Gefiederte Wintergäste:Seidenschwänze trödeln noch in Thüringen herum

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Landesbund für Vogelschutz rechnet auch im Landkreis Erding mit einer Invasion der Tiere aus Sibirien und Skandinavien

Nach weißen Weihnachten sieht es in diesem Jahr noch nicht aus. Das hat auch Auswirkungen auf das Verhalten der Zugvögel. Ohne geschlossene Schneedecke können Arten, die sich nicht auf Insektennahrung spezialisiert haben, im Landkreis überwintern. Und zunehmend kommen auch neue Vogelarten in den Landkreis, um hier den Winter zu verbringen. Auffälligster Vertreter dieser neuen Arten ist der Silberreiher, der aus Südeuropa zu uns kommt, aber auch Seidenschwänze und Erlenzeisige aus Nordeuropa gastieren in manchen Wintern im Landkreis Erding.

Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) erwartet mit Spannung, ob die beiden letztgenannten Arten in diesem Winter wieder bei uns zu sehen sein werden. Das stellt sich dann bei der Stunde der Wintervögel heraus, die vom 6. bis 8. Januar stattfindet. Zusammen mit seinem bundesweiten Partner NABU ruft der LBV wieder alle Naturfreunde auf, eine Stunde lang die Vögel am Futterhaus zu zählen und dem LBV zu melden. Es ist die größte wissenschaftliche Mitmachaktion Deutschlands, bei der möglichst viele Menschen gemeinsam große Datenmengen sammeln und so wichtige Hinweise zur Entwicklung der heimischen Vogelbestände geben. Bei der Wintervogelzählung wird von jeder Art die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig zu beobachten ist. Die Beobachtungen können im Internet unter www.stunde-der-wintervoegel.de bis zum 16. Januar gemeldet werden. Dort findet man auch weitere Infos zu dieser Aktion.

Ein Trend zeichnet sich im Landkreis Erding bereits ab: Jahr für Jahr bleiben einzelne Exemplare von Star, Zilpzalp, Ringeltaube, Mönchsgrasmücke und Hausrotschwanz in der Region, statt in den Süden zu ziehen. Auch die Zahl der überwinternden Weißstörche ist gestiegen; aktuell werden landesweit noch 250 Exemplare gezählt.

Seit einigen Jahren tauchen auch immer wieder die auffällig gefiederten Seidenschwänze auf, die vor 20, 30 Jahren noch unbekannt im Landkreis waren. Das hat nicht in erster Linie etwas mit dem Klimawandel zu tun, sondern mehr mit gelegentlicher Nahrungsknappheit in ihrer Heimat Sibirien und Nordskandinavien. Zuletzt fand eine "Invasion", wie Ornithologen das Phänomen nennen, im Jahr 2013 statt. Auch im Landkreis Erding traten diese Vögel damals in Schwärmen auf. In diesem Jahr hatte man damit gerechnet, dass die Seidenschwänze erneut in großer Zahl auftauchen. Ganze Schwärme an Durchzüglern sind bereits über England, Holland und Schweden gesichtet worden. In Bayern sind sie jedoch noch nicht angekommen. "Sie sind stehen geblieben in Mitteldeutschland", erläuterte LBV-Pressesprecher Markus Erlwein. Überwiegend in Thüringen. Es könne aber noch dazu kommen, dass sie nach Bayern und somit auch in den Landkreis Erding weiterziehen. Oft träfen sie erst Mitte bis Ende Januar ein.

Derzeit sind ohnehin noch wenige Vögel in den Gärten zu sehen. Der LBV führt das darauf zurück, dass viele Vögel in den Wäldern aufgrund eines guten Baumsamenjahres noch genug Nahrung finden und deshalb bisher Futterstellen in Gärten weniger nutzen.

© SZ vom 16.12.2016 / tdr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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