Geringes Interesse:Studentenbude in Seniorenresidenz

Geringes Interesse: Zentrale Lage, barrierefrei und mit Fußbodenheizung: Auch wenn die Wohnungen komfortabel ausgestattet sind, machen sich Mieter rar.

Zentrale Lage, barrierefrei und mit Fußbodenheizung: Auch wenn die Wohnungen komfortabel ausgestattet sind, machen sich Mieter rar.

(Foto: Christian Endt)

Wohnungen in der Anlage auf der Hohenlindener Abtwiese vermieten sich schlecht

Von Philipp Schmitt, Hohenlinden

Alles lief wie am Schnürchen, die Kosten wurden eingehalten und auch der Zeitplan. Und das bei einem üppigen Projekt wie dem Bau der seniorengerechneten Wohnanlage auf der Abtwiese in Hohenlinden. Nun strauchelt das ehrgeizige Vorhaben auf der Zielgeraden: Die Fertigstellung verzögert sich, der für September geplante Eröffnungstermin soll erst Ende Oktober stattfinden. Das verkündete Bürgermeister Ludwig Maurer (ÜWH) am Montagabend im Gemeinderat.

Wenn die Bevölkerung zur Besichtigung eingeladen wird, seien die Arbeiten an den Außenanlagen auch noch nicht komplett abgeschlossen, so Maurer weiter. Doch das war nicht die einzige unerfreuliche Nachricht. So schnellen wohl auch die Gesamtkosten nach oben, der Kostenrahmen soll dennoch weitgehend eingehalten werden, ergänzte Bauingenieur Martin Schallmoser vom Unterhachinger Büro "Haupt und Partner".

Die Gemeinde hat mit dem Bau der Seniorenresidenz die Weichen im Hinblick auf den demografischen Wandel gestellt, doch sei die Kostenentwicklung eher ernüchternd, ebenso wie die konkrete Nachfrage nach den 24 bis zu drei Zimmer großen und teilweise für Rollstuhlfahrer barrierefrei konzipierten Wohnungen und vier Appartements. Obwohl sich das Gebäude in zentraler Lage und im Grünen befindet und die Wohnräume von der Fußbodenheizung bis zum Panoramablick über Hohenlinden viel Positives zu bieten habe, sei das Interesse mäßig. Maurer teilte mit, dass derzeit zehn der in Eigenregie über die Gemeindeverwaltung vermarkteten Wohnungen fest vermietet seien, für zwei andere Wohnungen gibt es Interessenten.

Im Hinblick auf mehr als 500 Senioren in der Gemeinde könnte die Nachfrage für die in erster Linie für Einheimische konzipierte Anlage wohl noch besser sein. Wer sich von den neuen Mietern am noch Monate dauernden Bau der von Landschaftsarchitekt Max Bauer geplanten Außenanlagen nicht störe, könne bereits von Oktober an in die Seniorenresidenz einziehen, ein Stockwerk wurde der Gemeinde bereits zur Abnahme als einsatzbereit übergeben.

Richtig eingeplant hat die Gemeinde die Mieteinnahmen im Finanzierungskonzept zwar erst von Januar 2018 an, dann sollte die Auslastung aber stimmen, weswegen Ende Oktober ein Eröffnungsfest mit einem Tag der offenen Tür geplant ist, um potenzielle Mieter zu werben. Ein Termin für den Tag der offenen Tür wird noch bekannt gegeben. Maurer teilte mit, dass, sollten sich dann immer noch nicht mehr Hohenlindener Senioren konkret für eine Wohnungen und Appartements interessieren, die Gemeinde die Werbetrommel in den Nachbargemeinden rühren werde. In Forstern, Pastetten und Buch am Buchrain, mit denen Hohenlinden die Modellstudie "Älter werden auf dem Land" konzipiert, könnten Mieter gefunden werden.

Auch die Zielgruppe soll nicht mehr auf Senioren beschränkt bleiben, weswegen aus dem Seniorenhaus zunächst ein Mehrgenerationenhaus werden könnte. Die ursprünglich für Betreuungspersonal geplanten vier Appartements könnten für Studenten genutzt werden.

Die frühere Einschätzung Schallmosers, dass die Gesamtkosten um etwa sechs Prozent unterschritten werden könnten, sind inzwischen nach Problemen mit dem weichen Untergrund, der als Baugrund schlechter als gedacht war, und den höheren Kosten für die Haustechnik obsolet. Kostensteigerungen gibt es bei den Pflasterarbeiten aufgrund eines Firmenwechsels. Teurer werden Entwässerung und Kanalbau, außerdem muss nach einem Wasserschaden in der Tiefgarage ein neuer Aufzug gebaut werden. Immerhin rechnet der Ingenieur dennoch weiter mit einer "Punktlandung" bei den Gesamtkosten.

"Es wird nicht so werden wie beim Berliner Flughafen oder der Hamburger Elbphilharmonie", versprach Bürgermeister Ludwig Maurer. "Es wurde nachhaltig gebaut, die Gesamtsummen können wohl eingehalten werden", sagte Maurer, der auch daran erinnerte, dass inzwischen wegen der Nachfrage im Bausektor die Preise gestiegen seien.

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