Süddeutsche Zeitung

Gefüllte Stadtkasse:Und wieder ein Rekordhaushalt

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Die Steuereinnahmen steigen auch in Erding, der Kämmerer nimmt mehr Geld als erwartet ein. So können die Rücklagen geschont werden, und die richtig großen Aufgaben kommen ja erst noch

Von Antonia Steiger, Erding

So sehen geordnete Verhältnisse aus, die man anstandslos seinem Nachfolger übergeben kann: Der Erdinger Stadtkämmerer Hermann Held hat am Dienstag zum letzten Mal einen Nachtragshaushalt für die Stadt Erding vorgelegt, und es war wie immer: Die Steuereinnahmen übertreffen auch in diesem Jahr die immer wieder sehr vorsichtigen Prognosen des Kämmerers. Mit weiteren 6,65 Millionen Euro aus Gewerbe- und Einkommensteuer rechnet er in diesem Jahr zusätzlich zu den im Haushaltsansatz bereits festgeschriebenen 60 Millionen. Held geht im kommenden Jahr in den Ruhestand, er wird eine gut gefüllte Stadtkasse übergeben können. Die Rücklagen liegen Ende 2017 bei etwa 58 Millionen Euro.

Auf dem Immobilienmarkt geht immer noch was.

Der Verwaltungshaushalt der Stadt Erding wird in diesem Jahr einen Umfang von 90,97 Millionen Euro haben - ein neuer Rekordwert. Hinter dieser enormen Summe stehen Mehreinnahmen auf verschiedenen Posten: Statt 29 Millionen Euro streicht Erding 33 Millionen Euro an Gewerbesteuern ein. Statt 24,35 Millionen an Einkommensteuer werden es wohl 27 Millionen. Und auch der Grunderwerbsteuer macht einen signifikanten Sprung: von 1,6 Millionen auf drei Millionen Euro. Ein klarer Indikator dafür, dass auf dem zum Zerreißen angespannten Immobilienmarkt der Kreisstadt Erding immer noch was geht. Und auch die Stadt Erding mischt dabei mit: Wie im Nachtrag für den Vermögenshaushalt nachzulesen ist, hat die Stadt in diesem Jahr für 2,3 Millionen ein Grundstück am Ludwig-Simmet-Anger gekauft und für weitere 1,1 Millionen Euro weitere Flächen.

Entscheidend für die finanzielle Situation einer Kommune sind aber nicht nur die Summen, die sie für Investitionen wie für die Grundstücksbevorratung ausgibt, sondern auch dass sie im Verwaltungshaushalt, der das laufende Geschäft abbildet, mit den Einnahmen die Ausgaben bestreiten kann. Und das kann Erding dank der fröhlich sprudelnden Steuereinnahmen.

Manches wird aufs nächste Jahr verschoben.

Unter dem Strich stellte Held beim Nachtragshaushalt fest, dass die Einnahmen im Jahr 2017 die Ausgaben sogar um 14 Millionen übersteigen, ein etwa doppelt so hoher Wert wie erwartet. Dieses Geld fließt als Zuführung in den Vermögenshaushalt, um die großen und kleinen Ausgaben finanzieren zu helfen. Am Schluss fällt dann auch der Griff in die Rücklagen sehr viel weniger tief aus als erwartet: Statt 16,7 Millionen Euro muss Held nur 11,9 Millionen Euro diesem Topf entnehmen.

Auch im Vermögenshaushalt ergaben sich im Laufe dieses Jahres starke Veränderungen im Vergleich zu den Plänen, die im Haushaltsentwurf festgehalten waren, über den der Stadtrat im Dezember 2016 beschlossen hatte. Vor allem können viele Maßnahmen nicht angepackt werden, wie die Sanierung der Lena-Christ-Straße und der Wasserwerkskreuzung und der Bau der neuen Mensa an der Altenerdinger Schule. So verringern sich die Ausgaben. Einige Ausgaben erwiesen sich aber als zu teuer kalkuliert: Für den Umbau am Kronthaler Weiher waren 1,3 Millionen Euro vorgesehen, ausgegeben wurde aber nur eine Million. An anderer Stelle erhöhten sich die Ausgaben aber auch, zum Beispiel stiegen die Kosten für den Bau des Radweges an der Alten Römerstraße in Langengeisling um einige 100 000 Euro, weil der Untergrund so schlecht war.

Erding wird die Rücklagen dringend brauchen.

"Seien wir froh, dass wir den Bürgern vieles bieten können", sagte OB Max Gotz (CSU) zu diesem Haushalt. Er erinnerte aber auch daran, dass Erding in den kommenden vor sehr großen Herausforderungen steht beim Ausbau der Kinderbetreuung, bei den Schulen - für 26 Millionen Euro wird die Mittelschule am Lodererplatz saniert - und bei der Infrastruktur: Dickster Brocken ist hier die finanzielle Beteiligung der Stadt Erding bei der Tieferlegung der Gleise beim Bau des S-Bahnringschlusses. Erding hat durchgesetzt, dass der Übergangs an der Haager Straße im Untergrund verschwindet, daran muss sich die Stadt mit 35 Millionen beteiligen.

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Quelle:
SZ vom 28.09.2017
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