand als ehemaliger CSU-Wähler zu erkennen gegeben. Man habe mit sozialen Themen punkten können, aber auch mit ökologischen und mit einer humanen Haltung in der Flüchtlingspolitik. Verkehrspolitik und Landwirtschaft hätten die Wähler interessiert und insbesondere die Warnung des Weltklimarates hätten vor allem junge Eltern dazu bewogen, Grün zu wählen. Dass die CSU und die Freien Wähler zusammen genügend Stimmen für eine Regierungskoalition bekommen hätten, finde sie schade, denn eine Koalition aus CSU und Grünen "wäre einen Versuch wert gewesen". Man sollte nun zumindest Gespräche führen, denn die Grünen wären bereit in Bayern Verantwortung zu übernehmen.

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