Genossenschaftlich organisiert:Die Gemeinschaft funktioniert

Der Mitte 2016 eröffnete Langenpreisinger Dorfladen läuft ausgezeichnet und könnte schon Ende 2017 aus der Verlustzone kommen. Das integrierte Café wurde zum Treffpunkt für viele im Ort

Von Gerhard Wilhelm, Langenpreising

Dorfläden kommen und gehen - so kennt man es in vielen Gemeinden. Oft wird mit viel Begeisterung gestartet und es stellt sich schnell Ernüchterung ein, weil die örtliche Kundschaft ausbleibt. Doch in Langenpreising kann man nach noch nicht einmal einem Jahr feststellen: "Die Dorfgemeinschaft funktioniert sehr gut", wie Leiterin Ursula Rieger sagt. Der Laden ist eine Erfolgsgeschichte. Bereits Ende 2017 kann man wohl aus der Verlustzone heraus kommen - ein Jahr früher als erwartet, da das Geschäft sehr gut läuft. Eine Ursache dafür könnte - neben den einkaufenden Langenpreisingern - sein, dass der Laden sich ständig weiterentwickelt und inzwischen zu einer Art Ortstreffpunkt geworden ist. "Die älteren Damen warten oft schon am Nachmittag vor dem Laden bis der um 14.30 Uhr öffnet um im Café ihr Kaffeekränzchen abzuhalten." Sogar zwei Stammtische haben dort eine Heimat gefunden.

Genossenschaftlich organisiert: So gut wie alles, was man im täglichen Leben benötigt, kann man im Langenpreisinger Dorfladen bekommen.

So gut wie alles, was man im täglichen Leben benötigt, kann man im Langenpreisinger Dorfladen bekommen.

(Foto: Renate Schmidt)

Einer der Skeptiker war anfangs auch Bürgermeister Peter Deimel, wie er zugibt, aber mittlerweile ist er froh, dass es den Dorfladen gibt, den er zeige, dass das Dorfleben funktioniere: "Ich kann da schon ein bisserl stolz auf die Langenpreisinger sein", sagt Deimel.

235 Anteilseigner hat der Dorfladen inzwischen, bei einer Mindesteinlage von 250 Euro. Das Startkapital von 70 000 Euro war nach der Gründung der Dorfladengesellschaft am 23. Oktober 2014 schnell zusammen. Ein Jahr später konnte Dorfladen- und Unternehmensberater Wolfgang Gröll vermelden, dass mit den konkreten Planungen für den Umbau des früheren Getränkemarkts gegenüber dem Gasthaus Oberwirt begonnen werden konnte. Die Unterstützung der Langenpreisinger Bürger hatte er schon vorher. Bei der ersten Informationsveranstaltung im Februar 2014 hatten sich 64,5 Prozent der Teilnehmer bereit erklärt, den Dorfladen als Mitglied eines Fördervereins oder einer Genossenschaft zu unterstützen. Knapp jeder Fünfte sagte damals, er könne sich vorstellen, selbst ehrenamtlich im Betrieb mitzuarbeiten.

Genossenschaftlich organisiert: Ladenleiterin Ursula Rieger sowie Genossenschafts-Geschäftsführer Michael Brandt sprechen sich regelmäßig ab.

Ladenleiterin Ursula Rieger sowie Genossenschafts-Geschäftsführer Michael Brandt sprechen sich regelmäßig ab.

(Foto: Renate Schmidt)

Am 4. Juni 2016 war es so weit und der Langenpreisinger Dorfladen an der Frauenstraße 2 wurde eröffnet. "Für den langfristigen Erfolg ist entscheidend, dass sich die Bürger ihrem Dorfladen verbunden fühlen", sagte damals Gröll.

