Gelungener Auftakt:Lebhafter Diskurs

Vertreter von Jugendorganisationen der Parteien im Landkreis debattieren über eine Ausweitung der Fußgängerzone in Erding. Ähnliche Veranstaltungen sollen folgen

Von Christoph Schlenker, Erding

"Wir könnten die Diskussion jetzt mit dem Satz beenden, wir sind uns einig, dass wir uns uneinig sind. Den finde ich aber doof." Mit diesen Worten hat Anna-Maria Lanzinger von der Grünen Jugend den ersten jungpolitischen Stammtisch in Erding beschlossen. Junge, politisch interessierte Menschen hatten sich im AWO-Café getroffen, um über die Einführung einer Fußgängerzone in der Innenstadt zu diskutieren. Das eher unverfängliche Thema der Fußgängerzone sei für den Auftakt bewusst gewählt worden, es gebe aber "noch viele Themen, über die wir diskutieren werden und auch diskutieren müssen", sagte Benedikt Brüning, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Erding.

Alle Teilnehmer zeigten sich sehr zufrieden mit dem Verlauf des ersten Abends. Etwa 20 junge Leute waren erschienen, um die Junge Union, die Jusos, die Grüne Jugend, den Jungbayernbund, die jungen Freien Wähler und die Jungen Piraten zu vertreten. Der jüngste Teilnehmer war 15, der älteste 31 Jahre alt. Einige der Anwesenden studieren, andere gehen noch zur Schule, wieder andere stehen bereits mit beiden Beinen in der Berufswelt. Das Ziel, eine möglichst bunte Gruppe einzuberufen, um Meinungen und Standpunkte aus allen Blickwinkeln einzufangen, war erreicht. Trotz Redeliste und Wortmeldung schafften es die Anwesenden stets, eine natürliche und lebendige Diskussion zu führen. Den größten Teil der Runde machten dabei Junge Union und Jusos aus, Bayernpartei, Piraten und Freie Wähler waren mit jeweils einem Mitglied vertreten.

Ein Argument für die Fußgängerzone war die Steigerung der Lebensqualität in der Innenstadt nach einer Verkehrsberuhigung. So würde die Stadt wesentlich attraktiver für Einkäufer und Spaziergänger werden, finden einige. Auch die Cafés könnten von geringerer Lärmbelästigung profitieren, wie Alexander Fox von den Jungen Piraten anführte.

Mitglieder der Jungen Union gaben zu bedenken, dass bisherige Umfragen sich lediglich an Passanten richteten und Geschäfte der Innenstadt vernachlässigt hätten. Solange kein komplettes Konzept bestehe, könne man ohne erheblichen Mehraufwand auch nur wenig ändern.

Schnell verlagerte sich das Gespräch auf die Rolle der Bars, Cafés und Geschäfte der Innenstadt und wie diese durch eine Fußgängerzone beeinträchtigt würden. Ein erster Punkt hierzu war, dass die Einkaufsmöglichkeiten in der Stadt ohnehin relativ rar gesät wären. Gewerbeparks wie Erding West zögen außerdem weit mehr Gelegenheitseinkäufer an als die Läden im Ortskern. Eine Zeitlang versteifte sich der Diskurs auf das Einkaufsverhalten der Erdinger und einiger Touristen und ob hierfür Autos von Nöten seien oder nicht.

Die ganze Diskussion wurde dabei stets ruhig und durchaus sachlich geführt, wenngleich der Humor am Tisch auch nicht zu kurz kam. Die jüngeren Teilnehmer hielten sich mit Redebeiträgen zwar meist etwas zurück, gegen Ende hatte sich jedoch fast jeder mindestens einmal zu Wort gemeldet. Befürworter der Fußgängerzone kamen dabei meist aus den Reihen der Jusos, der Piraten und der Grünen Jugend. Von Seiten der Jungen Union wurden eher kritische Stimmen laut. So sei Erding zum Beispiel gar nicht dazu ausgelegt, die Lange Zeile zu sperren. Der Verkehr an den umliegenden Kreuzungen sei bereits extrem ausgeprägt und außerdem sei nicht genug Platz für etwaige Kreisverkehre vorhanden. Die Lange Zeile zu sperren würde somit nur zu mehr Verkehrsproblemen führen.

Nach Ende der zweistündigen Diskussion wurden in kleineren Gruppen im scherzhaft angekündigten "Parteien-Bashing" noch verschiedene andere politische Belange diskutiert. Fortan sollen die Stammtische einmal im Quartal abgehalten werden. Es sei oftmals schwierig, junge Leute zur Politik zu motivieren, der Stammtisch sei aber durchaus eine Möglichkeit, eben das zu erreichen, wie Martin Kern, Kreisvorsitzender der SPD und Juso, sagte. "Der Startschuss ist gegeben", sagte Kern am Ende der Veranstaltung, die Organisatoren sind durchaus optimistisch was die zukünftigen Stammtische anbetrifft.

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