Garching:Leck im Reaktor verzögert den Neustart

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Im Becken des Forschungsreaktors ist ein Leck entdeckt worden. Das Frühwarnsystem hatte es gemeldet. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Während die Betriebsgenehmigung weiter aussteht, muss die TU neuerlich eine Panne einräumen

Von Irmengard Gnau, Garching

Der Neustart der Neutronenquelle am Forschungsreaktor in Garching verzögert sich erneut. Wie die TU München als Betreiberin des FRM II am Freitag meldete, ist in dem Zentralkanal im Reaktorbecken, in dem sich ein Brennelement befindet, eine geringe Menge Wasser an den Kompensatoren ausgetreten. Der Vorfall habe jedoch keinerlei Auswirkungen auf die Sicherheit der Neutronenquelle, das Betriebspersonal oder die Umgebung; heißt es seitens der TU. Auch sei keine Radioaktivität freigesetzt worden.

Ein Frühwarnsystem hatte nach Angaben der TU am Mittwoch das Austreten einer geringen Menge Flüssigkeit gemeldet. Daraufhin eingeleitete Prüfungen, unter anderem mit einer Unterwasserkamera, hätten ein Loch in einem der Kompensatoren, eine Art luftleere Barrierekammer, an der Unterseite des Zentralkanals ergeben. Der Zentralkanal trennt den primären Kühlkreislauf, also herkömmliches Wasser aus dem Reaktorbecken, von jenem im sogenannten Moderatortank, in dem sich schweres Wasser, Deuteriumoxid, befindet. Um den Schaden zu beheben, soll der Zentralkanal nun ausgebaut und ersetzt werden. Nach dem Tausch muss der TÜV die Anlage umfangreich prüfen; erst danach ist eine Wiederaufnahme des Reaktorbetriebs möglich. Man hoffe, dieses Jahr noch einen Zyklus von 60 Tagen der Neutronenproduktion fahren zu können, so eine Sprecherin des FRM II am Freitag.

Die Forschungsneutronenquelle in Garching gilt als eine der leistungsstärksten ihrer Art. Der Forschungsreaktor steht jedoch in der Kritik, weil er mit hochangereichertem Uran betrieben wird. Umweltschützer fordern deshalb seine Abschaltung, es läuft eine Klage vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof. Nach einer Störung Anfang 2020, bei der eine geringe Menge radioaktives Kohlenstoffdioxid in die Luft entwichen ist, und in Folge der Corona-Pandemie steht der Forschungsreaktor seit bald zwei Jahren still.

Die beiden Grünen-Landtagsabgeordneten Claudia Köhler und Markus Büchler fordern angesichts des neuen Schadens erneut die Staatsregierung auf, das Wiederanfahren des Reaktors zu verhindern, bevor nicht ein Betriebskonzept mit niedriger angereichertem Uran gefunden sei. Auch die Zwischenlagerung müsse geklärt werden. Das Abklingbecken am FRM II ist beinahe voll. Die abgebrannten Brennelemente sollen Verträgen zufolge ins Atommüll-Zwischenlager im nordrhein-westfälischen Ahaus transportiert werden.

Dafür fehlen allerdings noch zwei Genehmigungen. Das Verfahren beim Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE)ist komplex. Es sei aber bereits weit vorangeschritten, sagt ein Sprecher der bundeseigenen Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ), das die Zentrallager in Ahaus und Gorleben sowie die Zwischenlager verantwortet.

Weil sich die Anforderungen beim Schutz des Zwischenlagers gegen Angriffe von außen geändert haben, seien allerdings aktuell noch Unterlagen zur IT-Sicherheit vorzulegen. Sind alle Unterlagen vorhanden, kann das BASE seine Prüfung beginnen. Die außerdem nötige Beförderungsgenehmigung beantragen die Betreiber parallel über ein spezialisiertes Transportunternehmen bei dem Bundesamt.

© SZ vom 24.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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