Süddeutsche Zeitung

Geburtshilfe:Kinder, Kinder

644 Babys sind im vergangenen Jahr im Klinikum Erding auf die Welt gekommen - deutlich mehr als im Vorjahr

Von Florian Tempel, Erding

Wegen der Corona-Pandemie hat das Klinikum Erding im vergangenen Jahr insgesamt deutlich weniger Patienten gehabt als im Vorjahr. Denn um für Covid-19-Erkrankte und Notfälle bereit zu sein, wurden über weite Strecken nur medizinisch dringend notwendige Behandlung vorgenommen. Nicht betroffen vom Patientenschwund war allerdings die Geburtshilfe-Abteilung. Mit 644 Babys kamen fast 50 Kinder mehr als im Vorjahr im Erdinger Klinikum auf die Welt und damit knapp die Hälfte aller Neugeborenen im Landkreis.

Seit der Jahrtausendwende habe es nur dreimal noch mehr Geburten im Klinikum Erding gegeben, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamts. 2016 war das Rekordjahr mit 695 Babys, 2007 kamen 685 Kinder auf die Welt und 2002 waren es 668 Geburten. Im Vergleich mit anderen Kliniken ist das alles nicht sehr viel. Erding zählt, was die Geburtshilfe-Abteilung angeht, eher zu den kleineren Krankenhäusern in Deutschland.

Gleichwohl darf die für Erdinger Verhältnisse große Zahl von Geburten die Verantwortlichen freuen. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) wird in der Pressemitteilung mit einem Satz mit Ausrufezeichen zitiert: "Es war die richtige Entscheidung, in die Geburtshilfe deutlich zu investieren!" Im Sommer 2017 hatte die Geburtshilfe im Klinikum Erding wegen akuten Hebammenmangels schließen müssen. Als dort keine natürlichen Geburten mehr möglich waren, war das für viele eine Schocknachricht: Ein Kreiskrankenhaus ohne Kreißsaal war ein Armutszeugnis für einen so selbstbewussten und finanzkräftigen Landkreis. Zum Kinderkriegen mussten schwangere Frauen nach Freising, München oder Ebersberg ausweichen. Und ihre Babys erhielten dann eben diese Städte als Geburtsort in den Pass eingetragen und nicht Erding. Dass die Kreißsäle dicht gemacht wurden, war ärgerlich, aber in Deutschland nichts Seltenes. Dass sie in Erding nach einer großen Kraftanstrengung und einer Renovierung für 100 000 Euro im November 2017 wieder aufmachten, war außergewöhnlich.

Neben dem Einsatz der Lokalpolitik für die Wiedergeburt der Erdinger Geburtshilfe hat aber auch der Zuzug vieler Menschen aus dem Ausland dazu beigetragen, dass es mehr Babys als früher gibt. Laut der amtlichen Statistik kamen von 2000 bis 2014 pro Jahr 20 bis 70 Kinder im Landkreis als Ausländer auf die Welt. Ihr Anteil an allen Geburten betrug damit zwei bis fünf Prozent. Nach 2015 stieg die Zahl der nicht-deutschen Babys auf sieben bis 13 Prozent an.

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Quelle:
SZ vom 16.01.2021
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