Das tun sie, sagt Geschäftsführer Michael Brandt und nennt ein Beispiel: Es gebe Samstage, an denen bis zu 1300 Gebäckstücke verkauft würden. Und natürlich gibt es neben Backwaren wie Semmeln oder Brot von der Bäckerei Grundner aus Moosburg und Schrafstetter aus Mauern auch sonst alles, was die Kunden von einem Dorfladen erwarten: Von Gemüse, Obst und Früchte über Dosen, Käse und Joghurt bis hin zu Nudeln oder Wurst vom örtlichen Metzger, aber auch Süßigkeiten und Hygieneartikel. Im Prinzip hat der Dorfladen fast alles zu bieten, was ein Supermarkt auch hat. Das war freilich auch der Sinn der Dorfladen-Idee, nachdem im Mai 2014 der in der Ortsmitte gelegene Edeka-Markt geschlossen hatte. Zum absoluten Renner habe sich das Dorfcafé entwickelt, sagt Ladenleiterin Rieger. Sie hat im Dorfladen als Mini-Jobberin angefangen und eigentlich ganz andere Pläne. Doch es mache ihr so viel Spaß, dass sie dem Laden treu geblieben sei. "Ich bin selbständig, alleinerziehend und über den Job wollte ich eigentlich nur mehr Ortsansässige kennen lernen", sagt Rieger. Da sie gelernte Konditorin ist und in einem Hotelbetrieb mit Metzgerei aufwuchs, sei ihr der Service und Umgang mit Kunden nicht fremd. Geschäftsführer Brandt habe ihr nur "einen kleinen Schubs" geben müssen, damit sie als Ladenchefin die Leitung übernahm. Das hat sie nicht bereut: "Mir macht die Arbeit viel Spaß und solange ich ihn mit meiner Arbeit als Selbständige vereinbaren kann, passt es." Mittlerweile gibt es vier Angestellte, von denen jeweils zwei vormittags oder am Nachmittag arbeiten. Dazu, so Rieger, kommen drei Mini-Jobber und "viele Ehrenamtliche", die mithelfen.

Genossenschaftlich organisiert: Die Wurst des Langenpreisinger Dorfladens wird vom örtlichen Metzger geliefert.

Die Wurst des Langenpreisinger Dorfladens wird vom örtlichen Metzger geliefert.

(Foto: Renate Schmidt)

So viel Personal ist notwendig. Denn mittlerweile gibt es nicht nur Kaffee und selbstgemachte Kuchen, sondern auch eine umfassende Frühstückskarte mit einem "Hallo wach-Frühstück", dem "Langenpreisinger" oder einem Western-Frühstück. Beim "Hallo wach" gibt es eine "Jogger-Vitamin-Quarkspeise" mit frischen Früchten, beim Langenpreisinger kommen zwei Bäckersemmeln, Butter, Wurst- und Käseaufschnitt, ein gekochtes Ei und ein Haferl Kaffee oder Tee auf den Tisch - der Langenpreisinger mag es herzhafter offenbar.

Neu in Angebot sind der selbst hergestellte probiotische Joghurt, Frischkäse, Sandwiches und "Vitaminbomben" für Frühaufsteher, Schnäpse und Liköre, eine Eistheke und eine große Kräuterauswahl. Post kann schon länger im Dorfladen abgegeben werden. "Bei uns muss jeder alles können, vom Verkauf über Bedienen bis zur Poststelle", sagt Rieger. Es gibt sogar einen E-Mail-Newsletter und ein wöchentliches "Dorfladen-Blattl". Zurzeit laufen Überlegungen, ob in den Laden auch eine Lotto-Toto-Annahmestelle kommt. Und damit soll noch nicht Schluss sein: "Wir haben noch einige Ideen, aber das soll eine Überraschung werden", sagt Rieger.

Die finanzielle Seite zeigt sich glänzend. In fast allen Bereichen sei man besser als vor der Eröffnung kalkuliert. Ein Anlaufverlust sei mit 20 000 Euro eingerechnet worden, tatsächlich betrage er aber nur 15 500 Euro. Mit "vorsichtigen Optimismus" rechnet Brandt, dass 2018 schon eine "schwarze Null" erwirtschaftet werden könnte.

Ein großes Frühlingsfest steht im Dorfladen am Samstag, 29. April, von 10 bis 18 Uhr an, mit Weißwurstfrühschoppen und Verkauf von Balkon- und Beetblumen. Und natürlich gibt es jede Menge zum Probieren und Verkosten sowie Kaffee und Kuchen. Weitere Infos unter www.dorfladen-langenpreising.de oder auf Facebook.

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