Gemeindeentwicklung:Fraunberg will Zukunftsort werden

Neuer Prozess mit intensiver Bürgerbeteiligung soll Herausforderungen bei Mobilität, Demografie, Digitalisierung und neuen Wohn- und Arbeitsmodellen angehen

Von Philipp Schmitt, Fraunberg

"Wir wollen uns gemeinsam in der Gemeinde Fraunberg den Herausforderungen der Zukunft beim Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz stellen und neue Konzept entwickeln", sagte gestern der Fraunberger Bürgermeister Hans Wiesmaier (CSU) bei einem Pressegespräch im Rathaus zum Thema "Nachhaltigkeit und Zukunftsorte, partizipative Raumentwicklung von Dorf-, Orts- und Stadtkernen und nutzungsoffenes Bauen". Wie schon seit 2003 bei der mit dem Amt für ländliche Entwicklung im Landkreis als Vorreiter auf den Weg gebrachten Dorferneuerung in den Hauptorten, wolle sich die Gemeinde nun nicht auf den bisherigen Auszeichnungen und den 2016 verliehenen Staatspreis ausruhen, sondern sich mit neuen Ideen und frischen Impulsen in einem neu initiierten Prozess mit intensiver Bürgerbeteiligung bei der künftigen Entwicklung der Gemeinde weiter auf den Weg machen: "Die Gemeindeentwicklung ist nie abgeschlossen, wir müssen neue Ideen und Konzepte überlegen", sagte der Kreisrat.

Für frischen Wind und neue Impulse sorgt in der Gemeinde in diesem Kontext die vor zwei Jahren gegründete Projektgruppe "Nachhaltigkeit und Klimaschutz" (PG) mit zehn jungen Leuten, die vom 22-jährigen Florian Ott aus Fraunberg und 21-jährigen Florian Bachmaier aus Watzling am Montag bei der Konferenz vertreten wurden und in der Öffentlichkeit durch eine Vortragsreihe mehr Beachtung für das Thema Nachhaltigkeit schaffen und darüber hinaus konkrete Vorhaben zum Klimaschutz in die Praxis umsetzen möchten. Die Studenten hatten mit ihren Ideen Wiesmaier kontaktiert und sind vom Gemeindechef und den 110 Mitglieder zählenden Gemeindeentwicklungsverein als Plattform, sowie durch den Soziologen Klaus Zeitler, der die Gemeindeentwicklung in Fraunberg seit 2003 begleitet, und inzwischen ein "Mentor" der engagierten jungen Leute ist, unterstützt worden und haben Rückenwind erhalten: "Wir sind der Gemeinde und dem Verein dafür sehr dankbar. Wir wollen uns engagieren, kümmern und Projekte konkret umsetzen", sagte Ott. Bachmaier fügte an, dass die jungen Leute durch Networking und Nutzung digitaler Kommunikationsformen ein Netzwerk aufbauen wollen, um ihre Ziele rasch zu verwirklichen. Es gehe den angehenden Maschinenbau- und Umweltingenieuren dabei nicht nur um die Umsetzung von Maßnahmen im Bereich erneuerbare Energien, sondern um einen ganzheitlichen Ansatz mit sozialen Aspekten des nachhaltigen und guten Zusammenlebens in der Gemeinde. Die Projektgruppe möchte dabei politisch unabhängig arbeiten, hieß es.

Wiesmaier, zweiter Bürgermeister und Vorsitzender des Gemeindeentwicklungsvereins Hans Rasthofer, dritte Bürgermeisterin und stellvertretende Vereinsvorsitzende Anna Gfirtner sowie Raphael Hackl sicherten der PG weiter ihre volle Unterstützung zu. Neue Impulse und Ideen sollten offen in das anvisierte weiterführende Entwicklungskonzept der Gemeinde aufgenommen werden: "Wir hoffen auf eine Initialzündung. Innovationen, Bürgerbeteiligung, Außenwirkung sind dafür wichtig. Wir werfen einen Stein ins Wasser, und hoffen, dass er große Wellen schlägt. Wir brauchen engagierte Bürger, um weiter voran zukommen, schließlich gibt es in der Gemeinde 42 Orte", sagte der Bürgermeister.

Die Projektgruppe hat bereits Vorträge organisiert. Von Professor Miosga von der Universität Bayreuth (Pandemie und Klimakrise) und von Roland Gruber. Gruber ist Architekt und zweiter Bürgermeister von Moosburg in Kärnten. Er war am Montag per Stream zugeschaltet: Es gibt Herausforderungen bei Mobilität, Demografie, Digitalisierung und neuen Wohn- und Arbeitsmodellen wie Home-Office. Ortskerne müssten belebt werden. Durch die "Flucht aufs Land wird der ländliche Raum urbaner". Es müssten Konzepte für ein Leben nach der Pandemie entwickelt werden, sagte der Geschäftsführer des Architekturbüros "nonkonform".

Am 16. Juni veranstaltet die PG einen weiteren Vortrag mit Professor Peter Zerle zur Nachhaltigkeit, am 30. Juni mit Florian Lesch zum Potenzial erneuerbarer Energien, und am 14. Juli mit Michael Perzl zum Thema Energie sparen, sowie am 28. Juli mit Klaus Zeitler zur sozialen Dimensionen von Nachhaltigkeit. Die Gemeinde Fraunberg werde auch bei Nachhaltigkeit und Klimaschutz konzeptionell in Kooperation mit dem Amt für ländliche Entwicklung und externer Fachleute an nachhaltigen, offenen Prozessen mit Bürgerbeteiligung Chancen für eine positive Weiterentwicklung suchen und angehen, sagte Wiesmaier. In diesem Kontext lobte er das Engagement der Projektgruppe und die Arbeit des Gemeindeentwicklungsvereins.

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